Dungeons aus der Langeweilehölle
Auf euren Wegen zur Rettung der Welt durchstreift ihr mit verschiedenen Göttinnen und ihren Nachfolgerinnen die Welt. Zwischensequenzen im Visual-Novel-Style wechseln sich dabei mit der Erkundung von umfangreichen Dungeons ab. Mit wem ihr gerade unterwegs seid, hängt von der Storyline ab. Manchmal habt ihr nur den Nachwuchs dabei, an anderer Stelle steht euch eine erfahrene Göttin zur Seite. Wisst ihr gerade nicht weiter, oder seid ihr gelangweilt, könnt ihr über das Twitter-ähnliche Netzwerk auf eurem mobilen Endgerät auch Nebenmissionen annehmen und ein bisschen EXP sammeln. Ausserdem gibt es hier immer den neuesten Tratsch zu lesen.
Viele Missionen führen euch durch Dungeons, die mit kleinen Rätseln gespickt sind. Das ist vermutlich die grösste Schwäche des Spiels, denn diese Spielbereiche sind repetitiv und schlecht designt. Nicht nur, dass jede Ecke gleich aussieht und verschiedene Schauplätze immer wieder recycelt werden, noch dazu sind die darin verwobenen Rätsel eine reine Beschäftigungstherapie. Entweder schiebt ihr hundert Mal einen Stein von A nach B oder aktiviert Schalter, die ausnahmslos immer hinter der nächsten Ecke versteckt liegen.
Actionreiches Gameplay im Dreier-Team
Was in Dungeons natürlich nicht fehlen darf, sind Kämpfe. Ihr könnt immer mit drei Figuren gleichzeitig auf dem Kampfplatz stehen, zwischen denen ihr frei hin und her schaltet. Die verschiedenen Charaktere zaubern, schiessen oder schneiden sich auf Knopfdruck durch die Gegner, und ihr müsst dabei immer darauf achten, ihre Angriffe sinnvoll miteinander zu verketten. Dabei ist Buttonmashing nicht empfohlen, denn sonst werden manche Eingaben gar nicht erkannt.
Habt ihr eine echte Göttin im Team, verwandelt sie sich auf Knopfdruck in ihre Göttinnenform und schlägt extra wuchtig und mit einer Extraportion Style zu. Vor allem die Spezialangriffe machen optisch und in Sachen Angriffsstärke ordentlich etwas her. Das wiegt auf, dass sich die Bewegungen sehr schwerfällig anfühlen - im Kampf und auch während der Erkundungen.
Das Gegnerdesign ist ansprechend und passt gut in die Welt. Fabelwesen geben sich mit mutierten Kreaturen die Klinke in die Hand, und manchmal trefft ihr auf einen fliegenden Livestream-Bildschirm, in dem ein Influencer euch den Kopf verdrehen will. Die Entwickler scheinen sich grosse Mühe zu geben, die Feinde an die Welt anzupassen, damit alles gut zusammenpasst. Und das zieht sich durch! Spätestens, wenn ihr die KI-Kumpanin "Ziri" kennenlernt, werdet ihr uns zustimmen. Vielleicht zaubert euch "Aneeta Job" auch ein Lächeln ins Gesicht? Die Chaos bringende Influencerin wickelt die Menschheit ein und macht sie zu willenlosen Gefolgsleuten. Der kreative Name ist da nur die Kirsche auf der Eistorte.
Da es sich bei "Neptunia: Sisters VS Sisters" um ein Rollenspiel handelt, dürfen die typischen Leveling-Aspekte nicht fehlen: Jeder Charakter verfügt über eine ganze Palette an Angriffsmustern und Accessoires, die es sorgfältig auszuwählen gilt. Ausserdem stehen regelmässig neue Waffen bereit, um die Nachwuchsgöttinnen für den folgenden Kampf auszurüsten. Nicht zu vergessen sind die zahlreichen Kostüme und kosmetischen Accessoires, mit denen sich die einzelnen Göttinnen ausrüsten lassen. Ob Hasenohren oder Teufelsflügelchen: Hier könnt ihr euch austoben und jeder Figur einen individuellen Look geben.
Grafisch gewinnt "Sisters VS Sisters" keinen Blumentopf: Obwohl die einzelnen Charaktermodelle ansprechend gestaltet und zuckersüss sind, fehlt es dem Rest des Spiels an Liebe zum Detail. Jede Ecke in den Dungeons sieht gleich aus, und Steine sowie Pflanzen stammen aus einer längst vergangenen Zeit. Wir erwarten hier kein hochpoliertes AAA-Grafik-Erlebnis, aber ein bisschen mehr Politur hätten einige Ecken durchaus gebrauchen können. Dass sie es können, zeigen die tollen Skills der Göttinnen, die im Kampf ein Effektfeuerwerk entfachen.
Fazit
"Neptunia: Sisters VS Sisters" lebt von den Fans des Franchises, die jeden Charakter kennen und über die Jahre lieben gelernt haben. Wenn ihr komplett neu in die Reihe startet, werdet ihr zu Recht völlig überfordert sein und nur Bahnhof verstehen. Habt ihr aber erst einmal akzeptiert, dass ihr nicht wisst, wie A zu B steht, funktioniert das Spiel direkt viel besser. Obwohl es auch unter den Nischen-JRPGs nicht zur Top-Riege gehört, empfehlen wir euch "Neptunia: Sisters VS Sisters" aufgrund des modernen Themas rund um Influencer, Handys und künstliche Intelligenz.