Irgendwie scheinen wir uns gerade mitten in einem grossen Handheld-Revival zu befinden. Seit 2022 krempelt Valves Steam Deck den Markt um, indem es die Grenze zwischen PC- und mobilem Gaming nivelliert. Der Erfolg rief längst andere Hersteller auf den Plan: ASUS mit seinen ROG-Ally-Handhelds, Lenovo mit dem Legion Go und MSI mit dem Claw schicken eigene leistungsstarke Windows-Handhelds ins Rennen. Massgeblich ausgelöst hat den Trend Nintendos Switch. Die Switch 2 bricht aktuell alle Verkaufsrekorde. Tatsächlich taucht bei diversen Online-Händlern auch die PlayStation Vita wieder auf, von der manch einer ohnehin schon immer dachte, dass sie viel zu früh in die ewigen Jagdgründe der Gaming-Historie eingegangen war. Die Gründe für den Trend sind vielfältig. Allen voran gibt es heute leistungsstärkere Chips, die anspruchsvolle Spiele auf kompakten Devices verwendbar machen, bessere Displays sowie die Möglichkeit, auch grosse Game-Bibliotheken direkt auf dem Gerät oder in der Cloud zu speichern.

Kurz gesagt: Wohl noch nie gab es so viele Möglichkeiten, hochwertige Spiele nicht nur am grossen Bildschirm, sondern auch auf der Couch, im Bett oder auf Reisen zu geniessen. Zudem sollte man nicht vergessen, dass rund die Hälfte des Umsatzes der Branche mit mobilen Games erzielt wird, die primär auf den ebenfalls immer leistungsfähigeren Smartphones gespielt werden. Passionierte Zocker bevorzugen gerade für längere Spielsessions allerdings einen dedizierten Controller mit physischen Tasten statt eines Smartphones mit Touchsteuerung, das sich am Ende doch immer wie ein Notbehelf anfühlt. Daher startete die Kishi-Reihe von Razer 2020 mit der V1 und dem übergreifenden Konzept, das Handy einfach in einen teilbaren Controller einzuspannen, um so die Zugänglichkeit eines Smartphones, das man ja sowieso immer bei sich trägt, mit einem ausgewachsenen Gaming-Controller zu verbinden.

Mit dem Kishi V2 wechselte Razer 2022 von einem faltbaren zu einem Backbone-artigen, ausziehbaren Design. Damit kam man zulasten der Kompaktheit der Ergonomie entgegen. Es stand eine USB-C-Variante für Android und eine mit Lightning-Port für iOS zur Auswahl. Aufgrund der allgemeinen Umstellung auf USB-C auch bei Apple-Devices hat sich das inzwischen erledigt. Der Kishi V2 kam mit Mikroschalter-Tasten ("Mecha-Tactile Action Buttons") und Hall-Effekt-Analog-Triggern. Der 2024 erschienene Razer Kishi Ultra sollte ein echtes Konsolen-Controller-Gefühl vermitteln und ist daher deutlich grösser und breiter als die V2-Modelle. Weiterer Vorteil: Man kann die meisten Devices auch mitsamt Hülle zwischen die beiden Controller-Seiten spannen. Ausserdem setzte Razer zum ersten Mal auf TMR-Analogsticks.
Die Sticks machen den Unterschied
Dabei ist es auch beim Razer Kishi V3 Pro geblieben - verzichten muss man auf die rein dekorative RGB-Beleuchtung, was niemanden wirklich stören wird, da dieses Feature ohnehin nur Akku saugt. Die TMR-Sticks setzen auf eine magnetische Sensortechnologie, die auf dem quantenmechanischen Tunneleffekt basiert. Der Sensor besteht aus zwei ferromagnetischen Schichten, die durch eine sehr dünne, isolierende Tunnelschicht getrennt sind. Wenn ein Magnetfeld angelegt wird, ändert sich der elektrische Widerstand. Ähnlich wie beim Hall-Effekt wird über den Stick ein Magnet in Bewegung gesetzt. Die Sensoren messen jedoch nicht nur die Distanz des Magneten, sondern erfassen kleinste Änderungen im Magnetfeld selbst. Das führt zu einer höheren Präzision und Empfindlichkeit - insbesondere bei kleinen, schnellen Bewegungen und Richtungsänderungen. Durch den fehlenden physischen Kontakt bieten TMR-Sticks eine bessere Langzeitstabilität und sind fast immun gegen Stick-Drift, also durch Verschleiss entstandene Abweichungen. Die Sticks des Kishi V3 Pro haben zudem wechselbare Kappen (Ersatzkappen sind im Lieferumfang enthalten) und dienen, wie man es von Controllern gewohnt ist, obendrein als R3/L3-Buttons.

Der Razer Kishi V3 Pro wurde entwickelt für Smartphones, Mini-Tablets bis zu 8 Zoll und PCs. Letztere klemmt ihr logischerweise nicht in den V3 ein, vielmehr wird eine Remote-Verbindung über die Razer-Cortex-Verbindung hergestellt. Mit dem Razer Kishi V3 Pro XL gibt es noch eine grössere Variante, die von der Ausstattung her weitgehend gleich ist. Allerdings ist er speziell für Full-Size-Tablets bis zu 13 Zoll konzipiert und damit unseres Wissens das erste Gerät dieser Art. Smartphones werden von der XL-Version nicht unterstützt. Neben einer besseren Bedienbarkeit von mobilen Spielen sollen - wir reden hier schliesslich von Razer - Kishi-V3-Modelle die Vorteile einer Gaming-Maus bieten. Dafür gibt es direkt neben R1/R2- bzw. L1/L2-Bumpern zwei zusätzliche Claw-Grip-Bumper (R4/L4) und zwei Mausklick-Rücktasten (M1/M2), die auf der Rückseite in die ergonomischen Griffe des Controllers integriert sind. Die Claw-Grips sollen eine höhere Reaktionsgeschwindigkeit im Wettkampf ermöglichen und mobilen Gamern die gleichen Voraussetzungen bieten wie Mitspielern und Gegnern am PC. Die beiden Rücktasten gewähren laut Razer "einen zusätzlichen Wettbewerbsvorteil, da Spieler wichtige Aktionen ausführen können, ohne die Daumen von den Sticks zu nehmen, sodass sie das Ziel im Auge behalten und sich weiter bewegen können, während sie beispielsweise springen, rutschen oder Waffen wechseln".