Kunitsu-Gami: Path of the Goddess - Test / Review

Elegantes Experiment

Test Video Joel Kogler getestet auf Xbox One X

Die moderne Spielewelt geht nur noch selten wirkliche Risiken ein. Oftmals sehen wir neue und gewagtere Ideen nur bei Indie-Studios mit sehr kleinem Budget. Selbst grössere unabhängige Entwickler richten sich meist nach den aktuellen Trends, um im sehr wechselhaften Spielemarkt eine Chance auf Profit zu haben. Umso erfrischender ist es, wenn sich ein grosser Publisher wie Capcom aus der Komfortzone wagt.

"Kunitsu-Gami: Path of the Goddess" sträubt sich gegen alle modernen Gaming-Trends und spielt sich daher wie ein verlorener Klassiker aus einer vergangenen Spielegeneration. Der (wortwörtlich) bunte Mix aus Tower-Defense, Hack & Slash und simpler Echtzeitstrategie im Stil von "Pikmin" oder "Overlord" macht den Titel zwar zu etwas ganz Besonderem, wird aber auch dafür sorgen, dass das Gameplay keine breite Masse anspricht.

Ausdrucksvoller Tanz

Die Geschichte von "Kunitsu-Gami: Path of the Goddess" wird nahezu komplett wortlos erzählt. Als tanzender Schwertgeist Soh ist es eure Aufgabe, den heiligen Berg Kafuku von der Entweihung zu befreien. Sie sorgt dafür, dass jede Nacht die Verdammten, Monster aus einer anderen Welt, in unsere Realität strömen. Allein seid ihr jedoch machtlos. Nur die Maid des Berges, Yoshiro, hat die Kraft, die Dunkelheit mithilfe des Kagura-Tanzes zu vertreiben. Eure Aufgabe ist es also, die Maid vor den unerbittlichen Horden zu schützen und sie zu den korrumpierten Torii-Toren zu führen, um die Portale zur fremden Welt zu schliessen.

Tagsüber baut ihr zusammen mit den geretteten Dorfbewohnern die Siedlungen des Berges Dorf für Dorf, Schrein für Schrein wieder auf und drängt so die Entweihung langsam zurück.

Die Wahl, komplett auf Dialoge zu verzichten und fast jede Aktion im Spiel auf die eine oder andere Art mit japanischem Spiritualismus zu verbinden, sorgt dafür, dass sich "Kunitsu-Gami: Path of the Goddess" anfühlt wie ein Theaterstück. Die stilisierte Grafik verbindet eine aussergewöhnlich breite Farbpalette mit von japanischer Folklore inspirierten Monster-Designs. Selbst unsere Schwertschläge führen ein goldenes Band aus Licht hinter sich her, das jeder Bewegung mehr Ausdruck verleiht.

Screenshot

Wer eine dramatische Handlung erwartet, ist hier völlig falsch. Trotzdem schafft es "Kunitsu-Gami: Path of the Goddess" durchaus eine Geschichte zu erzählen, allerdings nur durch Animation der oft gesichtslosen Charaktere. Kurzum: Das Game ist ein spielbares Kunstwerk. Während uns diese Art der Erzählung gefallen hat, ist Kunst zweifelsohne subjektiv.

Spielerisches Potpourri

Das Gameplay von "Kunitsu-Gami: Path of the Goddess" lässt sich nur sehr schwer beschreiben, denn das Spiel ist nicht nur eine wilde Mischung aus verschiedenen Genres, sondern verändert sich mit den freigeschalteten Klassen und Levels auch immer wieder. Im Kern ist es jedoch ein Tower-Defense-Titel. Ihr führt eure Maid Yoshiro entlang eines grösstenteils linearen Pfads und sammelt nebenbei Ressourcen. Diese benötigt ihr einerseits, um den Pfad für Yoshiro zu ebnen, jedoch auch, um Dorfbewohner zu rekrutieren. Denn mit freischaltbaren Holzmasken könnt ihr geretteten Dorfbewohnern eine Rolle zuteilen, womit sie euch im kommenden Kampf unterstützen. Zunächst habt ihr nur Holzfäller, die im Nahkampf austeilen, aber schnell erweitert sich eure Auswahl um Bogenschützen mit Feuerpfeilen, Magier, die Gegner verlangsamen, oder Sumoringer, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Zusätzlich könnt ihr im Level selbst immer wieder kleinere Fallen, Hindernisse und Verbesserungen aufbauen, um euch in der kommenden Nacht einen Vorteil zu verschaffen. Bricht die Nacht los, müsst ihr euren Dorfbewohner in Echtzeit eine Position zuweisen und euch gegen die langsam anmarschierenden Horden zur Wehr setzen. Hauptcharakter Soh ist dabei alles andere als wehrlos und teilt mit seinem Schwert und freischaltbaren Spezialangriffen ordentlich aus. Besiegte Gegner lassen abermals Ressourcen fallen, die ihr wiederum am nächsten Tag einsetzt.

Diese normalen Levels erinnern entfernt an die "Orcs Must Die"-Reihe, setzen allerdings deutlich mehr auf den geschickten Einsatz eurer überschaubaren Kampftruppe statt auf statische Fallen. Zwischen den "normalen" Abschnitten warten aber oftmals Bosskämpfe auf euch. Hier müsst ihr die verschiedenen Rollen der Dorfbewohner geschickt kombinieren, um die riesigen Dämonen in die Knie zu zwingen. Diese Levels ähneln mit ihrer hektischen Energie eher einem früheren "Pikmin" und sind im späteren Spielverlauf teils durchaus fordernd.

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