Life is Strange: True Colors - Test / Review

Empathie und Emotionen

Test Video Beat Küttel getestet auf PlayStation 4

"Life is Strange: True Colors" tritt ein schwieriges Erbe an. Nach dem hochgelobten Erstling liess die Qualität etwas nach, und Prequel, Spin-off und Nachfolger konnten nicht mehr ganz auf demselben hohen Level überzeugen. Schafft es das neueste Spiel der Reihe mit einigen frischen Ideen und der neuen Protagonistin Alex zurück in die Erfolgsspur? Oder war die Mischung aus Adventure, interaktivem Film und dramatischer Story ein One-Hit-Wonder? Wir haben uns ins Abenteuer gestürzt und verraten euch, ob sich der Ausflug in ein malerisch erscheinendes Bergdorf in Colorado lohnt.

Eine neue "Life is Strange"-Geschichte, eine neue Protagonistin. Wir starren in den ersten Sekunden des Spiels auf eine Grossaufnahme von Alex Chen, mit der wir in den kommenden Stunden noch sehr viel erleben werden. Wir werden Zeuge von einer Art Austrittsgespräch mit einer Ärztin in einem Jugendheim in Portland (Oregon), in dem Alex die letzten acht Jahre verbracht hat. Dabei kommt auch zur Sprache, ob Alex' Bruder Gabe, zu dem sie ziehen will, über ihre "Probleme" Bescheid weiss. Ist das eine Anspielung auf die speziellen Kräfte, die Alex besitzt und die natürlich auch in dieser "Life is Strange"-Story wieder eine Rolle spielen? Oder steckt vielleicht etwas ganz anderes hinter dieser Frage? Wir als Spieler bleiben hier erst mal im Dunkeln und brechen stattdessen mit Alex auf in das nächste Kapitel ihres Lebens.

Ankunft im Paradies?

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Dieses neue Kapitel führt uns nach Haven Springs im US-Bundesstaat Colorado, wo Alex, wie sie selber sagt, ein normales Leben als eine normale junge Frau beginnen will. Doch wird dieser Einstieg in ein neues Leben gelingen? Der erste Eindruck sowohl für Alex als auch für uns als Spieler ist jedenfalls atemberaubend, denn die Berglandschaft, in die das kleine Dorf eingebettet ist, wirkt absolut bezaubernd. Auf den ersten Blick eine absolut friedvolle Idylle mit toller, farbenfroher Natur, was wirklich wunderschön umgesetzt ist - selbst auf älterer Hardware. Nachdem Alex kurz darauf auch von ihrem Bruder abgeholt wird, führt er sie ein wenig herum. Wenig später klinkt Gabe sich jedoch schon wieder aus, da es wohl Krach mit seiner Freundin gab und er das lieber allein ins Lot bringen will. Zeit für Alex, auf eigene Faust erste Bekanntschaften und Entdeckungen zu machen.

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Falls ihr bisher noch nie ein "Life is Strange"-Spiel gezockt habt und euch fragt, wie denn überhaupt der Spielinhalt und das Gameplay aussehen, ist das relativ schnell erklärt. Grundsätzlich navigiert ihr in verschiedenen 3D-Umgebungen durch eine interaktive Geschichte. Ihr lauft also umher, interagiert mit der Umgebung, löst stellenweise Rätsel und redet mit den Leuten. Hier habt ihr öfter die Auswahl zwischen verschiedenen Dialogoptionen, die durchaus auch Einfluss auf die weitere Handlung haben können - etwa, ob ihr einem anderen Charakter gewisse Informationen weitergebt oder ihm das Gefühl vermittelt, (nicht) auf seiner Seite zu stehen.

Last but not least gesellt sich die geheime "Life is Strange"-Zutat dazu: Superkräfte. In Alex' Fall haben sich die Entwickler gegenüber den Vorgängern wieder etwas Neues einfallen lassen. "Empathie" ist zugleich Fluch und Segen für die hippe Protagonistin, denn anders als bei uns Normalsterblichen sieht Alex in gewissen Momenten eine farbige Aura um andere Personen. So repräsentiert eine gelbe Aura Freude, während Grün für Eifersucht steht, Pink für Liebe und ein lila Schimmer anzeigt, dass eine Person Angst hat. Blau kennzeichnet Traurigkeit, Rot wiederum Wut oder Hass. Alex kann auch die Gedanken dieser Personen "mithören". Wenn es jemand mit einer sehr starken Aura und einem besonders starken Gefühlsausbruch ist, fühlt sie allerdings manchmal richtig mit. Das kann dann zum Beispiel dazu führen, dass sie aufgrund eines Wutausbruchs von jemand anderem ebenfalls wütend wird und es dadurch zu Handgreiflichkeiten ihrerseits kommt, was natürlich einiges an Erklärungsbedarf hervorruft. Andererseits kann sie bei starken emotionalen Ausbrüchen von NPCs (Nicht-Spieler-Charakteren) in eine Art Trance eintauchen und die Umgebung nach Gegenständen absuchen, die ebenfalls eine entsprechende Aura haben und ihr mehr über die Gefühle der Person verraten.

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Natürlich gelangt Alex so an Informationen, die sie sonst nie hätte, und es liegt wiederum an euch, inwiefern ihr dieses Wissen mit anderen teilt. Diese aussergewöhnliche Fähigkeit ist aber wie erwähnt auch ein Fluch für die Heldin, denn sie möchte eigentlich nur ein ganz normales Leben führen. Stattdessen belastet ihr besonderes Talent ihre Psyche, und es stellt sich für den Spieler unweigerlich die Frage, was genau dazu geführt hat, dass sie davor so lange in einem Heim untergebracht war. Und als wäre das nicht schon genug, ereignet sich etwas, was Alex' Ankunft in Haven Springs überschattet und die gesamte Community erschüttert: Ein Einwohner kommt unter seltsamen Umständen ums Leben. Das befeuert Emotionen, was Alex so gar nicht brauchen kann, und es setzt eine ganze Reihe von Ereignissen in Gang, die euch über die gesamten 12 bis 15 Stunden Spielzeit von "Life is Strange: True Colors" beschäftigen werden und mit einigen schwer voraussehbaren Wendungen aufwarten.

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