Pathfinder: Kingmaker - Vorschau

Rückkehr der Retro-Rollenspiele (Teil 2)

Vorschau Ulrich Wimmeroth Phylicia Whitney

Am 25. September 2018, also nur eine Woche nach „The Bard’s Tale IV“, erscheint schon der nächste Retro-Knaller bei Deep Silver. „Pathfinder: Kingmaker“ der russischen Owlcat Games wurde, wie könnte es bei Retro-Projekten auch anders sein, durch eine erfolgreiche Kickstarter-Kampagne finanziert, die rund 900.000 US-Dollar in die klammen Kassen spülte.

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Die isometrischen Abenteuer des Helden, den ihr mittels eines üppigen Editors vorher selber kreiert, basieren auf dem Regelwerk des Pen & Paper-Rollenspiels „Pathfinder“. Dieses erweist sich als derart komplex und alleine die Charakterbestimmung mit zehn Klassen, sieben Rassen sowie einer Vielzahl an Attributen, von der Moral und Gesinnung bis zum Sternzeichen, erfordert exakte Vorausplanung für den weiteren Werdegang der Geschichte, dass sich Neueinsteiger durchaus überfordert fühlen können. Keine Sorge, hier haben die russischen Entwickler mit der Option im Story-Modus einen vorgefertigten Recken zu nutzen und die Kämpfe taktisch simpel und einfach zu gestalten, vorgesorgt. Veteranen pfeifen natürlich auf die Vereinfachung und stürzen sich in die hochkomplexe Welt voller schweren Entscheidungen, die der von „Baldur’s Gate“ ähnelt.

Echtzeitkämpfe und Aufbausimulation

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Nicht umsonst hat das Rollenspiel, ausgelegt auf mehr als 80 Stunden Spielzeit, den Beinamen „Kingmaker“ im Titel. Neben den isometrischen Echtzeitkloppereien, in denen ihr euch mit eurer gemischten Truppe in Zufallskämpfen und Storymissionen gegen allerlei Fieslinge und Trollhorden behaupten sollt, gehört ein umfangreicher Aufbausimulationsteil mit zum Geschehen. Bevor ihr die Geschichte abschliessen und eines der sieben unterschiedlichen Enden zu sehen bekommt, müsst ihr euch als würdiger Regent beweisen. Stellt euch das, wie ein Fantasy „Total War“ vor, bei dem ihr die wirtschaftlichen Geschickte eures stetig wachsenden Königreichs lenken müsst, die Bevölkerung bei Laune haltet, diplomatische Beziehungen aufbaut und eure Truppen in Konfliktgebiete entsendet.

Grenze zwischen Gut und Böse

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Taktische Echtzeitkämpfe mit Pause-Funktion, die mehr bieten als „Diablo-Gekloppe“, sondern strategischen Vorgehen und immer den genauen Blick auf die Fähigkeiten der Gefährten verlangen sowie ein umfangreiches Königreich-Aufbauen: das sorgt für ordentlich Abwechslung. Was noch heraussticht aus dem RPG-Allerlei, ist die geschickt in die Story eingewobene moralische Komponente der Figuren. Eine klare Grenze zwischen Gut und Böse gibt es einfach nicht, wie im richtigen Leben halt. Entscheidet ihr euch für gewaltlosen Vorgehen und dem Einsatz eurer Überzeugungskraft oder metzelt ihr allee nieder, was euch am Königsmachen hindert, es wird immer Gefolgsleute geben, die einer ganz anderen Meinung sind und euch das auch spüren lassen. Am besten hört ihr den gesprächigen Gesellen genau zu und erfahrt mehr über die Hintergrundgeschichte und die Beweggründe eurer Partymitglieder, um deren Reaktionen einschätzen zu können. Ansonsten verlassen euch auch schon mal wichtige Mitstreiter, wenn ihnen euer Führungsstil nicht in den Kram passt. Und dann gibt es möglicherweise nicht das gute Ende zu sehen.

Rückkehr der Retro-Rollenspiele (Teil 1): "The Bard's Tale 4: Borrows Deep"

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