Die Ruhe vor dem Sturm
Nach einem rund 20-minütigen Abschnitt habt ihr die Möglichkeit, bereits besuchte Gebiete erneut zu spielen, um bestimmte Levelziele für zusätzliche Belohnungen zu erreichen oder aber die befreiten Gebiete zusammen mit den Dorfbewohnern wieder aufzubauen. Beides bringt euch oftmals neue passive Fähigkeiten für Soh oder Upgrade-Punkte für die Rollen eurer Dorfbewohner.
Letztere sind leider etwas enttäuschend, denn jede Rolle hat einen strikt linearen Upgrade-Pfad, bei dem nur selten wirklich interessante Upgrades zu finden sind. Besser steht es um die Vielfalt der Herausforderungen. Neben den bereits erwähnten Bosskämpfen führt fast jeder Level einen neuen Gegnertyp ein, der euch vor frische Challenges stellt. Manche Abschnitte stellen dann zusätzlich das Spielprinzip auf den Kopf. So müsst ihr in einem frühen Areal beispielsweise in einer dunklen Höhle Laternen aktivieren, damit eure Dorfbewohner die Gegner überhaupt sehen. Oder ihr werdet in eure Geisterform verbannt und dürft nur noch eure Dorfbewohner kämpfen lassen.
Jedes Mal, wenn wir uns auf eine bestimmte Taktik festgelegt hatten, brachte das Spiel eine neue Wendung, die uns zwang, die nächste Situation anders anzugehen. Damit bleibt "Kunitsu-Gami: Path of the Goddess" selbst nach mehreren Spielstunden frisch und spannend. Leider lässt sich dasselbe nicht über unseren Protagonisten sagen. Die Kombination aus einfachen und Spezialangriffen beschränkt sich auf insgesamt fünf Kombos und einige freischaltbare Angriffe mit Cooldown. Das nutzt sich sehr schnell ab. Obschon sich unser Repertoire im späteren Spielverlauf noch erweitert, ist das actionbasierte Kämpfen einer der schwächeren Punkte des Spiels.
Malerische Berglandschaft
Genau wie das grundlegende Konzept ist die Optik von "Kunitsu-Gami: Path of the Goddess" zweifelsohne Geschmackssache. Die knalligen Farben und der Mix aus realistischem Grafikstil mit Cel-shading-Elementen kann schnell visuell überwältigend wirken. Jedoch schafft es das Game trotzdem, aus diesen oberflächlich chaotischen Einzelstücken ein stimmiges Gesamtbild zu schaffen, das sowohl visuell als auch mit seiner Musik überzeugt.
Die Atmosphäre, die zu jeder Zeit wirkt, als wäre man in eine völlig fremde Welt eingetaucht, lässt sich am besten mit einem Wort beschreiben: mystisch. Der Einfluss des japanischen Spiritualismus spiegelt sich in jedem Design, jeder Animation und jedem Spiel-Element wider und erzeugt damit eine Immersion, die nicht zwingend auf Realismus setzt, euch aber trotzdem in ihren Bann zieht.
Fazit
"Kunitsu-Gami: Path of the Goddess" ist ein bezauberndes kleines Kunstwerk, das mir auf jeden Fall noch lange in Erinnerung bleiben wird. Das Spiel wirft mit frischen Ideen geradezu um sich und versucht ständig, euch eure Spielweise hinterfragen zu lassen. Gelegentlich stolpert es mit einigen Ideen, und bestimmte Design-Entscheidungen sind besser gelungen als andere. Als Gesamtwerk hat mir "Kunitsu-Gami: Path of the Goddess" aber sehr gefallen, auch wenn der wilde Mix weder grafisch noch spielerisch jeden Spieler ansprechen will. Ich hoffe, wir sehen mehr dieser kleineren, gewagteren Games.