Pentiment - Vorschau / Preview

Mittelalter-Adventure mit vielen Freiheiten

Vorschau Video olaf.bleich

Seichte Präsentation

Die angespielte Demoversion beginnt auf den Strassen ausserhalb des Klosters. In unserem Questlog finden wir mehrere Aufgaben und könnten etwa der alten Ottilia helfen, die erst kürzlich ihren Mann verloren hat. Wir folgen aber lieber der Hauptgeschichte und machen uns auf den Weg zur Obduktion der Leiche in der Abtei selbst. Beim Erforschen der Welt gibt es auch keine grösseren Übergänge, stattdessen beobachten wir das Geschehen von der Seite und kontrollieren Andreas per Stick. An Abzweigungen drücken wir einfach nach oben oder unten, um abzubiegen. Mit Schlüsselpunkten können wir kurz interagieren.

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Über einige Umwege gelangen wir schliesslich in die Abtei und beginnen gemeinsam mit einem der Ordensbrüder mit der Arbeit. "Pentiment" ist dabei kein Spiel der grossen Zwischenanimationen. Selbst als wir beispielsweise den Körper umdrehen sollen, geschieht dies in vergleichsweise kleinen Schritten. Obsidian Entertainment bleibt hier also der Maxime des spielbaren Gemäldes treu und bricht nicht mit dieser Konzeption. Diese Detailtiefe geht übrigens bis hin zur verwendeten Schriftart. Zu Beginn des Spiels entscheiden wir selbst, wie "mittelalterlich" bzw. wie modern die Bildschirmanzeigen sein sollen.

Wortgewaltig - mit einem Hauch von Humor!

Im Fokus stehen bei "Pentiment" aber eindeutig die Dialoge und die Entscheidungen, die sich daraus ergeben. Während der Obduktion beispielsweise können wir an einigen Punkten aus unserer Vergangenheit als Naturwissenschaftler glänzen. So erkennt Andreas etwa, dass die zunächst als tödlich vermutete Stichwunde lediglich ein tiefer Kratzer ist. Daraufhin untersucht er gemeinsam mit dem Mönch noch einmal den Schädel des Opfers und bemerkt dort ein grosses Hämatom, das wahrscheinlich den Tod zur Folge hatte. Kurze Zeit später geraten wir in Bedrängnis, müssen Andreas sogar verstecken. Auch hier haben wir die Wahl, ob wir die Bedrohung abwarten oder hinter dem Schrank hervorspringen und die Konfrontation suchen.

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"Pentiment" ermutigt euch dabei nicht nur zum Ausloten der Möglichkeiten, sondern wartet bisweilen auch mit krudem Humor und zweideutigen Themen auf. Beispielsweise diskutiert Andreas - aufgrund seiner Lebemann-Vergangenheit - über die "Französische Krankheit" und darüber, wie es denn bei Mönchen mit dem Sex bestellt sei. Auch zieht der Mönch natürlich Andreas' Standfestigkeit in Bezug auf das Sehen von Blut zu Beginn der Obduktion in Zweifel. Der Humor gestaltet sich in diesem Fall also ausgesprochen fein und lockert die Dialoge merklich auf. Natürlich erwartet euch hier keine comichafte Dauerbeschallung wie in vielen Daedalic-Games. Der Alltagswitz schien aber bereits in unserer sehr kurzen Anspielrunde immer wieder durch.

Eins sollte klar sein: "Pentiment" ist eher ein Spiel für die ruhigen Minuten und Stunden. Es fordert mit vielen Texten und Entscheidungsmöglichkeiten eure Aufmerksamkeit. Dies ist also kein Titel, den ihr nebenbei durchzocken werdet. Vielmehr möchte "Pentiment", dass ihr euch in seine Geschichte, die Charaktere und die Welt hineinfallen lasst. Obsidian Entertainment untermauert diesen Anspruch mit dem ungewöhnlichen und einmaligen Grafikstil, der ausgezeichnet zum Gesamtkunstwerk passt.

Ausblick

"Pentiment" ist ein mehr als ungewöhnliches Adventure. Nicht nur wegen des Settings und der eigenwilligen 2,5D-Präsentation, sondern auch wegen der Vielfältigkeit der Lösungsoptionen. Während sich die meisten Genre-Abenteuer eher linear präsentieren, setzt Obsidian Entertainment auf vielfältige Möglichkeiten beim Charaktersystem und bei den Freiheiten des Spielers. Wie ihr mit Andreas Maler Aufgaben und Rätsel meistert, liegt letztlich ganz bei euch. Trotzdem wird "Pentiment" kein Spiel für jedermann. Schliesslich bleiben Schauplatz und auch Gameplay-Tempo arg Nischen-artig. Wer sich allerdings mal auf etwas anderes einlassen möchte, für den könnte eine Reise ins Mittelalter genau der richtige Zeitvertreib für den diesjährigen Winter werden.

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