Landwirtschafts-Simulator 22 - Test / Review

Current-Generation-Farming?!

Test Video Benjamin Braun getestet auf PlayStation 5

Optischer Leckerbissen mit kleinen Macken

Es gibt etliche Bereiche, in denen die Vorgänger teils grossen grafischen Nachholbedarf hatten. Wir wollen jetzt aber nicht auf den möglichen Versäumnissen der vorherigen Teile herumreiten, sondern freuen uns lieber darüber, dass der "LS22" in einigen Punkten drastisch zugelegt hat. Da wäre etwa der allgemeine Detailgrad der Fahrzeuge und Umgebungen. Klar, die Animationen beim Aufklappen eines Pflugs sahen auch früher schon toll aus und wirkten zumeist extrem authentisch. Aber wenn im Traubensammler die einzelnen Früchte tanzen oder ein Mähdrescher bei der Weizenernte mehr als nur ansehnlich Partikel im Heck abwirft, während der Motor noch ein bisschen mächtiger grölt, ist das sicherlich nicht nur für uns ein Anblick, an dem man sich nicht sattsehen kann.

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Auch etwa beim Düngen der Felder mit weitgehend flüssigem Material sind die Vorzüge deutlich sichtbar: Denn wo früher der Untergrund bestenfalls etwas dunkler wurde, ist nun eindeutig erkennbar, wo der Boden nass geworden ist und wo nicht. Selbst einzelne Steine im Feld, die ihr mit den neuen Stonepickern entfernen könnt, sind gut zu erkennen. Es ist schwer zu erklären, weshalb das so faszinierend ist. Aber sogar diejenigen, die die Reihe nicht mögen, verstehen sicher, was wir meinen, wenn sie das und ähnlich detailliert dargestellte Dinge in Bewegung sehen. Wir kennen die PC-Version zwar bislang nur aus einer Preview-Version und wohl auf besonders leistungsstarken Rechnern. Im Kern müsst ihr aber auf den Current-Gen-Konsolen nur kleinere visuelle Abstriche machen. Und die beziehen sich auch nicht auf Details aus nächster Nähe, sondern eher auf die eingeschränkte Weitsicht, bei denen Korn oder Kornreste auf einem entsprechend grossen Feld zum Teil einfach ausgeblendet werden. Dennoch ist das im Vergleich zum "LS19" auf Xbox One und PS4 ein gewaltiger Sprung. Wie die Last-Gen-Versionen in der Praxis aussehen - genauso gut wie auf Current gen ganz sicher nicht -, konnten wir leider noch nicht überprüfen.

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Was GIANTS Software generell nicht oder nur bedingt verbessert hat, ist die Spielphysik. Meistens helfen die Macken (oder das bewusste Ausklammern physikalischer Genauigkeiten) beispielsweise bei Kollisionen mit den teils rücksichtslos fahrenden (aber abschaltbaren) Verkehrsteilnehmern. Denn Schaden nehmen eure Traktoren davon wie gehabt keinen - und selbst ein umgekippter Anhänger verliert rein gar nichts von seiner Ladung und kann notfalls mit kleinen Tricks wieder aufgerichtet werden. Aber was macht man, wenn eine zu mähende Wiese wieder mal an einem Abhang positioniert ist und die geformten Ballen den Hang herunterrollen, sodass man sie quasi nicht mehr aufsammeln und abtransportieren kann? Das grösste Manko bleibt mit dem "LS22" aber, dass die Ingame-Tutorials im Grossen und Ganzen unzureichend sind und so einiges schlichtweg nicht erklären. Das stellt Serienveteranen selten vor Probleme, denn die haben quasi dieselben Probleme schon vorher gelöst und wissen nun, wie was geht. Einsteiger könnten jedoch mehr und vor allem besser angeleitet werden. Zudem sind einige Menüs umständlich und besonders via Gamepad nicht optimal bedienbar. Das muss man wirklich nicht verstehen, dass es in diesem Bereich praktisch keinerlei Fortschritte gibt. Unterm Strich sind die Probleme aber nicht so gravierend, dass man allein deshalb Einsteigern vom Spiel abraten müsste. Aber ja, es dürfte so einige Dinge geben, bei denen ihr euch in einem "LS"-Forum externe Hilfen holen müsst. Und das hätten die Entwickler gewiss in vielen Punkten durch Verbesserungen in der Spielerführung vermeiden können.

Ein weiterer Schwachpunkt, gerade dann, wenn man eben gleich mehrere Felder auf einmal bestellen muss (bei den Lohnarbeiten geht immer nur eines auf einmal), findet sich auch bei den Erntehelfern. Die könnt ihr zum Beispiel zum Abernten, zur Aussaat und andere Tätigkeiten gegen überschaubare Geldmengen anheuern. Manche Aufgaben können sie aber gar nicht umsetzen. Bei anderen schaffen sie es immer wieder, zwischendurch nicht weiterarbeiten zu können. Teilweise auch, weil GIANTS Software Bäume sehr eng an der Feldgrenze platziert hat, die das Rangieren erschweren.

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