Die GAMES.CH Kolumne #01-2017

Wir brauchen wieder Games mit Identität!

Kolumne Michael

Am 13. Juni beginnt die diesjährige E3 und davor schon die Pressekonferenzen der grossen Publisher. Dort erwarten uns Enthüllungen neuer und aufregender Games. Oder auch nicht. Denn leider gleichen sich die grossen Top-Titel immer mehr. Statt sich an mutigen und neuen Spielelementen zu versuchen, verlassen sich viele Entwickler immer öfter auf allzu bekannte Formeln und etablierte Mechaniken.

Wir Menschen sind Gewohnheitstiere. Das ist eine Binse aber wahr. Unser Geist mag es nicht, wenn Umstände von der Norm abweichen oder wir uns an neue Dinge gewöhnen müssen. Das macht uns ängstlich, lässt uns zögern und zaudern. Selbst wenn wir dabei neue Territorien erschliessen und interessante Erfahrungen machen könnten. Das gilt auch für Videospiele und deren Macher. Der beste Beweis dafür? Die Ubisoft-Formel. Die ist unter Gamern und Entwicklern so berühmt wie berüchtigt. Denn egal ob nun die „Assassin's Creed“-, „Watch Dogs“- oder „Far Cry“-Games: Irgendwie spielen sie sich doch alle gleich. Wobei: Nicht nur irgendwie, nein, es lässt sich sogar belegen, dass das so ist. Allesamt folgen sie nämlich einem Baukastenprinzip. In vielen Ubisoft-Games tauchen daher die immer gleichen Kernelemente auf. Eine grosse Welt, ein eher blasser Heroe als Projektionsfläche, seichte Rollenspiel-Elemente und eine Story, die auf den Rücksitz verbannt wird.

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Ebenso wird der Spieler mit einem Wust an Haupt- und Nebenmissionen, Sammelkram und schrägen Nichtspielercharakteren überschüttet. Dazu kommen einnehmbare Wegmarken, die die Welt nach und nach freilegen – seien es nun Türme, Stützpunkte oder Rechenzentren. Jedes einzelne Element ist erprobt und nachvollziehbar. Es ist eine Formel, die sich für Ubisoft bewährt hat und das Risiko bei der Entwicklung eindämmt. Ungekannte Mechaniken könnten die Spieler verschrecken. Aber das hier? Das kennen und mögen sie! Selbst das seinerzeit so mutige „Watchdogs“ ist daher nur ein Patchwork von „Far Cry“- und „Assassin's Creed“-Elementen mit neuer Kulisse. Aber auch andere Entwickler haben begonnen das Model zu adaptierten. Das mit seiner Postapokalypse-Steinzeitszenerie so erfrischend andersartige „Horizon: Zero Dawn“ stellt im Grunde nicht mehr als eine echt gelungene Adaption des Ubisoft-Gerüsts dar. Das beginnt beim Sammeln von Pflanzen, geht über das Abernten von Gegnern und endet beim Adler-, oh verzeiht, dem Fokus-Blick.

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