Resident Evil: Welcome to Raccoon City - Kino-Special (2)

Familienvideo mit Zombies

Artikel Video Steffen Haubner

Das erste Opfer der Zombies ist die Plausibilität

Das Ganze steht also auf recht wackeligen Beinen, funktioniert aber insgesamt ganz anständig - bis Roberts am Ende dann doch leider wieder in gute alte Der-Film-zum-Game-Muster verfällt und sich gar nicht mehr gross bemüht, Logik oder zumindest Plausibilität in das Spektakel zu bringen. Wie und warum aus den anfangs noch schön schauerlich durch Racoon City taumelnden T-Virus-Gestalten auf einmal marodierende riesige G-Virus-Monster werden, kann oder will uns jedenfalls auch Roberts nicht näher erklären. Es hat halt irgendetwas mit furchtbaren Experimenten zu tun, und es ist sicher kein Spoiler, wenn man verrät, dass sich am Ende sowieso alles in Blut, Flammen und viel Bumbum auflöst.

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Lisa Trevors Geschichte gewann im Remake von Teil 2 an Bedeutung. Sie hat auch im Film denkwürdige Auftritte

"Man muss den Spielcharakteren etwas hinzufügen, sonst könnte man ja auch gleich weiter die Spiele spielen", erklärte Regisseur und Autor Roberts im Vorfeld und lässt damit doch gewisse Selbstzweifel durchblicken. Auch so könnte man die eingangs gestellte Frage formulieren. Roberts' Antwort: "Die Spielcharaktere werden im Film zu echten Menschen mit echten Emotionen." Da man ja als Spieler vorher selbst in der Rolle der Charaktere gesteckt hat, sieht man sich nun also praktisch selbst zu. Ein bisschen ist das wie bei einem Familienvideo, wenn man dieser seltsam fremd wirkenden Erscheinung zuschaut, die man selbst einmal gewesen ist. Man erkennt Schauplätze wieder und wundert sich, dass man einiges ganz anders in Erinnerung hatte, und zweifelt fast an bisschen an der Authentizität dieser Aufnahmen.

Der Schmerz hält sich in Grenzen

Es gibt aber auch noch einen anderen Effekt. In einem Familienvideo sieht man (zum Glück!) nicht alles in Echtzeit, sondern nur einzelne Szenen, die man selbst in den richtigen Zusammenhang bringen muss. Das ist auch in Roberts' Film der Fall, zumal hier Charaktere und Szenen zusammengewürfelt werden, die vorher mehr oder weniger unabhängig voneinander funktioniert haben. Das birgt die Gefahr einer Cinematic-Cutscene-Compilation, der auch dieser Film nicht ganz entgehen kann. "Wie ein Puzzle" sei der Entstehungsprozess gewesen, sagt Roberts selbst. Und das sieht man dem fertigen Film mitunter auch an: Die Linien zwischen den einzelnen Puzzleteilchen sind deutlich sichtbar, und es ist wohl auch eine Handvoll davon verloren gegangen.

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Polizist Chris Redfield (Robbie Amell) durchforstet mit seinem Team die authentisch nachgebauten Schauplätze

Mit ein paar Freunden und drei oder vier Bier kann das ja auch durchaus spassig sein und ein paar wehmütige Erinnerungen an jene Tage wachrufen, als man die zugrundeliegenden Spiele gezockt hat. Ob das reicht und wirklich das ist, was man von "Resident Evil: WtRC" erwartet hat, muss jeder für sich selbst entscheiden. So oder so gehört der Film zu den besseren seiner Art, und der einzige echte Schmerz, den man beim Zuschauen hat, ist die Erkenntnis, dass das Gefühl, das man beim ersten Spielen eines "Resident Evil"-Games gehabt hat, sowieso unwiederbringlich dahin ist.

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