Ravenlok - Test / Review

Märchenspass für Gelegenheitsspieler

Test Video Joel Kogler getestet auf Xbox Series X/S

Rollenspiel leicht gemacht

Spielerisch hält "Ravenlok" eine Balance zwischen Action und Story, die beide hin und wieder durch kleinere Rätsel aufgelockert werden. Beides ist dabei recht simpel gehalten. Die Geschichte wird durch Dialoge mit den verschiedenen Bewohnern Dunias erzählt - allerdings aktuell nur in englischer Textausgabe. In den Kämpfen rückt ihr allerlei Schurken und Bossen mit Schwert, Schild und Magie auf die Pelle. Der Schild ist dabei allerdings fast komplett irrelevant, da eure Angriffe die meisten Gegner ohnehin wegstossen und sie kaum eine Chance haben, euch zu treffen, solange ihr mit eurem Schwert nur wild fuchtelt.

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Die Magie beschränkt sich auf vier Zauber, die ihr Stück für Stück als Teil der Handlung lernt und die euch im Kampf als Spezialattacken mit Abklingzeit zur Verfügung stehen. Obwohl die Gegner vielseitig sind und gerade die Bosskämpfe hervorragend inszeniert sind, richtet sich das Spiel klar auch an wenig geübte Zocker. Wer Angriffen gelegentlich ausweicht und fleissig selbst sein Schwert schwingt, sollte es ohne Probleme durch das rund vier- bis fünfstündige Abenteuer schaffen.

Hier könnte man dem Titel fehlenden Tiefgang und ein Stück weit auch fehlende Abwechslung vorwerfen. "Ravenlok" richtet sich hinsichtlich Spieltiefe, Komplexität und Länge aber klar an jüngere oder weniger geübte Spieler, die keine Herausforderung suchen, sondern in eine fremde Welt eintauchen wollen, wo sie als Heldin dem Bösen an einem oder zwei Nachmittagen Einhalt gebieten können. In dieser Hinsicht sind die "Schwächen" von "Ravenlok" gleichzeitig auch seine Stärken. Das Game benötigt nahezu kein spielerisches Vorwissen oder geübte Reflexe und beansprucht nicht mehrere dutzend Stunden eurer Zeit.

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Dafür hat "Ravenlok" etwas anderes, um Spieler zu motivieren. Wie schon bei ihren vorherigen Werken "Echo Generation" und "Riverbond" setzt Cococucumber auch hier auf Voxel-Präsentation. Das heisst, die Spielwelt und ihre Bewohner sind allesamt aus dreidimensionalen Pixeln aufgebaut, was aussieht wie eine "Minecraft"-Welt mit deutlich höherer Auflösung. Dank Tiefenunschärfe entsteht dabei ein Gefühl, als schaue man in eine Spielzeugwelt. Zusammen mit den wirklich wunderschönen und detaillierten Umgebungen, die wie erwähnt hin und wieder durchaus auch düstere Elemente enthalten, entsteht ein Gesamtbild, das einen über die ganze Spieldauer in den Bann zieht. Dabei hilft es, dass gefühlt jede Ecke des Spiels mit neuen Details aufwartet und gerade die Bosskämpfe besonders schön inszeniert sind.

Auch sonst kann "Ravenlok" technisch überzeugen. Zwar setzt das Spiel keine neuen Massstäbe in Sachen Realismus, wenn es aber um die kreative Darstellung fantastischer Welten geht, spielt "Ravenlok" trotz kleinem Budget in den grössten Ligen mit. Untermalt wird das Spielgeschehen von einem entsprechend fantasiebetonten Soundtrack, der zwar nicht so auffällig ist wie der Grafikstil, sich jedoch trotzdem gut ins Gesamtpaket einfügt. Lediglich einige Kameraprobleme und die fehlende Option, die Kamera zu invertieren oder die Steuerung anzupassen, fielen negativ auf. "Ravenlok" ist nicht nur ein sehr schöner Titel, sondern nutzt das abwechslungsreiche Design der Levels, Welten und Charaktere, um die Schwächen beim Gameplay gekonnt zu überspielen.

Fazit

"Ravenlok" ist wie ein magisches Bilderbuch, bei dem wir selbst an der Handlung teilnehmen können. Zwar sind weder Geschichte noch Gameplay besonders komplex oder tiefgründig, manchmal braucht es das aber auch gar nicht. "Ravenlok" sprüht nur so vor Charme und bietet mit seiner geringen Einstiegshürde ein tolles Spiel-Erlebnis auch für alle, die sonst eher wenig mit Videospielen anfangen können oder die noch jünger sind. Ein Dämpfer ist auf jeden Fall die aktuell fehlende deutsche Textausgabe, weshalb die jüngste Zielgruppe eher weniger mit diesem Werk anfangen können wird. Ansonsten lohnt es sich auf jeden Fall, dieser Indie-Perle eine Chance zu geben.

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