Ludicious X - Rückblick - Special

Sehnsucht und Streams: Eindrücke vom Zürich Game Festival

Artikel Video Achim Fehrenbach

Vom 1. bis zum 3. Juli 2020 gab es im Rahmen von Ludicious X spannende Vorträge und Talks. Normalerweise treffen sich die Teilnehmer im Zürcher Zeughaus - doch dieses Jahr fand das Festival wegen Corona nur online statt. Kann das funktionieren? Wir waren dabei und haben mit Besuchern und dem Orga-Team gesprochen.

Der König muss 400 Tage schlafen, um seine Macht wiederzuerlangen. Unsere Pflicht ist, den unterirdischen Palast zu beaufsichtigen, bis der König wieder erwacht. Als einsamer Schatten laufen wir durch die Gänge und Höhlen und können tun und lassen, was wir wollen. Zeit haben wir mehr als genug, denn die 400 Tage laufen in Echtzeit ab.

"The Longing" von Studio Seufz ist ein aussergewöhnliches Spiel: Es lässt uns warten, lässt uns unsere Sehnsucht fühlen. Es ist eine Metapher für das, was viele von uns in Corona-Zeiten erleben. Wir sehnen uns nach Normalität, danach, dass der Albtraum der Pandemie zu Ende geht. Dass wir unbeschwert reisen und Freunde treffen können. Gleichzeitig fühlen wir, dass wir Geduld brauchen. Dass es Zeit braucht, bis die Dinge wieder in Ordnung kommen.

Bei Ludicious X hat "The Longing" einen Preis gewonnen: Das Spiel wurde mit dem Award "Innovation in Games" ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand online statt - so wie alle anderen Programmpunkte auch. Ob nun Vorträge, Diskussionsrunden, Workshops oder die Pitching-Runden, in denen Schweizer Entwickler ihre neuen Spiele potenziellen Investoren präsentierten, alles lief über die Online-Kanäle, die das Organisationsteam eingerichtet hatte: YouTube-Streams, Zoom-Sessions und Discord-Kanäle. Die Teilnehmer waren aus allen Teilen der Welt zugeschaltet. Einige der Events wurden aus dem Swiss Game Hub in Zürich gestreamt, zum Beispiel die Preisverleihung der Swiss Game Developers Association (SGDA), an der auch tatsächlich einige Entwickler "physisch" teilnahmen. Die nominierten Spiele hatten wir ja bereits in unserer Preview vorgestellt: Neben dem Innovation-in-Games-Award wurde der Emerging-Talent-Award verliehen: Hier gewann "Unrailed!" von Indoor Astronaut (Zürich), ein Koop-Zugstreckenbauspiel mit prozedural generierten Landschaften. Den SGDA-Preis für das "Swiss Game of the Year" gewann "Nimbatus: The Space Drone Constructor", entwickelt im Zürcher Stray Fawn Studio. Die Teilnehmer der Wettbewerbe präsentierte Ludicious in einer Online-Ausstellung, die auch jetzt noch abrufbar ist.

Ludicious X war also ein nahezu komplett virtuelles Festival. Aber kann das wirklich so gut funktionieren wie ein "physisches" Event ? Funktioniert es vielleicht teilweise sogar besser? Diese Frage ist auch deswegen interessant, weil Ludicious X als Vorlage für andere, künftig stattfindende Festivals dienen könnte. Die allermeisten Gaming-Events dieses Jahres wurden wegen Corona abgesagt - oder finden als reine Online-Veranstaltungen statt, darunter das Berliner Indie-Festival A Maze (22. bis 25. Juli 2020). Grosse Spielemessen wie die gamescom oder die Paris Games Week kann man sich ohne Vor-Ort-Veranstaltungen kaum vorstellen - doch bei Festivals scheint das schon eher möglich. Was waren also die grössten Herausforderungen bei der Organisation von Ludicious X? Wie hat das Festival den Teilnehmern gefallen? Und was können andere Veranstaltungen dieser Art an Erfahrungen übernehmen?

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