Je schneller, desto anspruchsvoller
Eine weitere Parallele zwischen "Mario Kart" und "Mario Kart Live" besteht in den vier Leistungsklassen, die ihr im AR-Ableger sukzessiv freischaltet. 50 cm³ sind also vergleichsweise langsam und leicht zu beherrschen. Ab 150 cm³ wird es schon kniffliger, und ja, auch das RC-Kart fährt dann entsprechend deutlich schneller. Eine besondere Schwierigkeit ergibt sich in "Mario Kart Live" allerdings dadurch, dass das Videosignal, das von einer Kamera im Kart an die Switch übertragen wird, leicht hinterherhinkt. Das merkt man eindeutig schon beim Start, wo das ferngesteuerte Kart bereits losfährt, obwohl das Startsignal auf dem Bildschirm noch nicht ganz erfolgt ist. Schwierig wird es zudem, wenn zwischen RC-Kart und Switch eine Barriere wie etwa eine dickere Wand liegt. Als wir den Flur durch beide Wohnzimmer hindurch als Streckenverlängerung nutzten, zeigte die Verbindung zum Kart deutliche Aussetzer. Es wurden also weder unsere Eingabebefehle ans Kart noch das Videosignal zur Switch "hinter der Wand" noch einwandfrei übertragen. Gross tricksen, wenn man innerhalb eines Raumes eher wenig Platz für eine Strecke hat, ist auf diese Weise also allenfalls begrenzt möglich.
Den Zeitversatz innerhalb desselben Raums mit der Switch schätzen wir grob auf 200 bis 300 ms, was zwar nicht optimal, bei einem vorwiegend gegen die KI gespielten Fun-Racer, zumindest in den niedrigeren Leistungsklassen, aber auch kein Beinbruch ist. Bei 200 cm³ allerdings werdet auch ihr aufgrund der Verzögerung bei engeren Kursen häufiger mal den Einlenkpunkt verpassen. Nervig ist das allerdings nicht, da die KI-Stärke an diesen Schwachpunkt offenbar ebenfalls angepasst wurde. Viele grobe Fehler kosten den Sieg, einer allein aber hat höchst selten die Konsequenz, dass ein Cup wiederholt werden muss. Zu beachten sind bei "Mario Kart Live" jedoch vor allem zwei Dinge vor einer möglichen Anschaffung.
Zum einen benötigt ihr definitiv Platz, um eine Strecke zu erstellen - und am besten einen möglichst ebenen Ort, also idealerweise laminiert oder gekachelt und nach Möglichkeit keinen Teppichboden. Grössere Höhenunterschiede (also etwa beim Fahren von einer flachen Fläche über einen Läufer) erkennt das Kart beispielsweise bisweilen als Hindernis und drosselt automatisch das Tempo und scheint zudem bei einem flauschigeren Untergrund ohnehin etwas seltsam zu reagieren. Wer für diese Voraussetzungen also zunächst ein Entrümpelungsunternehmen beauftragen müsste oder die von Nintendo selbst als Mindestmass empfohlene Fläche von 3 mal 3,5 m nicht mal eben freischaufeln kann, sollte bei seiner Kaufentscheidung eher zurückhaltend sein. Der zweite Knackpunkt ist natürlich der Preis, denn so viel Spass "Mario Kart Live" auch macht, sind etwa 120 CHF nicht günstig. Das meinen wir allerdings nicht auf die sehr gute Verarbeitungsqualität bezogen oder auf die von uns beschriebenen (Sonder-)Fähigkeiten des Gefährts. Aufgrund des hohen Aufwands beim Aufbau einer schicken Strecke könnte bei manchen jedoch schnell die Luft raus sein.
Fazit
Bei Idee und Umsetzung an sich leistet sich Nintendo bei "Mario Kart Live: Home Circuit" kaum nennenswerte Schwächen. Die RC-Karts steuern sich exzellent, und die Japaner setzen gekonnt so viele der bekannten Besonderheiten der "Mario Kart"-Reihe mit dem Fernsteuerungs-Auto um, dass wir trotz des hohen Preises eine Kaufempfehlung für alle Switch-Besitzer aussprechen können. Allerdings nur mit gewissen Einschränkungen, denn ähnlich wie bei VR-Headsets benötigt man für "Mario Kart Live" viel Platz, um auch längerfristig Spass am Spiel haben zu können. Wer erst das gesamte Wohnzimmer umräumen muss, um eine Strecke aufzubauen, wird auf Dauer wohl kaum glücklich mit dem Titel werden. Seid ihr diesbezüglich nicht allzu stark eingeschränkt, könnt ihr jedoch bedenkenlos zugreifen - insbesondere dann, wenn Freunde mit ihrem eigenen Kart bei euch vorbeischauen, um auf der Piste um den Sieg zu kämpfen.