Need for Speed Unbound - Test / Review

Rachefeldzug auf vier Rädern

Test Video Joel Kogler getestet auf Xbox Series X/S

Fahren mit Stil

Ein Sieg ist natürlich nur halb so befriedigend, wenn ihr dabei nicht so stylisch wie möglich über die Ziellinie rast. Neben umfangreichen optischen Anpassungen am Wagen selbst (etwa Body-Kits, Unterbodenbeleuchtung und Lackierungen) gibt es Fahrzeug-Effekte. Diese Cel-shading-Effekte sind von Strassenkunst und Graffiti inspiriert und werden in bestimmten Momenten während der Fahrt abgespielt. Am leichtesten erkennbar ist die Farbe des Rauches, den ihr beim Burnout oder beim Driften seht. Wenn ihr euren Boost aufladet oder über weite Distanz durch die Luft fliegt, werden diese Momente ebenfalls mit Spezialeffekten untermalt.

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Dieser Look ist gewöhnungsbedürftig und wohl das kontroverseste Element von "Need for Speed Unbound". Realistische Darstellung der Umgebung und Autos trifft auf Cel-Shading bei den Effekten und Charakteren. Die Effekte könnt ihr zwar auf Wunsch deaktivieren, die Charaktere, die auch vor jedem Rennen gezeigt werden, bleiben aber im sehr detailarmen Comic-Stil. Hinzu kommt, dass man sich hier nicht getraut hat, die neue Stilrichtung ganz durchzusetzen, und dass die Spielfiguren trotz sehr vielfältiger Anpassungsmöglichkeiten nie wirklich gut aussehen. Das liegt vor allem daran, dass Konturen nicht scharf gezeichnet sind. Es wirkt eher wie ein Filter als eine bewusste künstlerische Entscheidung. Hier zeigen etwa die "Borderlands"-Spiele sehr gut, wie es besser gehen könnte.

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Allgemein lässt die Optik des Spiels noch einiges an Luft nach oben. Die Wagen und ihre Anpassungen sind gut gelungen, bei den Umgebungen, Charaktermodellen und Passanten waren wir uns oft aber nicht sicher, ob "Need for Speed Unbound" überhaupt für die aktuelle Konsolengeneration optimiert ist, ganz zu schweigen davon, dass das Spiel tatsächlich nur auf der Xbox Series S/X und der PlayStation 5 erscheint. Schon auf der letzten Konsolengeneration gab es Titel, die deutlich besser aussahen. Wenn man es jedoch mit den Platzhirschen "Gran Turismo 7" und "Forza Horizon 5" vergleicht, die beide auch auf der alten Generation erschienen, sieht "Need for Speed Unbound" schlichtweg alt aus.

Fazit

Obwohl wir uns auf der technischen Seite dank Current-Gen-Exklusivität einiges mehr erhofft hätten, hinterlässt "Need for Speed Unbound" einen positiven Gesamteindruck. Klar, der seltsame Mix aus Cel-Shading und Realismus ist nicht jedermanns Sache, hebt das Spiel aber immerhin von anderen Serienteilen und Rennspielen ab. Die ständige Bedrohung durch die Polizei ist zwar anfangs unterhaltsam, wird aber schnell nur noch lästig, wenn man genug Geld verdienen will, um mehrere Wagen auch optisch individuell anzupassen. Genau hier hat "Need for Speed Unbound" nämlich seine Stärke, die es so schon länger nicht mehr in der Reihe gab. Das Tunen und Anpassen der Fahrzeuge sowie der Fortschritt durch die Story motivieren ungemein und erinnern stellenweise an Serien-Highlights wie "Underground 2" oder "Most Wanted". Über kurz oder lang bleibt jedoch immer auch der unangenehme Duft von verbranntem Gummi in der Nase.

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