Redfall - Vorschau / Preview

Gratwanderung zwischen Solo- und Koop-Modus

Vorschau Video Benjamin Braun

Der Name Arkane steht wie kaum ein anderer für Spiele der besonderen Art. Ob "Dishonored" vom Kernstudio in Lyon oder "Prey" von deren Zweigstelle in Austin: Über Games wie diese kann man vieles sagen, aber gewiss nicht, dass sie Stangenware sind. Mit dem Koop-fähigen Vampir-Shooter "Redfall" möchte Arkane Austin erneut einen Beleg dafür liefern. Beim Hands-on in Berlin konnten wir umfangreiche Eindrücke von Story und Action sammeln.

Bis 2017 konnte man nur bedingt abschätzen, zu was die US-Niederlassung der Arkane Studios imstande ist. Doch im Mai des genannten Jahres erschien mit "Prey" das erste, komplett von Arkane Studios Austin selbstentwickelte Actionspiel, das in vielerlei Hinsicht Genreklassikern wie "System Shock" folgte. Mit "Redfall" schlägt Arkane Austin bereits im Mai das nächste Kapitel seines Schaffens auf. Das Vampir-Abenteuer, das Shooter, Stealth-Action und Rollenspiel vermengt, entsteht unter der Leitung von Harvey Smith, der unter anderem Chefdesigner der ersten beiden Teile von "Deus Ex" bei Ion Storm war und später für "Dishonored" und "Dishonored 2" die Rolle des (Co-)Directors übernahm. Das kann man definitiv als gutes Omen deuten, nun aber ging es bei einem Anspiel-Event in Berlin erstmals ans Eingemachte. Im folgenden Text und im oben eingebetteten Preview-Video erfahrt ihr, ob uns die rund 90 bis 120 Minuten in der Open World und einer der Story-Missionen angefixt haben oder noch Skepsis übrig bleibt.

Willkommen in Redfall!

Screenshot

Bei "Redfall" handelt es sich zwar ähnlich wie bei "Dishonored" um eine Mischung aus Shooter, Stealth-Action und Rollenspiel, doch es gibt zwei grosse Unterschiede zu den Abenteuern von Corvo Attano, die über das andersartige Vampir-Setting hinausgehen. In "Redfall" gibt es nämlich zum einen mehr als nur relativ offene Einsatzgebiete, sondern eine echte Open World. Zum anderen bietet das Spiel einen optionalen Koop-Modus für bis zu vier Teilnehmer. Ihr könnt die titelgebende Insel vor der Küste von Massachusetts, die von den Blutsaugern überfallen und regelrecht magisch von der Aussenwelt abgeschnitten wird, also auch gemeinsam mit euren Freunden erkunden. Sämtliche Haupt- und Nebenmissionen sowie verschiedene Aktivitäten gehören ebenfalls dazu, und nichts ist exklusiv Solo- oder Koop-Spielern vorbehalten. Ihr könnt zudem jederzeit Freunde in eure aktuelle Session einladen, beide Spielvarianten also beliebig kombinieren. Das funktioniert sogar über die Plattformgrenzen hinweg, denn Koop geht von Beginn an zwischen allen unterstützten Systemen, also PC und Xbox Series X|S. Im Koop-Modus konnten wir uns in Berlin allerdings nicht austoben, waren also ausnahmslos allein unterwegs. Warum? Das hat uns Harvey Smith nicht im Detail erklärt. Beim ersten Hands-on wolle man die anwesenden Spielejournalisten erst mal Eindrücke vom Solo-Erlebnis vermitteln, also womöglich nur beweisen, dass das Game auch ohne Koop-Nutzung funktioniert. Wir kommen später darauf zurück, ob sich Letzteres bestätigt oder eben doch nicht so ganz.

