Über drei Jahre hat das Entwicklerteam rund um Éric Chahi, Kreativdirektor bei Pixel Reef, an dem explorativen Papierschnipselkunst-Game "Paper Beast" gearbeitet. Chahi ist kein Geringerer als der kreative Mastermind des 1990er-Jahre-Amiga-Spiels "Another World". Das "Pitfall"-angehauchte hat zwar im Kern wenig mit der "Journey"-ähnlichen VR-Erkundungswelt "Paper Beast" zu tun, doch haben wir während des Anspielens herausgespürt, dass Éric schon immer ein Fan von Objekt- und Datenmodellierungen war, die das Spielgeschehen beeinflussen und so völlig neuartige Spielideen reifen lassen.
"Paper Beast" ist genau so ein Beispiel. Wir haben uns mit Éric über die Spielelemente der prozedural generierten Kunstwelt unterhalten.
Ein Datenuniversum
Es geht darum, den Spieler in die Rolle des Entdeckers schlüpfen zu lassen. Ihr befindet euch in einem unbewohnten Land und beobachtet Scherenschnitt-artige Papierwesen in freier Wildbahn auf einem fremden Planeten. Die Art, wie sich die Papierkunstwerke bewegen und mit Umgebungen wie Wasser in Berührung gelangen, ist durchaus spannend umgesetzt: Jedes Mal ein bisschen anders, und alles wirkt sehr lebendig. Die Spielgeschichte lässt etwa gleich viel Freiraum für Interpretation: In den Winkeln des Internets und in den Tiefen eines riesigen Datenservers hat sich demnach ein eigenes Ökosystem gebildet, in dem seit Jahrzehnten einiges an verlorenem Code und Algorithmen lauert, woraus sich eine kleine Oase des Lebens gebildet hat.
So spielt sich "Paper Beast"
Wir befinden uns in einer objektleeren Zone einer Oase. Éric gibt uns die beiden Move-Controller in die Hände. Mit einer Hand können wir teleportieren, mit der anderen Kreaturen, die sich mir nähern, in bestimmte Papierregionen ziehen oder in die Lüfte heben und sie wieder zu Boden schmettern. Möglich ist auch ein Zupfen und sich von den neugierigen Fabelwesen auf Schritt und Tritt verfolgen zu lassen. Beim ersten Blick nach oben waren wir ein wenig verdutzt von dem Detailgrad eines überdimensionalen drachenartigen Papiertigers. Wir beamen uns weiter in eine Hügelregion und wissen erst nicht, ob wir nach links oder rechts abbiegen sollen, bis ein rotes Papiermonster unseren uns folgenden "Hundedrachen" angreift und zerschnippelt.