Myosotis Souvenirs - Special

Spielerisch Erinnerungen aufleben lassen

Artikel Janina

Im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsprojekts entstand an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) das Spiel "Myosotis Souvenirs" fürs iPad. Es wurde zusammen mit mehreren Altersheimen in der Nordwestschweiz entwickelt, um eine Möglichkeit für Angehörige von betagten Menschen zu bieten, mit diesen zusammen zu spielen und ins Gespräch zu kommen.

Screenshot

In "Myosotis Souvenirs" (Myosotis ist der botanische Name des Vergissmeinnicht) richtet man zusammen ein altes, renoviertes Haus neu ein. In jedem der vier Räume können verschiedene Dekorations- und Einrichtungsgegenstände platziert werden. Zuvor müssen sie aber im dunklen Estrich gesucht werden. Während eine Person mit einer virtuellen Taschenlampe den Raum beleuchtet, öffnet die andere Kisten, verschiebt Vorhänge oder tippt die gefundenen Gegenstände an. Einige der Einrichtungsgegenstände können personalisiert werden. Dann zeigt das Fernsehgerät eigene Videos, und die Bilderrahmen enthalten private Fotos.

Die Zusammenarbeit beim Suchen erscheint uns beim Antesten sehr wertvoll. Zwar sind unsere Tester etwas jünger, aber die Aufgabenteilung sorgt für Gesprächsstoff und macht gute Laune, wenn nicht immer gleich alles so klappt wie man sich das vorgestellt hat. Aber auch schon bei der Auswahl der Einrichtungsgegenstände kommt es zu Fragen und Antworten. Warum genau dieser Stuhl oder diese Blumen? Vor allem die Möglichkeit, private Bilder einzufügen, finden wir sehr gelungen.

Screenshot

Das Spiel fokussiert auf die Stärken und Lebenserfahrungen der betagten Menschen und arbeitet mit Belohnungen statt Bestrafungen. So gibt es keine Zeitlimits, und die Interaktionen sind einfach und fehlertolerant gehalten. Wer welche Aufgabe übernimmt, ist bewusst offen gelassen, und die Rollen können jederzeit wechseln. Dank dem leicht zugänglichen Thema "Wohnen" und der zusätzlichen Personalisierung können persönliche Emotionen geweckt und Gespräche gezielt gefördert werden. Wir können uns gut vorstellen, dass so auch Personen geholfen werden kann, die Probleme haben, sich an bestimmte Dinge zu erinnern. Eingebunden in eine Story, kommen viele Sachen plötzlich wieder zum Vorschein.

Screenshot

"Myosotis Souvenirs" vereint Erkenntnisse aus einer dreijährigen strategischen Initiative der FHNW. Forschende aus Psychologie, Kunst und Gestaltung, Musik und Technik entwickelten und erforschten von 2018 bis 2020 verschiedene Spielkonzepte und bewerteten die Ergebnisse aus verschiedenen Blickwinkeln. Wie muss ein Spiel funktionieren, das für hochbetagte Menschen zugänglich und für jüngere Generationen gleichzeitig interessant ist? Wie soll so ein Game grafisch aussehen? Welche Musik und Töne sind unterstützend, welche eher störend? Wie fördert man die Kommunikation? Solche Fragestellungen wurden mit wissenschaftlichen Methoden erforscht und beantwortet. Als zu Beginn der Pandemie der Zugang zu den Altersheimen beschränkt wurde, hat die FHNW beschlossen, das Projekt so weit fertigzustellen, dass es Privatpersonen, Pflege- und Therapiefachleute einfach benutzen können.

Fazit

"Myosotis Souvenirs" hilft, Erinnerungen aufleben zu lassen und zu teilen. Vor allem für Enkelkinder, die vielleicht nicht viel vom Leben der Grosseltern wissen, sind diese Gespräche sehr wertvoll. Aber auch für die betagten Menschen tut es gut, darüber zu reden und Erfahrungen weiterzugeben. Wir hoffen, dass das Spiel grossen Anklang findet und es in Zukunft mehr Titel dieser Art geben wird.

Screenshot

Zudem empfehlen die Entwickler, beim nächsten Besuch der Eltern oder Grosseltern im Altersheim ein Tablet mit einfachen Spielen mitzunehmen. Es muss nicht unbedingt "Myosotis Souvenirs" sein. Den Spielspass zu teilen, ist immer positiv, und so kann der Besuch auch für Kinder spannend und interessant gestaltet werden.

Kommentare

Myosotis Souvenirs Artikel