Mit den Lootboxen und dem Pay-2-Win-Model ging es vielen Gamern in "Battlefront 2"endgültig zu weit. Die Debatte hat Electronic Arts überwältigt und zum Einlenken gezwungen. Davon können und müssen wir für die Zukunft lernen. Denn es war nicht nur die Lautstärke, die den Shitstorm so mächtig machte.
Mich hatte dann doch die Neugier übermannt. Eigentlich hatte ich mir nämlich vorgenommen, „Battlefront 2“ zu ignorieren. Es nicht zu spielen. Ich kann nämlich nicht sonderlich viel mit dem „Star Wars“-Universum anfangen. Die Skywalker-Dynastie, leuchtende Lichtschwerter, die Macht: Ich finde es grossartig, dass sich Millionen Menschen so sehr dafür begeistern können aber mein Ding ist „Star Wars“ nun einmal nicht. Aber nach dem Dammbruch in der Lootbox- und Pay-2-Win-Debatte musste ich einfach einmal reinschauen. Ich wollte wissen, wie harsch sich dieses Glücksspielsystem in das Game hineingeschnitten hat. Ich warf mich also in einige Schlachten und spielte für mehrere Stunden. Was soll ich sagen: Ich war frustriert und enttäuscht! Denn einerseits ist „Battlefront 2“ in seinem Kern ein wirklich gelungenes Game. Zumindest im Mehrspieler-Part. Er korrigiert und adressiert viele der Fehler, die das DICE-Original von 2015 so mittelmässig machten. Die Schlachten sind nun schneller, vielfältiger, dynamischer und in einigen Momenten einfach episch. Die Optik ist umwerfend, der Sound steht den Filmen in Nichts nach. All die positiven Aspekte werden jedoch tatsächlich durch die irrsinnige Spielökonomie und das desolate Fortschrittssystem überschattet.
Der krude Mix aus Kredits, Lootboxen und Sternkarten – und den teils mächtigen Vorteilen, die sie mitbringen –, ist unausgewogen und wirr. Wenn ein Team schnell ein Match gewinnt, wird es abgestraft. Es erhält weniger von der Spielwährung Kredits als ein Team, das sich zäh durch eine Schacht schlägt. Sonst selbstsichere Scharfschützen müssen oft an ihrem Können zweifeln. Wenn ein Gegner überlebt, dann ging der Schuss vielleicht daneben. Aber eventuell war es auch ein Volltreffer, nur hatte das Opfer wohl eine Level-3-Gesundheitsbonus-Karte aktiviert, die es rettete. Welch unfairer Vorteil im Gegenzug eine Sternkarte für höhere Schussfrequenz sein kann, das erleben die, die Boba Fett und seinem Raketensturm begegnen. Die Kisten, die die zufälligen Karten ausspucken, sollten sich abseits der Kredits auch mit Kristallen aufschliessen lassen. Die hätten mit Echtgeld erworben werden sollen. Ein Spieler sollte mehrere Franken investieren und damit spürbare Vorteile im Wettbewerb bekommen, die sonst über Stunden erarbeitet werden müssten. Nur wenige Stunden vor dem offiziellen Launch hat Electronic Arts bei Letzterem die Reissleine gezogen. Kurzerhand wurden die Microtransactions entfernt – jedenfalls vorübergehend. Ein unerwarteter Schritt. Einer, der Anlass zum Jubeln gibt. Denn es ist Sieg. Zumindest sieht's aktuell danach aus.