Als "The Callisto Protocol" erschienen ist, hat es die Welt nicht im Sturm erobert. Einige DLCs und viele Updates später ist es ein besseres Spiel als zum Release, aber die Zukunft scheint ungewiss. Mit "[Redacted]" ist jetzt zwar keine direkte Fortsetzung, dafür jedoch ein Spin-off aus demselben Universum veröffentlicht worden. Es werden weiterhin mutierte Weltraum-Zombies zerstückelt, das Ganze ist allerdings in ein Roguelite à la "Hades" verpackt. Bleibt die Frage, ob es die Marke retten kann, weshalb wir es auf dem PC auf Herz und Nieren getestet haben.
Flucht aus dem Black Iron Prison
Im Gegensatz zum grossen AAA-Bruder wird hier nicht auf eine düstere Atmosphäre und eine tragische Story über Verlust gesetzt. Stattdessen kommt "[Redacted]" poppig und im Stil eines Comicbuchs daher. Es spielt jedoch ebenfalls im aus dem ersten Spiel bekannten Black Iron Prison. Es findet ausserdem zum gleichen Zeitpunkt wie der Biophage-Ausbruch im Gefängnis statt. Die ansonsten eher dünne Geschichte dreht sich um einen Gefängniswärter, der versucht, die letzte Rettungskapsel zu erreichen, um dem Albtraum zu entkommen. Dem armen Wärter gegenüber stehen nicht nur die albtraumhaften Opfer der Biophage, sondern ebenso andere Mitarbeiter und Gefangene, die ihrerseits alles tun würden, um die letzte Kapsel als Erste zu erreichen.
Wie bereits erwähnt, gibt es von dieser Prämisse abgesehen keine Geschichte. Jeder der acht sogenannten Rivalen hat eine umfangreiche Akte mit Informationen, die man freischalten kann. Sie Charaktere zu nennen, wäre aber übertrieben. So gut wie jedes Stück Dialog der Rivalen enthält eine Punchline oder ist eine Referenz zu einem Stück Popkultur. Die ehemalige Köchin des Gefängnisses hat den Namen Karen und verhält sich so wie all die Karens, die auf sozialen Medien viral gehen. Humor ist immer Geschmackssache, allzu niveauvolle Witze sollte man allerdings nicht erwarten.
Hat jemand Hades gesagt?
Während "The Callisto Protocol" ganz klar und verständlicherweise im Stil von "Dead Space" gehalten wurde, haben sich die Entwickler hier ganz munter bei "Hades" Inspiration gesucht. Das sollte auf keinen Fall als negative Kritik gemeint sein, denn sowohl "Hades" als auch "Hades II" sind aus gutem Grund so beliebt. Ausgerüstet mit einer Nah- und einer Fernkampfwaffe sowie dem GRP-Modul, kämpft man sich durch einen Raum nach dem anderen, während man Upgrades für temporäre Buffs und unterschiedliche Währungen für permanente Verbesserungen sammelt. Trotz eines generell guten Feelings, was die Kämpfe angeht, sind die ersten Runs durchs Black Iron ziemlich zäh. Die ersten drei verfügbaren Schusswaffen, Pistole, Schrotflinte und Sturmgewehr, machen zwar ihren Job, sind aber langweilig. Ebenfalls nicht hilfreich ist, dass sich der Umgang mit Nahkampfwaffen nicht gut anfühlt. Sich mit unzähligen Monstern in den Nahkampf zu stürzen, fühlt sich steif und unpräzise an. Es ist schwierig, Gegner mit einer Kombo zu treffen, während man ihnen, Umgebungsgefahren und Geschossen ausweichen muss. Feinde mit dem GRP gegen Wände, von Plattformen oder in Fallen zu stossen, ist zwar praktisch und effektiv, die besten Resultate liefert jedoch ein beständiger Beschuss mit der tollen, Twin-Stick-gesteuerten Ballerei.

Neben vielen abwechslungsreichen Gegnertypen erwartet einen ein übergrosser Boss am Ende von jedem Abschnitt. Sie erfordern Taktik sowie Geschick, und ein guter Build schadet auch nicht. Stirbt man während eines Laufs, kann man zusätzlich im nächsten Versuch seine eigene, wiederauferstandene Leiche herausfordern. Besiegt man diese optionalen Minibosse, erhält man eines der Upgrades aus seinem letzten erfolglosen Run. Während alles bisher Erwähnte sehr stark an andere Genrevertreter erinnert, machen die Rivalen "[Redacted]" einzigartig. Sie versuchen gleichzeitig wie man selbst, das Ende des Spiels erreichen kann, was bedeutet, dass man sie auch im Spielverlauf antrifft. Per Quick-Time-Event kann man ihnen Schaden zufügen, sie verlangsamen oder ihren Fortschritt anderweitig unterbinden. Sie können das aber ebenfalls machen, wodurch man in manchen Arenen mit zusätzlichen Gefahren wie von der Decke regnenden Bomben rechnen muss. Ist man schnell genug unterwegs, kann man auch direkt gegen sie antreten. Diese Kämpfe sind immer nur relativ kurz, und man muss versuchen, so viel Schaden wie möglich gegen sie anzurichten. Auf diese Weise kann man sie irgendwann ganz besiegen, wodurch man weitere Belohnungen erhält und von ihnen nicht mehr belästigt werden kann. Bis zu drei Rivalen pro Durchgang können einem das Leben schwer machen, weshalb auch wiederholte Runs nicht langweilig werden.
