Mehr möchten wir an dieser Stelle gar nicht zur Geschichte verraten, denn schon diese kurze Zusammenfassung könnte als Spoiler gesehen werden, wenn Sony selbst nicht weitaus mehr in den eigenen Trailern verraten würde. Tatsächlich ist es schade, dass bereits sehr früh bekannt war, dass Schurken aus früheren Trilogien ein Comeback feiern. Gerade für Fans der alten Filme wäre das eine unglaubliche Überraschung gewesen.
Wie bei den beiden gescheiterten Trilogien zuvor versucht auch Regisseur Jon Watts hier eine bedrückendere Atmosphäre zu schaffen als noch im Vorgänger. Zwar bleibt der von Popkultur-Referenzen getränkte Marvel-Humor in vielen Szenen erhalten, Peter selbst ist aber nahezu konstant seinen Gegnern und der Gesamtsituation unterlegen. Es sind besonders diese Momente der puren Verzweiflung und Hilflosigkeit, die diesen Film über das Marvel-Mittelmass heben und an dessen beste Filme wie "Avengers: Infinity War" erinnern. Selten schaffte es Marvel so gut, Charakterentwicklung, Action und flotte Sprüche zu vereinen.
Wie bereits "Ghostbusters: Afterlife" versucht "Spider-Man: No Way Home" den Spagat zwischen Neu und Alt und driftet teilweise zu sehr in Richtung Fan-Service ab. Trotzdem schafft der Trilogie-Abschluss das Unmögliche und erzählt nicht nur eine packende Geschichte über Tom Hollands Peter Parker und dessen Kampf um seine Identität, sondern bietet auch den Charakteren aus vergangenen Filmreihen genug Raum, um über deren fehlende Fortsetzungen hinwegzutrösten. Es wird zweifelsohne Zuschauer geben, denen der konstante Fan-Service durch alte Charaktere zu viel gibt, für uns überwogen aber die überraschend erwachsene Geschichte und die teils phänomenalen schauspielerischen Leistungen von Figuren, die wir hier nicht vorwegnehmen möchten.
"Spider-Man: No Way Home" ist eine würdige Fortsetzung - nicht nur zur aktuellen Trilogie, sondern auch zu den "Spider-Man"-Filmen, die davor kamen. Es ist in gewisser Hinsicht ein Abschluss einer ganzen Ära von Superhelden-Filmen und schafft das, woran zwei andere Vorgänger bereits scheiterten. Peter Parker darf endlich auch mal an seine Grenzen kommen und mit Verzweiflung, Angst und Machtlosigkeit kämpfen. Die besten Marvel-Filme schaffen es, Popcorn-Kino und Humor mit tiefergreifenden Themen wie Familie, Verlust und Identität zu verbinden. Und "Spider-Man: No Way Home" gehört dabei zweifelsohne zu den bisher besten MCU-Filmen.