Die GAMES.CH Kolumne #03-2019: Star Wars Jedi: Fallen Order

Star-Wars-Fans haben mehr verdient als dieses Milchgesicht

Kolumne Michael

 Mehr Mut beim Hauptdarsteller

Es ist tatsächlich so: Durchschnittlicher und langweiliger als Cal Kestis kann ein Held kaum wirken. Selbst die meisten glatzköpfigen Space Marines kommen interessanter daher und bieten eine breitere Identifikationsfläche als der brave Kestis, der, was ein Klischee, seine Tarnung aufbricht, als er einen Arbeitskollegen mittels der Macht vor dem Tod bewahrt. Dabei böte die Welt von George Lucas' Weltraumoper doch eine Vielzahl an Möglichkeiten, einen Held oder eine Heldin zu gestalten. Denn, wie die Filme zeigen, sind auf der hellen wie dunklen Seite alle Geschlechter, Hautfarben und Körperformen zu finden. Und das betrifft nicht nur die Menschen. Ja, genau: Warum müssen in diesen aufwendigen Produktionen eigentlich (fast) immer die Menschen im Zentrum stehen? Das „Star Wars“-Universum ist schliesslich von unzähligen faszinierenden, schrägen und coolen Spezies bevölkert – über die die Fans sicher gerne mehr erfahren würden. Seien es die noch sehr menschlichen Mirialan und Togruta, die felligen Bothan oder die insektoiden Rodian und viele mehr.

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Es wäre für die Spielemacher viel leichter als die Filmemacher einen dieser Exoten in die Heroenposition zu heben. Denn was beim Film stets mit Make-up und CGI-Effekten geschliffen werden muss, ist im Computerspiel mit einem digitalen Modell, Animationen und einem guten Sprecher recht schnell erledigt. Dazu hätten sie die Möglichkeit, so einen einen bleibender Beitrag zur fiktiven „Star Wars“-Gesellschaft zu schaffen und die Geschichte aus einem bisher ungekannten Blickwinkel zu erzählen. Wie oben schon angemerkt, lässt sich natürlich nur spekulieren, warum Respawn darauf verzichtet hat, einen solchen kreativen Sprung zu wagen: Massiver Zeit- und Produktionsdruck, eine gezielt breite Zielgruppengefälligkeit, schlichte Gedankenlosigkeit oder vielleicht war es auch eine bindende Marketingentscheidungen, die nicht von den Entwicklern, sondern in den hohen Etagen von Electronic Arts getroffen wurde. Wahrscheinlich ist es aber auch eine Mischung aus all diesen Punkten.

Gut wird’s aber wohl trotzdem

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Ich weiss und bin mir wohl bewusst, dass viele anderer Meinung sein werden; denken, dass ich „Fallen Order“ hier runterputzen will. Aber dem ist nicht so. Denn auch wenn ich nicht der grösste „Star Wars“-Fan bin, so weiss ich doch um die Magie der Filme und die Faszination des Universums. Vor allem dank einiger der älteren Games wie „Dark Forces“, „Knights of the Old Republic“ und dem originalen „Battlefront“, die auch viel zur Vielfältigkeit und Grösse des Universums beigetragen haben – und mit denen ich viel Zeit verbracht habe. Und ich bin ziemlich überzeugt, dass auch „Fallen Order“ sich in diese Reihung einfügen könnte, eine gute Geschichte und ein tolle Spielerlebnis bietet. Allerdings bin ich eben auch überzeugt, dass hier viel Potential verschenkt wird, eine neue, erinnerungswürdige und herausstechende Heldenfigur zu schaffen. Eine Heldenfigur, die sowohl „Star Wars“ zur Ehre gereicht als auch den Mut und die Vielfalt widerspiegelt für die „Star Wars“ heute steht.

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