Return to Monkey Island - Test / Review

Gelungener Fan-Service

Test Video Benjamin Braun getestet auf Nintendo Switch

Clevere Rätsel mit integrierter Lösungshilfe

Wir als Genre-Fans wissen genauso gut wie Ron Gilbert, dass klassische Adventures noch bis Mitte/Ende der 1990er-Jahre Teil des Game-Mainstreams waren, sich die heutige Situation jedoch ganz anders darstellt. Nischen-Genre nennt man diese Art von Spielen heute, denn besonders Story- und Dialog-lastige Titel gibt zwar weiterhin einige, aber knifflige Rätsel und die damit verknüpfte Gefahr, irgendwo mal nicht innerhalb von wenigen Minuten weiterkommen zu können, existieren kaum noch. "Return to Monkey Island" findet einen guten Kompromiss, eigentlich sogar gleich mehrere. Anspruchsvolle Rätsel, bei denen die Spieler auch mal "um die Ecke denken" müssen, gibt es hier noch ähnlich wie zur Hochzeit der Point-&-Click-Adventures. Allerdings wird hier bereits spielintern Abhilfe geschaffen. Denn wer mal nicht weiss, wie es weitergeht, kann jederzeit ein Hintbook im Inventar aktivieren und sich separat für jede der aktuellen Aufgaben Tipps geben lassen. Die ist stufenweise aufgebaut, gibt also zunächst eher kleine Hinweise wie "Sprich mit diesem Charakter über jenes Thema". Ihr müsst aber nicht wie in anderen Adventures mit ähnlichen Hintbooks (darüber hinaus gibt es noch eine To-do-Liste mit den aktuellen Zielen) Cooldown-Zeiten abwarten, bis die nächste Tippstufe aktiviert werden kann. Ihr könnt also ohne derartige Einschränkungen den nächsten Tipp bis hin zur Lösung abrufen - sogar im "schwierigen Modus", der generell deutlich mehr Rätsel und kniffligere Lösungspfade umfasst als der "leichte".

Screenshot

Und es gibt noch mehr Komfort auf Abruf: An jedem Schauplatz, also etwa die neuen Inseln Terror Island oder Brrr Muda, könnt ihr per Knopfdruck jederzeit auf die Übersichtskarte zurückspringen, müsst also selbst längere Pfade nicht mehr manuell zurücklaufen. Gesperrt ist diese Funktion lediglich in wenigen Spielabschnitten, wenn ihr zum Beispiel den richtigen Weg durch ein an "The Secret of Monkey Island" erinnerndes Labyrinth finden müsst, während ihr die korrekten, mit Symbolen markierten Abzweigungen wählt. Aber allein das Spieldesign an sich verhindert effektiv Leerlauf. Denn praktisch immer habt ihr nicht nur ein Ziel, sondern gleich mehrere vor Augen. So könnt ihr also später jeden der fünf goldenen Schlüssel in mehr oder weniger beliebiger Reihenfolge auftun, wie es bei den einzelnen Kartenteilen in "Monkey Island 2" der Fall war. Die Aufgaben sind dabei zum Teil nahezu genial ineinander verwoben, sodass insgesamt vergleichsweise wenig Gefahr besteht, mal nirgends mehr weiterkommen zu können. Total logisch mögen die Rätsel dabei nicht in jedem Fall sein, wohl aber fast immer innerhalb der Serien-Fans vertrauten eigenen Spiellogik. Anders gesagt: Viel besser kann ein klassisches Adventure kaum designt sein, damit es auch ohne Hilfe erst mal weitergehen kann. Bemerkenswert ist dabei zudem, dass kaum ein Rätsel wie ein künstlicher Streckmechanismus wirkt, also so herüberkommt, als ob die Entwickler sie nur eingebaut hätten, damit das Spiel am Ende länger ausfällt. Und dennoch kommt "Return to Monkey Island" auf eine unserer Meinung nach sehr ordentliche Spielzeit (wenigstens im von uns gespielten "schweren Modus"). Mit zehn Stunden dürft ihr nämlich wenigstens rechnen, eher etwas mehr. Das lässt sich nur bedingt sagen, da Schnellleser (einzelne Dialogzeilen können immer sofort weggeklickt werden) oder eben regelmässige Nutzer der internen Hilfsfunktion erheblich schneller durch sein können. Übrigens ist die Steuerung auf Switch nicht optimal, aber gut gelungen. So werden, je nach Standpunkt von Guybrush, alle Hotspots im Blickfeld optisch hervorgehoben und können per Stickbewegung oder Schultertasten durchgeschaltet werden. Auf PC mit Maus und Tastatur funktioniert das gewiss noch ein wenig eingängiger. Aber nach einer kleinen Eingewöhnungszeit gibt es wenig zu meckern. Und selbst wenn man mal aus Versehen ein Inventar-Objekt mit einem falschen Hotspot verwendet hat: Zeitdruck ist hier eben nie vorhanden. Und falls doch mal ein Fragebogen im rechten Moment ausgetauscht werden muss, kann die Aufgabe beliebig oft erneut angegangen werden.

Screenshot

Kommentare

Return to Monkey Island Artikel