Alles parallel, alles lokalisiert
Während der zunächst PS4-exklusive Vorgänger erst rund sechs Monate nach dem Japan-Launch in Europa erschien (inzwischen gibt es auch Umsetzungen für andere Plattformen), wird "Lost Judgment" für PS4, PS5, Xbox One und Xbox Series X|S zur selben Zeit weltweit veröffentlicht. Auf eine lokalisierte Version müsst ihr deswegen nicht verzichten. Deutsche Sprachausgabe gibt es zwar erneut nicht - ihr habt die Wahl zwischen einem unseren Gefühl nach sehr guten japanischen und einen insgesamt guten englischen Voiceover. Übersetzt ist allerdings alles, obgleich die deutsche Fassung von den englischen Texten teils massiv abweicht. Ob sich die deutsche Übersetzung dabei einfach nur grössere Freiheiten nimmt, wobei auch mal eine Dialogzeile auf A-Team-Chef Hannibal Smiths Spruch "Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert" gemünzt wird, oder sich sogar näher am japanischen Original orientiert, können wir mangels Japanischkenntnissen nicht beurteilen.
Klar wird aber zumeist, dass die Übersetzer kapiert haben, worum es geht. Gelegentlich allerdings ergeben sich sonderbare Abweichungen zum englischen Voiceover. So reden Tak und die Vorsitzende des Tanzsport-Clubs einer Schule offenkundig aneinander vorbei - oder besser gesagt gibt Tak der jungen Frau gegenüber in der englischen Version eigentlich bloss nicht zu, dass er gar nicht tanzen kann. In der deutschen Übersetzung gesteht er dies jedoch ein, was die "Missverständnisse" in diesem Dialog offenbar nicht korrekt wiedergibt. Ein gravierender Nachteil entsteht daraus allerdings nicht, zumal wir uns vorstellen können, dass die englische Übersetzung in Teilen sogar noch deutlich mehr verfremdet wurde als die hiesige Sprachfassung. Das jedenfalls war beim Vorgänger eindeutig nachweisbar.
Fazit
Wer die "Yakuza"-Reihe und ganz besonders den direkten Vorgänger "Judgment" mag, muss nicht lange überlegen und kann bedenkenlos zugreifen. Die Mischung aus Story, Ermittler-Arbeit, Action und Freizeitaktivitäten ist gut und bietet Serienfans prinzipiell alles, was sie an der Reihe lieben. Auf den Current-Gen-Konsolen profitiert ihr zudem von kürzeren Ladezeiten, einer (für die Reihe nun nicht immer selbstverständlich) deutlich besseren Grafik und einer insgesamt saubereren Performance. Viele neue Ideen und Minigames sind ebenfalls mit dabei, unterm Strich muss "Lost Judgment" aber dennoch hinter dem herausragend guten Vorgänger zurückstecken. Das liegt einerseits am deutlich niedrigeren persönlichen Bezug der Hauptfigur Tak zu ihrem Fall, aber auch daran, dass sich das Spiel erzählerisch zwischendurch deutlich häufiger in Nebensächlichkeiten verliert. Wir wurden abwechslungsreich und spannend unterhalten, aber ganz so intensiv wie der Vorgänger konnte uns "Lost Judgment" am Ende nie fesseln.