Ludicious X - Rückblick - Special

Sehnsucht und Streams: Eindrücke vom Zürich Game Festival

Artikel Video Achim Fehrenbach

Die Meinungen der Teilnehmer

Doch was waren die persönlichen Highlights der Teilnehmer? Was lief für sie gut, wo gibt es Verbesserungspotenzial? Um das herauszufinden, haben wir mit einigen "Besuchern" des virtuellen Festivals gesprochen. "Ich hatte jede Menge superspannende Meetings! So viele, dass ich es nicht geschafft habe, auch nur einen Talk zu schauen", berichtet zum Beispiel Philomena Schwab, Mitgründerin von Stray Fawn und Vorstandsmitglied der SGDA. Schwab war von den Business-Meetings so absorbiert, dass sie längst nicht alle Festival-Aspekte mitbekam. Für die Zukunft wünscht sie sich eine "coole, interaktive Variante der Ausstellung". Eine Mischform aus Online- und Präsenz-Event fände sie "tatsächlich eine spannende Lösung". "Live-Talks, die gestreamt werden, abwechslungsweise physische und digitale Meetings. So ermöglicht man auch kleineren Indie-Teams die Teilnahme, denen die Reisekosten zu teuer wären."

Doron Hirsch ist ein Schweizer Game-Designer, der in Amsterdam lebt. Zusammen mit Leon Arndt hat Hirsch 2017 das Studio Kwa Qua Games gegründet. Ihr Spiel "MiSH MASH" ist eigentlich auf direkte Interaktion ausgelegt, auf das gemeinsame Spielen vor Ort. Es funktioniert ein bisschen wie Flüsterpost, nur mit Zeichnungen. Es ist ein rundenbasierter Titel, bei dem jeder Spieler seine Zeichnung zu der des vorigen Spielers hinzufügt, dabei aber nur einen Ausschnitt der vorigen Zeichnung sieht. "Normalerweise spielen wir 'MiSH MASH' bei physischen Events auf iPads oder Wacom-Tablets", erzählt Hirsch. "Wegen der Pandemie mussten aber alle physischen Events entweder verschoben oder in Online-Events umgewandelt werden. Deshalb mussten wir 'MiSH MASH' auch für Spieler zu Hause spielbar machen." Dafür entwickelte Kwa Qua Games eine Browser-Version des Titels, die nun auch bei Ludicious X spielbar war. Auf dem Discord-Server des Festivals konnten sich Spieler für das "MiSH MASH"-Thema ihrer Wahl anmelden - entweder für "Aliens vs. Unicorns" oder für "Castle in the Clouds". "Wir haben dann jedem Spieler eine Direktnachricht geschickt, dass er an der Reihe ist - zusammen mit einem Link zu der Zeichnung. 'MiSH MASH' selbst wurde auf itch.io als WebGL-Build gehostet, sodass es jeder im Browser spielen konnte", berichtet Hirsch.

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Kwa Qua Games ist es gelungen, sich an die Pandemie-Bedingungen anzupassen. "Dass wir online gegangen sind, machte es auch leichter für uns, die Spieler zu erreichen", sagt Hirsch. "Wir mussten nicht mehr fliegen, keine Unterkunft organisieren - und vor allem nicht die ganze Technik mit uns herumschleppen. Dadurch haben wir die Möglichkeit, auch an Events teilzunehmen, die wir sonst nicht besuchen könnten - zum Beispiel das Jalloo Atlantic Festival for Animation and Games, das Mitte Juni 2020 in Kanada stattfand." Ein Nachteil von reinen Online-Events sei die geringere Sichtbarkeit der Games. Ausserdem fehle natürlich die Interaktion vor Ort. "Die Pandemie hat auch Auswirkungen darauf, wie 'MiSH MASH' gespielt wird", sagt Hirsch. "Nicht alle Spieler haben ein Wacom-Tablet oder einen PC mit Touchscreen." Das Zeichnen mit der Maus unterscheide sich stark vom Zeichnen mit Stylus, Apple Pencil oder dem Finger. "Dennoch freuen wir uns, dass es auch mit der Maus noch Spass macht - und dass bei älteren Spielern wohlige Erinnerungen an die Tage von Microsoft Paint aufkommen", so Hirsch. An Ludicious gefalle ihm am meisten, dass das Festival auch aussergewöhnliche und schwierige Themen aufgreife. Ein Highlight von Ludicious X war für Hirsch der Roundtable über Art und Animation. "Ausserdem war es grossartig, die alten Freunde wiederzutreffen - und neue Freunde zu finden."

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