Gamedesign Schweiz (Teil 2) - Special

Leidenschaft und Büchsenravioli

Kolumne Video moritz

Erfolg allein reicht nicht

Die Bandbreite der Games, die teils international sehr erfolgreich sind und deutlich über 300'000 verkaufte Kopien vorweisen können, ist eindrücklich. Sie reicht vom handgezeichneten Horror-Game "Mundaun", das in Obersaxen spielt und auf Rätoromanisch gesprochen ist, über das poetische Abenteuerspiel "Far: Lone Sails" bis hin zum wunderschön gestalteten interaktiven Tarotspiel "Ava" und dem äusserst ehrgeizigen Fantasy-Game "Arafin", das seit zwölf Jahren in Entwicklung ist.

Allen gemein ist, dass sie auf die Unterstützung durch die Kulturstiftung Pro Helvetia zählen konnten. Während die monetäre Förderung zwar geschätzt wird, entsprechen die zugesprochenen Entwicklungsgelder aus öffentlicher Hand bei Produktionsbudgets von 0,5 bis 2,5 Mio. Franken einem Tropfen auf den heissen Stein. Umso wichtiger sind die Einladungen der Pro Helvetia an internationale Konferenzen und Events, um Networking zu betreiben.

Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal bei Tabea, Michela, Goran und Michel für den Austausch und ihre Offenheit bedanken. Sie gewähren alle einen einmaligen Einblick ins Schweizer Game-Schaffen.

Interview mit Goran Saric von Okomotive

Einen symbolischen Lohn von 1'500 Franken bezahlten sich die beiden Schöpfer des mehrfach preisgekrönten und poetischen Abenteuerspiels "Far: Lone Sails" während der dreieinhalbjährigen Produktionszeit. Trotz des internationalen Erfolgs (deutlich über 300'000 verkaufte Kopien) brauchte es gemäss Goran Saric, dem Mitgründer von Okomotive, eine Demoversion des nächsten Games "Far: Changing Tides" (sechs Monate Entwicklungszeit) und mehr als 20 Pitches, um dessen Finanzierung sicherzustellen.

Interview mit Michel Ziegler von Hidden Fields

Während fast sieben Jahren hat Michel Ziegler an seinem von Hand gezeichneten Horror-Game "Mundaun" gearbeitet, das in der Region Obersaxen spielt und in Rätoromanisch gesprochen ist. Zwei Jahre Entwicklungszeit "finanzierte" er mit den 5'000 bis 10'000 Franken Unterstützungsgeld und Finanzmitteln aus dem Familienkreis. Ziegler fand an der Game Developers Conference in San Francisco - dank Pro Helvetia - einen Publisher, der bereit war, mehrere hunderttausend Dollar in die erfolgreiche Schauermär von Gotthelf'scher Couleur zu investieren.

Tabea Iseli, CEO und Chefentwicklerin bei Stardust

Als Botschafterin der internationalen Vereinigung "Women in Games" setzt sich Tabea Iseli für Diversität in der Games-Branche ein und realisiert diesen Anspruch gleich im eigenen Studio. Dafür ist sie auch bereit, ihre eigenen Finanzen einzusetzen, und hält sich mit einer 50-Prozent-Anstellung über Wasser, denn an ihrem erfolgreichen Tarot-Game "Ava" hat sie bis dato 500 Franken verdient. Dass sie dabei schlaflose Nächte hat, ist nicht verwunderlich. Aber das hält sie nicht davon ab, ihr nächstes Videospiel "Grimoire Groves" zu realisieren.

Und: Der dritte Text zu Lösungsideen kommt noch. Versprochen.

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