Nach einem etwas holprigen Start hat sich "Rainbow Six Siege" zu einem Dauerbrenner entwickelt. Über zehn Jahre hinweg wurde immer fleissig an dem Spiel geschraubt. Das Kader der Operators wuchs und wuchs, während die Maps fortlaufend verändert und angepasst wurden. Das Kern-Gameplay blieb aber immer und ist der Aspekt, der die meisten Spieler wohl auch bei der Stange hält. Zu seinem Zehnjährigen wurde aus "Rainbow Six Siege" jetzt "Rainbow Six Siege X". Neue Wege zu spielen, fundamentale Verbesserungen und sonstige Neuerungen sind die Versprechen für die neue Version des Ego-Shooters. Was sie halten können, haben wir versucht, für euch herauszufinden.
Geld regiert (fast) die Welt
Während "Rainbow Six Siege X" im Prinzip gratis gespielt werden kann, sind die Einschränkungen im Free Access ein wenig befremdlich. Wer für lau zocken möchte, kann beispielsweise nicht direkt in Ranked Matches einsteigen, verständlicherweise nicht am Siege-Cup teilnehmen und hat ausserdem keinen Zugriff auf alle Charaktere oder Individualisierungsmöglichkeiten. Das ist insofern ein wenig befremdlich, weil "Rainbow Six Siege" schon seit jeher etliche Möglichkeiten aufweist, echtes Geld auszugeben. Season-Passes, Booster und eine unglaubliche Anzahl an Skins für Operators oder Waffen bieten dem gewillten Spieler mit einem dicken Portemonnaie wöchentliche Optionen, sein Inventar zu bereichern. Dass es für F2P-Teilnehmer so viele Einschränkungen gibt, ist ziemlich schade.

Alles in allem ist das Game jedoch eine Bombe, was den Umfang angeht. Aktuell gibt es satte 75 auswählbare Figuren, die in Angreifer und Verteidiger eingeteilt sind. Jeder Operator hat verschiedene Waffen, die zur Verfügung stehen, und ein eigenes Gadget, das die Spielweise mehr oder weniger beeinflussen kann. Bei den Angreifern gibt es beispielsweise mehrere Charaktere, die besonders effektive Möglichkeiten haben, die Verteidigung der Gegner zu zerstören oder zu umgehen. Handkehrum bieten die Verteidiger genau das, was sie versprechen: jede Menge Möglichkeiten, um Positionen zu verstärken. Wer "Siege" noch nie gespielt hat, wird zu Beginn wahrscheinlich heillos mit der Auswahl überfordert sein. Ein kleiner Grund, der dem F2P-Publikum entgegenkommen könnte.
Zwei Fronten
Eine der grossen und offensichtlichen Neuerungen von "Rainbow Six Siege X" ist der neue Modus Dual Fronts, der auch ohne Echtgeldeinsatz gespielt werden kann. Für ihn gibt es aktuell zwar nur eine Karte, die allerdings dem Modus entsprechend gross und weitläufig ist. Anders als in den normalen Spielmodi kann hier fast frei zwischen Angreifern und Verteidigern gewählt werden. Nur fast frei, weil lediglich etwa die Hälfte der verfügbaren Operators überhaupt bereitsteht.

In Dual Fronts müssen beide Teams mit je sechs Spielern sowohl feindliche Positionen angreifen als auch eigene verteidigen. Im Gegensatz zu den Standardmodi sind hier ausserdem Respawns vorhanden, obschon sie längere Wartezeiten mit sich bringen. Das mag auf den ersten Moment wie ein schnellerer Spielmodus wirken, spielt sich jedoch spieltypisch sehr gemächlich und taktisch. Angreifer und Verteidiger verschieben langsam ihre Positionen - immer auf den eigenen Vorteil bedacht und nur darauf wartend, dass die Feinde einen Fehler machen. Dual Fronts bringt zwar mehr Abwechslung in "Rainbow Six Siege", kann aber aktuell den gängigen Spielvarianten nicht das Wasser reichen. Die Karte ist trotz ihrer Grösse eher unspektakulär, und je nach Team hat die eigene persönliche Leistung zum Teil viel weniger Einfluss auf das Resultat, als man es sich vielleicht wünscht.
Mehr Möglichkeiten und ein flüssigeres Spiel
Neben dem neuen Spielmodus sind die weiteren Verbesserungen gegenüber der alten Version ein wenig mehr versteckt. Relativ offensichtlich ist die Inklusion von Gefahrenquellen in den Levels selbst. Schiesst man auf Feuerlöscher, hat man eine improvisierte Rauchgranate, die einen Vorstoss verhüllen kann. Werden Gasrohre im Gefecht von Kugeln getroffen, speien sie in einem bestimmten Bereich Feuer und verursachen nicht nur Schaden, sondern können dadurch auch Laufwege versperren. Diese Neuerungen mischen die altbekannten Maps ein wenig auf. Schön ist ebenfalls, dass bekannte Levels wie das Chalet oder die Bank grafisch mit neuen Lichteffekten, Schatten und besseren Texturen aufpoliert wurden.

Spielerisch gibt es ebenfalls Neuerungen, die besonders Veteranen auffallen dürften. Seilt man sich an der Seite von Gebäuden ab, kann man jetzt nicht nur sprinten, sondern sich auch um Ecken bewegen. Darüber hinaus wurden das Verhalten der Charaktere beim Klettern über kleinere Hindernisse und das Herunterfallen überarbeitet. All dies soll für flüssigere und schnellere Bewegungen sorgen, die einem das Game auch abverlangt.
Fazit
Wir haben über die letzten zehn Jahre zu wenig "Rainbow Six Siege" gespielt, um definitiv sagen zu können, ob all die Veränderungen und Neuerungen, die "Rainbow Six Siege X" mit sich bringt, positiv oder negativ sind. Wir können allerdings bestätigen, dass es jede Menge Spass macht. Die schiere Anzahl von aktuell fast 80 zum Teil extrem unterschiedlichen Charakteren und eine gute Menge an Maps, die mit viel Liebe zum Detail gestaltet wurden, sorgen für viel Umfang und Abwechslung.

Der neue Modus Dual Fronts konnte uns in unseren Sessions zwar nicht vollends überzeugen, bietet allerdings noch mehr Abwechslung und könnte in Zukunft massiv ausgebaut werden. Das Geschäftsmodell hinter "Rainbow Six Siege X" ist vielleicht nicht das kundenfreundlichste Free-to-play-Erlebnis auf dem Markt, doch der verfügbare Free Access sollte einem einen ordentlichen Eindruck erlauben, ob man sein Geld in das Spiel investieren soll oder nicht. Wer "Siege" noch nie gezockt hat, kann mit der frei verfügbaren Version definitiv viel Spass haben und dadurch zum Fan für die nächsten Jahre werden.