Pokémon-GO-Fest Berlin - Special

Die friedlichste Monsterjagd der Welt

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Das lapidare Vorurteil, Gamer würden immer nur in dunklen Zimmern oder gar Kellern hocken und bewegungslos vor sich hin zocken, wurde spätestens 2016 eindrucksvoll widerlegt: Zigtausende Fans begeisterten sich weltweit für das damals neue Mobile-Game "Pokémon GO" - ganze Strassenzüge und Brücken mussten wegen der friedvollen Jagd auf die Taschenmonster gesperrt werden.

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Nadyasonika in Berlin

Influenzerin Nadyasonika kam extra aus Mexika nach Berlin

Entwickler Niantic erkannte umgehend das riesige Potenzial in dieser Art von Massenversammlung - man könnte auch Community-Treff sagen - und erfand kurzum das "Pokémon GO"-Fest. Nachdem es 2019 erstmals in Dortmund auf deutschem Boden stattfand und danach Pandemie-bedingt eine Pause einlegen musste, pilgerten die Monsterjäger nun in den Britzer Garten im Süden Berlins. Wir haben uns dort umgesehen und mit den Machern gesprochen.

Lebt das Spiel noch?

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Pokémon GO bringt die reale und die digitale Welt zusammen

Die grosse Frage bei der Anfahrt: Funktioniert so ein Massen-Event mit tausenden Teilnehmern im dritten Jahr der Pandemie überhaupt noch? Immerhin feiert "Pokémon GO" in diesem Sommer seinen sechsten Geburtstag - im eher kurzlebigen Markt der Handyspiele ist das schon ein beachtliches Alter. Doch Bedenken dieser Art wischt Philip Marz, Produkt-Marketing-Leiter für "Pokémon GO" in EMEA, vom Tisch. Die Veranstaltung sei bei einer Kapazität von 60'000 Besuchern beinahe ausverkauft (Stand Freitag). Im Übrigen könne von Alterserscheinungen keine Rede sein, sagt er, vielmehr gehöre "'Pokémon GO' zu den erfolgreichsten Mobile-Games aller Zeiten mit mehr als einer Milliarde Downloads und befindet sich kontinuierlich im Wachstum".

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Philip Marz, Produkt-Marketing-Leiter für Pokémon GO in EMEA

Trotzdem ist die globale Krise natürlich auch an "Pokémon GO" nicht spurlos vorbeigegangen. Kein Wunder, basiert das Spiel doch darauf, dass man hinausgeht, die Welt erkundet und neue Menschen trifft. Laut Niantic sind Bewegung, Entdeckung und Interaktion in der realen Welt quasi die DNA des Spiels. In Zeiten von Abstandsregeln, Maskenzwang oder gar Lockdowns nicht eben Spielmechaniken, die den Gamern entgegenkommen. Niantic musste sich also etwas einfallen lassen, um sein Spiel während der Pandemie am Leben zu halten. Man habe Änderungen vornehmen müssen, die teilweise so tiefgehend waren, dass man komplett abgerückt sei von der Mission, der man sich verschrieben hatte, beschreibt Philip Marz die schwierige Situation für sein Unternehmen. "Was wir getan haben, waren schwerpunktmässig Dinge, die den kleinstmöglichen gemeinsamen Nenner auf globaler Ebene abbildeten, wenn es um Restriktionen ging. Wir haben zum Beispiel den Interaktionsradius mit den Wegpunkten erhöht bzw. verdoppelt. Wir verlängerten die Laufzeit von Rauch, um sicherzustellen, dass man auch von zu Hause ein angenehmes Gameplay hat."

In dieser Zeit, berichtet Marz, habe Niantic bewusst einen Rückschritt hingenommen beim Punkt Entdeckung und Bewegung. Ein weiterer Aspekt sei das Thema Fern-Raids gewesen, was sehr geschätzt und geliebt war, weil es auf eine vollkommen neue und andere Art zu einer Verknüpfung beigetragen und geholfen habe, dass Spieler in Zeiten der Lockdowns trotzdem mit ihrer Community interagieren konnten.

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Neil lehnt die Änderungen an den Fern-Raids kategorisch ab

Allerdings hat Niantic kürzlich einige der zuvor von vielen Spielern als grosszügig empfundenen Fern-Raid-Möglichkeiten verteuert, was von der "Pokémon GO"-Community kritisch aufgenommen wurde. Obwohl Marz selbst sagt, dass wegen der Pandemie vielleicht noch eine gewisse "psychologische Grundhemmung" vorhanden sei, hat Niantic damit quasi die Hürden für Fern-Raids erhöht. Besucher des "Pokémon GO"-Fests sind überhaupt nicht gut auf diesen Punkt zu sprechen. Zum Beispiel Neil (35) aus Edinburgh, er besucht das Fest mit seiner Freundin Jelena (29). Auch wenn er sehr motiviert sei, das Fest zu besuchen, hält er die Verteuerung für "eine schreckliche Entscheidung". Er könne seine Kumpels zu Hause per Fern-Raid nun nicht mehr miteinbeziehen.

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