Life is Strange: True Colors - Wavelength - Test / Review

Genau die richtige Wellenlänge

Test Video Beat Küttel getestet auf PlayStation 4

"Life is Strange"-Fans haben diesen Herbst viel Grund zur Freude. Zum einen ist mit "True Colors" ein neuer Ableger mit sattem Umfang erschienen, der vollumfänglich überzeugen konnte und die Spieler auf eine emotionale Reise mitnahm. Und kaum haben wir uns von den Ereignissen des Hauptspiels erholt, ist auch schon Nachschub da. Dieses Mal in Form eines (kurzen) Prequels rund um Haven-Springs-Bewohnerin Steph Gingrich, die Serien-Fans bereits vor ihrem Auftritt in "True Colors" kennengelernt hatten. Ist der Prequel-DLC "Wavelengths" ein Must-play oder doch eher nur Fan-Abzocke? In unserem Test erfahrt ihr es.

Langjährige Serienfans waren sehr erfreut, in "Life is Strange: True Colors" Steph Gingrich wiederzusehen, die bereits in "Before the Storm", dem Prequel zum ersten "Life is Strange", ihr Seriendebüt gab. Und während "Before the Storm" manches offen liess, war Steph halt auch in "True Colors" nicht der Hauptcharakter. Doch im hier getesteten DLC bekommt die queere und manchmal quirlige Steph nun also endlich etwas mehr Zeit für die Charakterentwicklung und steht dieses Mal so richtig im Mittelpunkt.

Steph & Story

Und wenn wir "Mittelpunkt" sagen, dann meinen wir das auch so. Die ganze, gute dreistündige Spieldauer von "Wavelengths" spielt sich nämlich im Plattenladen (und der DJ-Kabine) ab, den Besucher von Haven Springs inzwischen natürlich bereits bestens kennen. Die Ereignisse des DLCs setzen aber etwa ein Jahr vor dem Hauptspiel ein, als auch Steph erst ganz frisch in den Bergen Colorados ankommt. Das hat durchaus etwas mit vergangenen Ereignissen in Arcadia Bay zu tun, aber mehr wollen wir dazu nicht verraten. Was wir aber verraten können: Ihr werdet deutlich mehr über Stephs Seelenleben, ihre Einstellung zu verschiedenen Themen und auch Situationen in ihrem Leben erfahren. Und obschon die ganze Geschichte örtlich sehr begrenzt ist, heisst das dennoch nicht, dass nichts los wäre.

Screenshot

Zwar ist Stephs Einsamkeit als queere junge Frau, die neu ist in einem eher traditionellen kleinen Dorf in Colorado, durchaus ein Thema. Aber das Spiel sorgt dennoch dafür, dass ihr mit anderen Menschen interagiert, etwa durch Stephs DJ-Tätigkeit bei der lokalen Radiostation. Denn sie spielt nicht nur Musik, sondern nimmt auch Anrufe entgegen und gibt Lebensratschläge. Neben der Tatsache, dass sie dafür gern mal einen D20-Rollenspielwürfel als Entscheidungshilfe miteinbezieht, geben diese Gespräche natürlich einen Einblick in Stephs Seelenleben und Gedankenwelt. Dabei werden obendrein Charakterzüge und Informationen offenbar, die man aufgrund der Ereignisse des Hauptspiels bisher noch nicht so kannte. Via Handy finden ebenfalls einige Konversationen statt, und auch wenn sie sehr selten sind, so gibt es Konversationen von Angesicht zu Angesicht. Dennoch: "Wavelengths" hat es sich ganz offensichtlich nicht zum Ziel gesetzt, eine Story mit etlichen Cliffhangern zu erzählen, sondern konzentriert sich lieber auf Charakterentwicklung und das Füllen von Lücken in der Hintergrundgeschichte.

Fazit: Ein ganz eigener, aber gelungener Prequel-DLC

Screenshot

Unter diesen Gesichtspunkten ist dieser Prequel-DLC neben der Geschichte von Steph in vielen Belangen fast mehr ein Epilog zu "Before the Storm" rund um Ereignisse und bisher unbehandelte offene Fragen in Arcadia Bay und dabei gleichzeitig eben auch eine Art Prolog zu "True Colors". Und das war unserer Meinung nach eine richtig gute Wahl, die ebenso gelungen umgesetzt wurde. Natürlich hätte es in Haven Springs andere Sidestorys gegeben, die man hätte aufgreifen können und die allenfalls sogar einen längeren oder mehrteiligen DLC hergegeben hätten. Aber diese kurze Episode, die Steph voll und ganz in den Mittelpunkt stellt, greift nebenher einige Themenstränge auf, die seit der Zeit in Arcadia Bay noch offen waren, und behandelt sie auf gelungene Art und Weise. Das muss ein gut dreistündiger DLC erst einmal so gekonnt hinkriegen, ohne dabei völlig deplatziert zu wirken. Denn auch Stephs momentaner Gefühlszustand und ihre Gedankenwelt werden in "Wavelengths" eingewoben, und es ergibt sich ein Prequel, das wir jedem "Life is Strange"-Fan guten Gewissens ans Herz legen können. Wir wären zwar überhaupt nicht böse, wenn Entwickler Deck Nine noch weitere Geschichten aus Haven Springs in der Hinterhand hätte. Aber falls es das mit dem aktuellen "Life is Strange"-Kapitel gewesen ist, dann dürften Serien-Fans trotzdem mehr als zufrieden mit dem Jahr 2021 sein. Wir freuen uns auf jeden Fall jetzt schon darauf, welche Geschichten mit neuen (und vielleicht ja erneut auch mit altbekannten) Protagonisten das Franchise in Zukunft noch auf Lager haben wird.

Kommentare

Life is Strange: True Colors Artikel