Bau dein Deck, erweitere dein Hauptquartier
Wie viele Runden ihr für eine Kampfmission benötigt oder ob einer der Superhelden zwischendurch zu Boden geht und Ähnliches, wirkt sich natürlich auf euer Ergebnis aus. Die Belohnungen, die ihr kassiert, resultieren einerseits in charakterspezifischen Stufenaufstiegen, aber auch in zusätzlichen Ressourcen, die ihr in der Abbey, dem Unterschlupf eures Teams, in Kartenverbesserungen oder Upgrades für euer Refugium investieren könnt. Hauptansprechpartner dafür sind selbstredend Bastler Iron Man und Dr. Strange, die sich bisweilen köstliche Wortgefechte liefern. Gerade der arrogant anmutende Tony Stark, also Iron Man, macht mit seinen Sprüchen extrem viel Spass - und sicherlich nicht erst, wenn man sich ein wenig im Marvel-Universum auskennt.
In der Abbey passieren vor und nach den Einsätzen, die ihr ein bisschen wie im HUD-Level von "Dragon Age: Inquisition" über den Wartable anspringt, aber noch einige andere Dinge. So könnt ihr euch im Gebäude und recht weitläufigen Umland ziemlich frei mit dem Hunter bewegen, interessante Schriftstücke mit Hintergrundinfos an Land ziehen, jeden Mitstreiter anquatschen, aber vor allem auch weitergehend eure Beziehung mit ihnen pflegen. Nach den Story-Missionen ist es möglich, etwa sogenannte Hangouts mit den einzelnen Charakteren anzugehen, Blade als Sparringpartner zu dienen oder mit Nico vor dem TV zu hocken. Die Beziehungs-Pluspunkte, die ihr dort sammeln könnt, verändern laut Firaxis nicht wirklich den Verlauf oder gar das Ende der Story. Steht ihr den anderen durch die gemeinsamen Aktionen (bei den Hangouts sind es oft Multiple-Choice-Dialoge, wobei eine Option die Beziehung leicht verbessert) näher, sollen sich jedoch so etwas wie Synergie-Effekte auch im Kampf ergeben, die entsprechend einen Vorteil bedeuten können.
Wir haben die begrenzte Spielzeit bei Firaxis jetzt nicht für grosse Erkundungstouren genutzt. Tatsächlich glauben wir sogar, dass die dabei gesammelten Belohnungen uns am Ende eher wenig interessieren werden. Nichtsdestoweniger sind sie mit ansprechend inszenierten Dialogen gespickt. Ihr findet im Umfeld der Abbey darüber hinaus neue, einmalig verwendbare Treffpunkte für die Hangouts, vor allem aber sind sie eben rein optional. Wer darauf keinen Bock hat, kann abseits einzelner Tutorial-Einsprengsel komplett darauf verzichten. Sogar Dialoge und Cutscenes könnt ihr ausnahmslos abbrechen. Empfehlen würden wir euch dies jedoch nicht. Zumindest für Marvel-Fans würde dabei ein guter Teil der starken Atmosphäre flöten gehen. Apropos Atmosphäre: Die lebt nicht zuletzt durch die überwiegend starken englischen Sprecher und den Soundtrack, aber auch durch die wuchtigen Soundeffekte. Wirklich jede Dialogzeile ist dabei vertont, was auch in der vollständig lokalisierten deutschsprachigen Fassung so sein wird. Ob sie mit der englischen Fassung mithalten können wird, lässt sich aktuell allerdings noch nicht abschätzen. Details etwa zu den deutschen Sprechern sind derzeit noch keine bekannt.
Ausblick
Wir mögen Rundentaktik-Spiele und besonders "XCOM" und sind in den letzten 10 bis 15 Jahren auch mit dem Marvel-Universum inzwischen mindestens genauso warm geworden wie mit DC Comics. "Midnight Suns" kombiniert beide Seiten nahezu optimal, denn ungeachtet des zunächst seltsam anmutenden Kartendeck-Systems mit Zufallsauswahl spielt sich der Firaxis-Titel exzellent, sieht besonders in den Kämpfen ziemlich cool aus und überrascht positiv mit seiner alternativen Superhelden-Story, die in humorvollen, oft pointierten Dialogen und mitsamt exzellenter Charakterzeichnung Fanherzen höherschlagen lässt. Hält das Spiel das Niveau der ersten vier Stunden oder legt gar noch zu, erwartet uns nicht weniger als ein absoluter Hit, der Rundentaktik- und Marvel-Fans gleichermassen begeistern wird. Und wir sind zuversichtlich, dass es genau so kommen wird!
Ersteindruck: Sehr gut