Resident Evil: Welcome to Raccoon City - Kino-Special (2)

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Problemlösung von der Stange

Und ja, es gibt auch eine Handlung. "Resident Evil: WtRC" schickt erstmals Claire Redfield, ihren Bruder Chris (Robbie Amell), Jill Valentine (Hannah John-Kamen), Albert Wesker (Tom Hopper) und Leon S. Kennedy (Avan Jogia) gemeinsam ins Rennen. Ein echtes Grossaufkommen an C-Stars, und so kann man es durchaus als Selbstironie verstehen, wenn Leon an einer Stelle im Film als "Pseudo-Boygroup-Besetzung" tituliert wird. Dabei ist Leon als "John-Carpenter-Antihero" (Roberts) die zentrale Rolle des Films. Wenn sie gerade nicht Sprüche klopfend auf dem Polizeirevier sitzen, sind die Protagonisten als klassische Zweierteams unterwegs. Das ist auch der Punkt, wo Roberts' literarischer Ansatz zum Teufel geht und die Game-Vorlage offenbar wird. So wird eine Notlage der Helden fünf Mal (es können auch mehr sein) auf exakt die gleiche Weise gelöst, nämlich indem ihre weiblichen Pendants auf den Plan treten und alles niedermähen, was irgendwie monströs aussieht. In einem Game sind die Mittel der Problemlösung notwendigerweise begrenzt, in einem Spielfilm staunt man über solche Redundanzen und fragt sich, ob das ein Kunstgriff sein soll oder einfach niemandem aufgefallen ist.

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Leon S. Kennedy (Avan Jogia) und Claire Redfield (Kaya Scodelario) haben es Regisseur Roberts besonders angetan

Details wie der Moment, in dem sich mittels der richtigen, auf einem Klavier gespielten Noten Geheimgänge öffnen, sind nette Anspielungen, die aber im Rahmen einer Handlung, bei der man nur Zuschauer ist und nicht wirklich miträtseln darf, irgendwie ins Leere gehen. Ebenso wie Donal Logue als Polizeichef Brian Irons, der für einen ernstzunehmenden Charakter zu sinnlos-albern, für eine echte Parodie zu unlustig agiert. Am Ende steht eine für die Handlung völlig überflüssige, ärgerliche Figur, die Sätze absondern darf wie: "Hier läuft eindeutig 'ne richtige Scheisse!" Dialoge schreiben ist Roberts' Sache definitiv nicht, was, wie man böse anmerken könnte, bei seinem Hai-Thriller von 2017 noch kein allzu grosses Manko war.

Und auch "Resident Evil: WtRC" wird davon nicht völlig in die Tiefe gerissen. Denn bevor im zweiten Teil des Films restlos alles, was zuvor an schönem Grusel und guten Vorsätzen aufgebaut wurde, komplett untergeht, kommt zum Glück das erwähnte Remake des Originals von 1998 zum Zug. Dadurch tritt die Figur der Lisa Trevor (Marina Mazepa) in den Vordergrund und fügt dem Gesamtbild mit ihrer verstörenden Erscheinung eine gute Portion Gänsehaut hinzu. Ein Gewinn ist auch Neal McDonough als William Birkin, in dem die für viele Täter typische Zerrissenheit zwischen skrupellosem Sadisten und fürsorglichem Familienvater sehr schön zum Ausdruck kommt.

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