Ni No Kuni 2: Revenant Kingdom - Test

Ein traumhaft schönes Anime-Rollenspiel

Test Video Benjamin Braun getestet auf PlayStation 4

Mit Ni No Kuni spielte sich Entwickler Level-5 endgültig in die Herzen von Anime-Fans und Freunden von J-RPGs. Der Nachfolger erzählt zwar eine ganz neue Geschichte, erfüllt die Erwartungen der Anhänger aber fast in allen Belangen.

Eigentlich sollte Evan Pettiwhisker Tildrum in Kürze zum neuen König von Katzbuckel gekrönt werden. Der gemeine Rattenmensch Rataleon jedoch reisst die Macht im Reich an sich und plant die Ermordung Evans. Doch der blonde Jüngling mit Katzenohren und Löwenschwanz erhält unerwartete Hilfe. Wie das Schicksal es will, gelangt der Erdenmensch Roland in die Welt Evans und führt diesen sicher aus Katzbuckel hinaus. Dami Evan die Welt retten kann, muss er nun ein neues Königreich gründen, um Rataleons finstere Pläne zu vereiteln. Doch dafür muss Evan zunächst neue Verbündete finden, Monstern und vielen anderen Gefahren trotzen. Aber das ist längst nicht alles, was ihr auf der langen Reise in "Ni No Kuni 2: Schicksal eines Königreichs" erleben werdet. Ob das neue Rollenspiel von "Professor Layton"-Macher Level-5 den hohen Erwartungen gerecht werden kann, haben wir für euch herausgefunden.

Wunderschön und äusserst kreativ

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Beim ersten Teil von "Ni No Kuni" hatten das japanische Entwicklerstudio Level-5 und deren Chefentwickler Akihiro Hino noch direkt mit Studio Ghibli zusammengearbeitet. Das schon heute legendäre Anime-Studio, das Filme wie Das Schloss im Himmel oder Prinzessin Mononoke produzierte, ist bei "Ni No Kuni 2" nicht direkt beteiligt. Die Sorgen mancher Spieler, das Abenteuer von Evan könnte deshalb bei Story, Inszenierung oder der allgemeinen visuellen Qualität nicht das Niveau des Vorgängers erreichen, können wir komplett entkräften. Grafikstil und Animationen stehen dem Vorgänger in kaum etwas nach. Der vielseitige Soundtrack von Joe Hisaishi tut sein Übriges. Neben dem fantastischen Main Theme hat jeder Teil der Spielwelt seine eigene Erkennungsmelodie, die von mittelalterlich anmutenden Klängen bis zu mechanisch-popigen Stücken in einer Forschungseinrichtung reichen. Mit all dem fühlt sich "Ni No Kuni 2" durchweg wie ein interaktiver Anime-Film an. Oder besser gesagt, wie ein interaktives Anime-Märchen, denn genau damit bekommt ihr es zu tun.

Der Kreativität scheinen dabei keine Grenzen gesetzt zu sein. Die von Chimären, Drachen und anderen Fabelwesen bevölkerte Welt entführt uns an diverse zauberhafte Orte. In einem verwunschenen Hain treffen wir auf die Waldlinge, ihren Anführer Nyr und riesige Giftpilze, die wir im Kampf niederstrecken müssen. In der Wüste begegnen wir den Luftpiraten, die die Welt mit ihren sonderbaren Fluggeräten bereisen und schon seit langem im Zwist mit den gehörnten Echsenwesen der Wyrm liegen. Während diese beiden Gruppen menschlicher Natur sind, besteht die Bevölkerung der Stadt Goldorado vor allem aus humanoiden Hunden. Die sogenannten Wauz tragen nicht zufällig Namen wie Pin Sha oder Pu Del, die immer wieder für einen Schmunzler gut sind. Das ist aber nicht die einzige Besonderheit des Zockerparadieses, dessen Architektur an das Honkong des 19. Jahrhunderts angelehnt ist. Wie es sich für eine Zockergemeinde gehört, wird dort nämlich nichts rational entschieden, sondern kurzerhand ausgewürfelt. Ja, selbst die Steuern! Dass dabei womöglich auch gezinkte Würfel eine Rolle spielen, könnt ihr euch wahrscheinlich schon denken.

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In Quastenfloss, ein Seereich, das von fischartigen Wesen bewohnt wird, läuft der Alltag etwas anders ab. Von dort aus bahnt ihr euch per Schiff auch einen Weg in ein Korallenreich, das ein wenig an die ähnlich geartete Welt in "Monster Hunter: World" erinnert. Die Handlung als vorhersehbar zu beschreiben, wäre wohl übertrieben. Die Überraschungen bestehen aber vor allem aus den angenehm absurden und humorvollen Einfällen der Entwickler und weniger aus erzählerisch aussergewöhnlichen Kniffen. Der Humor bleibt dabei durchweg familienfreundlich. Wenn Remmi, ein sogenannter Wächter, den Evan bereits früh auf seine Seite holen muss, in Goldorado seine Popel verschleudert, um ein manipuliertes Glücksspiel zu gewinnen, spricht das aber nicht bloss Kinder an. Schimpfwörter oder besonders düstere Szenarien, wie Level-5 sie im Vorfeld versprochen hatte, gibt es aber nicht – oder Letzteres allenfalls in Ansätzen.

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