Die GAMES.CH Kolumne #08-2018

No Man's Sky Next ist das Spiel, das vor zwei Jahren hätte erscheinen sollen

Kolumne Video Michael

Mit „Next“ hat Hello Games ein riesiges Update für „No Man's Sky“ veröffentlicht. Das reicht vieles nach, was sich die Spieler einst gewünscht hatten. Damit ist es nun fast das Game, das es einst hätte sein sollen. Aber vor allem zeigt es, wie Spieleentwickler richtig mit Fehlschlägen umgehen.

Screenshot

Sie hätten jede Möglichkeit gehabt. Sie hatten sich verdrücken können. Sie hätten zum nächsten Projekt springen können. Manch einer riet ihnen gar, einfach das Studio dicht zu machen und sich neue Jobs zu suchen. Aber nein: Stattdessen sind sie geblieben, haben die Prügel ausgehalten, haben zugehört und weitergemacht. Ja, es wäre untertrieben, das Erscheinen von „No Man's Sky“ im Augst 2016 – ja, das ist schon zwei Jahre her – als ein Debakel zu bezeichnen. Über Hello Games, dem einst lediglich für „Joe Danger“ bekannten Indie-Entwickler aus dem britischen Guildford, brach ein geradezu apokalyptischer Sturm aus Wut und Enttäuschung herein. Seit dem ersten Trailer von den VGX Awards 2013 entwickelte sich „No Man's Sky“ zu einem der meist-gehypten Games überhaupt. Es war vorprogrammiert, dass es enttäuschen würde. Nicht weil es ein schlechtes Spiel gewesen wäre. Denn das war es eigentlich nicht – es war zu seinem Erscheinen ein durchaus solides Survival Game. Aber: Es war eben auch ganz anders als es sich viele Spieler vorgestellt hatten.

Vortrag von Sean Murray 2016 in Darmstadt

Die Trailer und vor allem Studio-Gründer Sean Murray hatten ein Weltraumabenteuer von geradezu epischer Freiheit, einfangender Mystik und grenzenlosem Spass suggeriert. Bei vielen Spielern blieb es aber nicht bei der Enttäuschung. Stattdessen brodelten Hass und Wut, der sich in Todes- und Gewaltandrohungen entlud. Ich hatte mich geschämt. Nicht für mich aber wohl, welches Bild die Gamer-Gemeinde in dieser Zeit abgab; und vor allem war ich bestürzt darüber, wie „wir Gamer“ mit jenen umgehen, die das erschaffen, was wir doch alle lieben. Das alles ging nicht spurlos an Hello Games vorbei. Die Entwickler verliessen zeitweise ihr Büro in Guildford – aus Sorge, einige könnten ihre Drohungen wahr machen. Es sollen Tränen geflossen sein. „Es war so schlimm, wie es sein konnte“, hatte Sean Murray der Zeitung The Guardian gesagt – sein erstes Interview seit Monaten. Aber Murray möchte die Spieler auch nicht schelten – und schon gar nicht das Internet, in dem sich der Hass manifestierte. Denn es sei ein überdeutliches Zeichen gewesen, dass sie etwas „vermasselt haben.“

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