Die Qual der Charakterwahl

Unser Hands-on beginnt mit der Wahl eines bereits fortgeschrittenen Charakters, mit dem wir laut den Entwicklern in einer Sequenz starten, die man im finalen Spiel nach circa sechs Stunden erreicht. Jeweils zwei Heldinnen und Helden stehen zur Auswahl, die natürlich über eine eigene Hintergrundgeschichte verfügen und in einem recht umfangreichen Skilltree mit Lernpunkten verbessert werden können. Die meisten dieser Fähigkeiten sind passiver Natur, und es gibt grosse Überschneidungen zwischen den Helden, beispielsweise Perks, die eure maximal mitführbare Munitionsmenge für bestimmte Waffentypen erhöhen. Gänzlich individuell für jeden Helden sind hingegen drei Spezialfähigkeiten. Bei der Ingenieurin Remo de la Rosa ist das beispielsweise ein kleiner Roboter, der zwar auch Schaden austeilt, vor allem aber wichtig ist, um das Feuer der menschlichen und vampirischen Gegner auf sich zu ziehen. Jacob Boyer war hingegen mal Scharfschütze in der Armee. Er kann sich auf Knopfdruck zeitweise praktisch unsichtbar machen oder einen Raben in Richtung einer Gruppe von Widersachern aussenden, sie dabei markieren und dann mit seinem ultimativen Sniper-Skill in Windeseile nacheinander über den Haufen schiessen. Die beiden übrigen wählbaren Helden heissen Layla Ellison, die mit unfreiwillig erworbenen telekinetischen Skills daherkommt, und Devinder Crousley. Letzterer verfügt unter anderem über eine tragbare Teleportationsplattform, die ihr also etwa auf einen Balkon werfen könnt, um ein Gebäude nicht durch einen unsichereren Eingang im Erdgeschoss betreten zu müssen, was zumindest entfernt an Corvos Schattensprung erinnert.

Screenshot

Erledigen müsst ihr die Feinde aber vor allem mit Waffengewalt - im offenen Schlagabtausch oder in vielen Szenen wahlweise mit einer heimlicheren Herangehensweise. Eine Besonderheit dabei ist, dass ihr nur die menschlichen Gegner dauerhaft tötet. Die verschiedenen Vampirtypen macht ihr hingegen mit "normalen" Knarren lediglich für einen Finisher anfällig, müsst ihnen also im geschwächten Zustand aktiv einen an vielen der Waffen anbringbaren Pflock ins Herz rammen. Andernfalls kommen die Blutsauger nach einiger Zeit wieder. Der Pflock ist dabei nicht das einzige Mittel, um die Vampire dauerhaft zu entsorgen. Mit speziellen Tools wie einem UV-Lichtwerfer könnt ihr sie auch versteinern lassen und sie dann tödlich durch einfachen Beschuss oder einen Nahkampfangriff zerbröseln. Feuer ist ebenfalls ein geeignetes Mittel, um die Spitzzähne endgültig ins Grab zu befördern.

Insgesamt vier Waffen-Slots stehen euch zur Verfügung, was bei allen Helden gleich ist. Jeder davon hat offenbar prinzipiell auch Zugriff auf dieselben Schiessprügel. In dem einen Slot rüstet ihr ausschliesslich Faustfeuerwaffen aus. In den beiden mittleren Plätzen finden Automatik-Karabiner, Schrotflinten oder Ähnliches Platz, um im vierten Slot speziellere Wummen wie ein Scharfschützengewehr oder auch einen Pflockwerfer zu verstauen. Letzteren haben die Entwickler, genauso wie etwa eine pistolenartige Flinte, die Gegner in Flammen setzt, für uns einfach schon mal freigeschaltet. Da sollte man wohl kaum erwarten, über so viel Munition dafür zu verfügen, wie wir es hatten. Wundern würde es uns jedenfalls, denn selbst besonders starke fliegende Vampire, die noch dazu eine Zone um sich herum errichten, aus der man nicht entkommen kann, erledigen wir damit mit zwei Schüssen. Diese überlegenen Waffen machen eine Einschätzung der Spielbalance indes aktuell unmöglich. Bei unseren Versuchen, bestimmte Situationen primär etwa mit dem Maschinenkarabiner zu lösen, wird aber dennoch deutlich, dass die Balance mitunter stark schwanken kann - gerade bei grösseren Feindansammlungen, die man in der Open World allerdings meist einfach grossräumiger umgehen kann. Denn künstliche Grenzen werden euch nur selten gesetzt, und es führte bei uns nie nur ein Pfad zum gewünschten Zielort.

Kommentare

Redfall Artikel