Left Alive - Test / Review

Lieber sterben oder spielen?

Test Video Benjamin Braun getestet auf PlayStation 4

Ein Versuch kommt selten allein

Einigermassen zur Wehr setzen könnt ihr euch in „Left Alive“ nur, wenn ihr euch Hilfsmittel bastelt. EMP-Granaten, verschiedene Arten explosiver Wurfgeschosse und viele andere Items stellt ihr jederzeit her, so ihr denn ausreichend Ressourcen bei euch tragt. Blutstillende Heilmittel zählen ebenfalls zu eurem Crafting-Repertoire. Bei Letztgenannten habt ihr aufgrund des recht schnellen Ablebens selbst mit Schutzweste jedoch oft gar nicht die Gelegenheit, sie noch zur Rettung einzusetzen. Das ist besonders deshalb ärgerlich, da die Gegner durch ihre Schadens- und Widerstandswerte zwar übermächtig sind, die KI selbst jedoch ziemlich dumpf ausfällt.

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Dass die Steuerung nicht sonderlich präzise oder das Durchschalten der Hilfsitems (Heilmittel nach links auf dem D-Pad, Wurfwaffen nach rechts) zu umständlich innerhalb eines bereits ausgebrochenen Feuergefechts ist, wäre vielleicht noch verschmerzbar. Was richtig nervt, ist allerdings die Checkpoint-Politik von „Left Alive“. Es gibt zwar ein paar automatische Savepoints und später zusätzlich auch beliebig oft manuell aktivierbare Speicherstationen. Aber auch die ändern wenig daran, dass ihr nach einem Bildschirmtod oft weit zurückgeschickt werdet. 5, 10 oder 15 Minuten sind da normal. Und das gilt auch für die linearen Abschnitte, in denen ihr aufgrund der grundlegenden Steuerungsprobleme oder der Tatsache, dass die Kollisionsabfrage ihre Tücken hat, im Zweifel weit mehr als nur einmal das Zeitliche segnet.

Mit Heimlichkeit zum Erfolg

In den Situationen, in denen ihr die Schleichmechanik in „Left Alive“ nutzen könnt (oder eben gar nicht erst daran vorbei kommt), sieht das etwas anders aus. Selbst bei freier Sicht erkennen euch die Gegner oft aus geringer Entfernung nicht, so lange ihr geduckt geht. Das Spielsystem bietet jedoch auch beim Stealth keine Zuverlässlichkeit. Interessant ist, dass ihr beim Durchrennen zu einem Einsatzpunkt, an denen ihr häufig storyrelevante Kontaktpersonen trefft, oft bessere Überlebenschancen habt. Denn dann reicht das ansonsten übertrieben stark gesoffene Zielwasser der Gegner meist nicht mehr aus. Zudem stellen eure Verfolger ziemlich schnell die Verfolgung ein, wenn ihr nur ein paar Meter Vorsprung rausgelaufen habt.

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Ob das so gewollt ist? Wohl eher nicht! Es scheint viel eher ein weiterer Fehler in einem in unzähligen Punkten unausgegorenen Spielsystems zu sein. Das gilt indes auch für die Mech-Sequenzen. Die allerdings leiden eher darunter, dass sie zu leicht geraten sind und deren Explosivität zusätzlich im Texturmatsch und den teils prähistorisch anmutenden Effekten untergeht. Abstürze in unserer Version für die PS4, von denen Spieler teils im Netz berichtet haben, konnten wir indes keine verzeichnen. Technisch ist „Left Alive“ allerdings trotzdem sehr durchwachsen. Trotz der bestenfalls mittelmässigen Grafik fallen Speicher- und Ladezeiten relativ lang aus. Bisweilen wirkt „Left Alive“ wie ein hochskalierter PS3-Titel.

Fazit

Es würde zu weit gehen, „Left Alive“ als Schrottsoftware zu bezeichnen. Dafür stecken zu viele gute Ideen und vielseitige Mechaniken im Spiel. Allerdings ist eben auch keine dieser Ideen und Mechaniken in einem Masse ausgereift, als dass „Left Alive“ zu einem empfehlenswerten Spiel werden könnte. Dafür passt einfach zu wenig, dafür ist schon allein die schwammige Steuerung zu schlecht, dafür ist die Grafikqualität zu niedrig, die mit unterdurchschnittlich am treffendsten beschrieben ist. Die Probleme von „Left Alive“ sind zudem teils so gravierend, dass das Spiel auch durch Patches kaum noch in die richtigen Bahnen gelenkt werden könnte. Mehr und sinnvoller platzierte Checkpoints wären gewiss möglich und wünschenswert. Aber durch die damit verbundene Senkung des Nerv- und Frustfaktors allein, könnte „Left Alive“ auch nicht in Gänze gerettet werden.

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Das ist enorm schade um all die Features, die auf dem Papier im Spiel stecken: Looting, Crafting und viele weitere Elemente aus Rollenspielen, Action-Adventures oder Stealth-Abenteuer. Am Ende spielt jedoch keine Rolle, ob es eher am Unvermögen der Macher, an Zeitnot oder schlicht an zu hohen Ambitionen liegt, das „Left Alive“ kein gutes Spiel geworden ist. Denn am Ende zählt nur das Ergebnis, und das ist gelinde ausgedrückt ernüchternd und in Teilen entsetzlich schlecht. Im aktuellen Zustand jedenfalls ist „Left Alive“ die dafür aufgewendete Lebenszeit nicht wert. Da findet ihr aktuell eine ganze Reihe deutlich besserer Alternativen.

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