Die GAMES.CH Kolumne #11-2017

Warum der brutale Trailer zu The Last Of Us Part 2 einfach Mist ist!

Artikel Video Michael

Sadismus ohne Sinn

Ich war stets einer von jenen, die sich wünschten, „The Last Of Us“ würde als singuläres Kleinod bestehen bleiben – ohne Prequel oder Nachfolger. Aber dennoch hatte ich auch immer Vertrauen in das Können und Tun von Naughty Dog. Als ein neues „The Last Of Us“ angekündigt worden war, war ich recht sicher, dass es die begonnene Geschichte immerhin sinnig weiterspinnen würde. Der jetzige Trailer hat mich aber zutiefst verunsichert. Sollte er nämlich repräsentativ sein – also zeigen, worum es im Kern geht, was schliesslich die Aufgabe eines Trailers ist –, wird „The Last Of Us Part 2“ kein Videospiel, das ich mit Begeisterung spielen würde. Die Gewalt findet hier nicht als eines von vielen narrativen Elementen statt – also als einzelnes Werkzeug im Rahmen einer Erzählung. Stattdessen wird sie vollkommen selbstzweckhaft und gedankenverloren ausgespielt. Die sadistische Gewalt steht im Zentrum eines geradezu voyeuristischen Exzesses, der schlicht zum Ziel hat, Leid und Verletzlichkeit zur Schau zu stellen. Die Figuren und ihre Erfahrungen? Die sind in diesem Trailer vollkommen nebensächlich. Das ist irritierend und erschütternd.

Screenshot

Wir erfahren nicht, wer die Opfer sind, wie sie dieses Erlebnis formt, wie es ihr Tun beeinflusst oder warum sie eigentlich angegriffen und misshandelt werden. Fans können zwar Referenzen wie das „break her wings“ aufschnappen, Hinweise auf die Stadt Seattle entdecken oder mutmassen, dass die beinahe Erhängte eventuell Anna, Ellies Mutter, sein könnte. Adressiert oder angeregt werden diese Gedanken jedoch nicht. Ja, sicher: Natürlich soll „The Last Of Us Part 2“ ein Rache-Epos werden. Autor Neil Druckmann hat angeführt, dass Gewalt „den Ton setzt” und die Gnadenlosigkeit die Höhe der Hürden markiert, die die Menschen in der Pilz-Postapokalypse überwinden müssen. Alles nachvollziehbar und verständlich. Daran ist nichts auszusetzen und eventuell mag all das im finale Game sinnig aufgehen. Aber der Trailer spricht nun mal eine andere Sprache: Er präsentiert die Gewalt als Essenz von „The Last Of Us Part 2“ und DEN Grund, das Spiel zu kaufen. Das ist enttäuschend, effekthascherisch, billig und Naughty Dog eigentlich nicht würdig.

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