Planet of Lana - Test / Review

Bezaubernder Puzzle-Platformer mit Ghibli-Einflüssen

Test Video Achim Fehrenbach getestet auf PC

Rätsel über Rätsel

Screenshot
Wasserscheu: Lana hilft Mui durch die Sümpfe

Auf ihrer vier- bis sechsstündigen Odyssee durchqueren Lana und Mui ganz unterschiedliche Landschaften: Mal geht es in dunkle Höhlenlabyrinthe, die von fluoreszierenden Pilzen beleuchtet werden, mal durch sengend heissen Wüstensand. Der Sidescroller konfrontiert uns dabei mit allerlei Plattformrätseln, die verschiedene Mechaniken gekonnt durchdeklinieren. Um eine höher gelegene Ebene zu erreichen, muss Lana Kisten verschieben oder organische "Treppen" triggern. Mui hilft ihr dabei, indem er Kletterseile herablässt oder Halteseile durchbeisst, um Gewichte loszulösen. Lana kann Mui mit verschiedenen Befehlen steuern und ihn zum Beispiel anweisen, auf eine Plattform zu springen, die sie selbst (noch) nicht erreichen kann. Immer wieder trifft das Duo auch auf Roboter, die ein Gebiet überwachen - und todbringende Stromschläge austeilen, sobald sie ein Opfer erwischt haben. Diese Gegner lassen sich beispielsweise dadurch überwinden, dass Mui sie ablenkt, während Lana an ihnen vorbeischleicht. Hin und wieder bekommen die beiden es auch mit endemischen Monstern zu tun, die auf ähnliche Weise bezwungen werden können. Eine wichtige Spielmechanik ist der Lichtquell, mit dem Mui bestimmte Gegner geradezu hypnotisiert; gerade in den Höhlenabschnitten erweist sich das als sehr nützlich. Allerdings hat Mui auch eine Schwäche, aus der weitere Herausforderungen resultieren: Er mag partout kein Wasser.

Vertane Chance

Screenshot
Nichts wie weg: Eine Verfolgungsjagd in der Wüste

Als Rätsel- und Geschicklichkeitsspiel ist "Planet of Lana" durchaus abwechslungsreich. Der Schwierigkeitsgrad der Plattform-Puzzles steigt angenehm sachte an, sodass man eher selten irgendwo längere Zeit feststeckt. Gelegentlich gibt auch die Umgebung Hinweise darauf, wie ein Rätsel zu lösen ist - ein Beispiel sind die Höhlenmalereien, die Lana und Mui unterwegs bestaunen. Auf Dauer sind die Rätsel von "Planet of Lana" einen Tick zu konventionell, um wirkliche Aha- bzw. WTF-Momente auszulösen; gerade am Anfang werden die Grundzutaten (Kisten, Seile, Trigger) etwas zu häufig verwendet. Überhaupt fehlt es "Planet of Lana" speziell im mittleren der drei Spielabschnitte an Momenten, die uns wirklich aus der Rätselroutine herausreissen. Hier hätten wir uns mehr dramaturgische Spitzen gewünscht. Der Plot - also die Suche nach Lanas Schwester Ilo - hält zwar alles grundsolide zusammen, allerdings erscheint der Verzicht auf weitere Bedeutungs- und Handlungsebenen ein Stück weit als vertane Chance. Gerade ein Spiel wie "Inside" - das Wishfully ebenfalls als Inspirationsquelle nennt - bietet insgesamt deutlich mehr denkwürdige Momente. Zum grossen Finale hin wird "Planet of Lana" dann aber durchaus dramatisch und erfrischt uns zwischenzeitlich auch mit einigen Adrenalin-getränkten Verfolgungsjagden.

Screenshot
Unter Beobachtung: Lana und Mui überqueren ein Gewässer

Ähnlich wie "Inside", "Limbo" und "Little Nightmares" kommt "Planet of Lana" ohne Erzählstimme aus: Lana spricht eine fremde Sprache, in der sie auch mit Mui kommuniziert. Das schränkt natürlich ein, was man über die Hintergründe der Spielwelt erfahren kann. Letztlich ist es aber eine gute Entscheidung, weil es das Fremde dieser Welt betont. (In vielen Fällen kann man sich auch denken, worüber gerade geredet wird.) Überhaupt liegt die grosse Stärke des Spiels in der Art und Weise, wie es das Fremde und das Vertraute miteinander kombiniert oder besser gesagt aufeinanderprallen lässt. Die malerische Natur schafft eine sehr entspannende Grundstimmung, die durch die staksigen, hyperaufmerksamen und gnadenlosen Maschinen umso empfindlicher gestört wird. Zur fast meditativen Grundstimmung trägt auch der fantastische Soundtrack von Takeshi Furukawa bei, der unter anderem schon "The Last Guardian" vertont hat.

Fazit

"Planet of Lana" ist ausnehmend schön und atmosphärisch ausgesprochen dicht. Der Sidescroller bietet klassisches Plattform-Puzzling, das durch Lanas Compagnon Mui an Komplexität gewinnt. Mui ist ein mutiger kleiner Kerl - und einer der knuffigsten Vertreter seiner Zunft. Der Plot ist nicht gerade vielschichtig und plätschert in einigen Passagen etwas vor sich hin. Das stört aber nicht allzu sehr, denn "Planet of Lana" bietet immer wieder fantastische (Digital-)Naturerlebnisse und schier atemberaubende Ausblicke. Für Fans von Rätsel-Platformern - und von Ghibli - ist es definitiv ein Muss.

Screenshot
Tarzan lässt grüssen: Lana an der Liane

Kommentare

Planet of Lana Artikel