Katzen und Sandkästen: Darin ist sicher irgendwo ein cleverer Wortwitz versteckt, den noch kein Reviewer auf der Welt gemacht hat. Das süsse Haustierabenteuer "Little Kitty, Big City" auf einen Katzenklowitz zu reduzieren, wäre ziemlich geschmack- und stillos. Denn trotz jeder Menge technischer Mängel ist das Spiel ein echter Sonnenschein für Jung und Alt, den wir auf der Xbox versucht haben, in unsere Pfoten zu kriegen.
Wer Katzen hat oder schon mal mit ihnen lebte, weiss, dass man eben nie genau weiss, was sie als Nächstes machen werden. Unser namenloser Held passt genau in dieses Schema, denn eines Tages sonnt er sich auf seinem Lieblingsplatz hoch über einer fiktiven japanischen Stadt, als er plötzlich abstürzt und ganz unten in den Strassen landet. Keine Angst: Der Katze passiert nichts. Keine möglicherweise traumatischen Gefahrenmomente für irgendwelche Tiere, keine panischen Katzenschreie - der Sturz zum Start ist das Schlimmste, was passiert. Das Game versucht dabei in keiner Weise, die Situation als etwas anderes als ein kleines Missgeschick darzustellen.

Das Ziel ist es, wieder nach oben zur Wohnung zu klettern. Um die nötige Kraft dafür zu haben, muss aber zunächst genug Futter gefunden werden. Mit der Hilfe von vielen tierischen Stadtbewohnern hat das kleine, schwarze Kätzchen das grösste Abenteuer seines Lebens vor sich. Für eine Krähe müssen glänzende Objekte gesammelt werden, der Enterich hat wieder mal seine vier Kinder verloren, und ein Tanuki arbeitet am Petwork, mit dem die Schnellreise durch die City möglich ist. "Little Kitty, Big City" ist verspielt, süss und soll einfach nur Spass machen. Die Dialoge mit den anderen Tieren sind für unseren Geschmack schon fast zu albern, störend allerdings auf keinen Fall.
Was würdet ihr als Katze machen?
Wie schon erwähnt, muss unser Protagonist ein paar Fische finden. Sind sie verputzt, hat man genug Energie, um das zentrale Hochhaus wieder hochzuklettern, um dort seinen Mittagsschlaf in der Sonne fortzusetzen. Die Fische sind quasi die Hauptquest, und jeder erfordert die Lösung eines kleinen Rätsels. Wie stiehlt man den frisch gefangenen Fisch von einem Fischer? Wie kann man ihn aus dem Supermarkt klauen, wenn man zuerst an Hindernissen vorbeikommen und dann fliehen muss, ohne erwischt zu werden? Diese Passagen sind besonders für erfahrene Zocker in keiner Weise problematisch oder fordernd, aber trotzdem unterhaltsam. Noch unterhaltsamer als die Haupt-Story sind jedoch die vielen Dinge, die man machen kann, für die Katzen allseits bekannt sind.

Man kann in Abfalleimer springen, um an deren Inhalte zu kommen, Kartonschachteln suchen, um es sich darin bequem zu machen, oder Schlafplätze finden, die Instagram-würdig wären. Die Bewohner der Stadt können durch gezielte Schläge zum Stolpern gebracht werden. Oder sie schiessen Fotos von einem, wenn man herzerwärmend vor ihnen miaut und um ihre Beine streicht. Die Stadt ist nicht wirklich eine Sandbox, in der man machen kann, was man will, sondern eine kurierte Sammlung von Katzenerfahrungen zum Nachspielen. Wer wollte nicht schon immer das Smartphone eines Fremden stehlen, um es dann in einem Toi-Toi zu versenken? Ausserdem ist nicht die ganze Stadt von Anfang an zugänglich. Durch das Fressen der Fische erhöht man seine Kletterausdauer, wodurch man sukzessiv in neue Gebiete gelangen kann. Zudem gibt es 42 Hüte, die man sammeln und freischalten kann, um seinem Stubentiger einen neuen Look zu verpassen.

Mit einer Länge von vier bis sechs Stunden, um alles abzuschliessen, was das Spiel zu bieten hat, ist der Umfang nicht allzu gross. Auf der anderen Seite wären noch mehr Nebenaufgaben oder Sammelobjekte dann schon wieder zu viel des Guten, weshalb die Länge gut ist, wie sie ist. Das Konzept einer Katze in einer kleinen Stadt wird gefühlt komplett ausgereizt, und wer den Abspann sieht oder die 100-prozentige Komplettierung erreicht, wird glücklich mit dem Erlebnis sein.
Der Haarball in der Suppe

So unterhaltsam der Kern von "Little Kitty, Big City" auch ist, so veraltet kommt die technische Seite daher. Die Steuerung ist nicht allzu präzise, besonders beim Klettern (den Sprintknopf als Zoomies zu bezeichnen, ist jedoch genial). Erst wenn man die maximale Ausdauer erreicht hat, kann man angenehm auch über kurze Distanzen klettern. Vorher war es sehr hakelig. Während die Tiere alle sehr detailliert daherkommen und toll aussehen, ist der Rest der Welt eher trist. Dass die Menschen keine Gesichter haben, kann man vielleicht noch damit verteidigen, dass die Katze sie sich nicht merkt. Aber auch die Umgebungen hätten mehr Farben und Details vertragen. Das grösste Problem ist jedoch die Kollisionsabfrage. Nachdem wir die Hauptgeschichte abgeschlossen hatten, fielen wir irgendwo durch die Spielwelt und landeten in einem unterirdischen Luftschacht ohne Ausgang. Kombiniert mit einem tragischen Autosave, bedeutete das für uns einen kompletten Soft Lock und einen unbrauchbaren Spielstand. Auch sonst fielen entweder die Katze oder Gegenstände durch die Böden oder wurden durch Wände verschoben. Das führte zwar in diesen Fällen nicht zu einem kompletten Neustart, allerdings trotzdem zu Frust.
Fazit
Die technischen Probleme können extrem frustrierend sein, wenn sie, wie bei mir, einen neuen Spielstand und den Neustart des Games erfordern. Trotzdem hatte ich bei meinem ersten und zweiten Playthrough viel Spass mit "Little Kitty, Big City". Es ist herzerwärmend süss, und sich als Katze austoben macht viel Freude - trotz der technischen Probleme und der ungenauen Steuerung. Das Konzept wird dank der eher kurzen Spielzeit nicht in den Boden gestampft, und wer nach etwa drei Stunden für die Story noch nicht genug hat, kann sich noch alle Sammelobjekte und In-Game-Erfolge holen.
