Shadows of the Damned

My love, where have you gone?

Test Guest getestet auf PlayStation 3

Vàmonos! Der geneigte Orpheus aka Garcia Fucking Hotspur (ja, der Mann heisst wirklich so), der seine Geliebte Paula zurückholen will aus den Fängen des Brutalo-Oberdämons namens Fleming, begibt sich zu diesem Zweck in die Unterwelt – genauer gesagt, direkt in die düstersten Ecken der Hölle. Was bietet der Horror-Shooter ausser literweise Blut und knochenspaltendem Gekreische?

Die liebe Paula – entführt und sonst auch noch so ziemlich auf jede erdenkliche Weise schlecht behandelt.

Die Hölle ist ein Dorf. Als hätten wir das nicht schon längst gewusst. Zumindest bei Betreten der netten Untergrund-Ländereien befindet man sich in einem Kaff, und es wimmelt nur so von unsympathischen, lichtscheuen Psychos in Zombieform.

Tja...

Screenshot

Man muss schon entweder ordentlich verrückt oder total hyperverliebt sein, um sich für eine Frau in den Vorhöllen und Verliessen Lucifers herumzutreiben. Ein Stück weit nachvollziehen kann man es natürlich schon, als sich Garcia mit dem eindeutigen Mittelnamen und Hotspur (Heisssporn – ja, das trifft auch zu) auf die Suche nach seinem Schicksal begibt, in der Hoffnung, seine Paula zu befreien.

Dabei ist der Herr Garcia selbst auch nicht gerade der harmlose hilfsbereite Typ von nebenan – Schwiegersöhne aus dem Bilderbuch sehen wohl anders aus. Was Paulas Mama dazu meint? Never mind. Sympathisch und leidensfähig ist er zwar, aber fluchen tut er wie ein alter Seebär und seine Narben samt Tätowierungen lassen ihn wie einen alternden Rockstar nach der fünfzehnten Bandenschlägerei aussehen. Er ist jedoch tatsächlich auf seine eigene Art ein lustiger Kerl, und was mich im Verlauf des Spiels immer wieder erstaunt hat: Es gibt diese wirklich witzigen Momente und originellen Spielsituationen, die man diesem ach so brutalen und martialischen Titel von Weitem kaum zutrauen würde.

Beispiel gefällig? Als Garcia rausfindet, dass man merkwürdigerweise manchen Türdämonen Riesenerdbeeren in dem Mund stopfen muss, damit sie sich öffnen (oder auch mal ein Hirn, je nach dem), meint er lakonisch zu seinem Dämonen-Freund Johnson:

«Just tell me if I have to fuck a horse to knock a door.»
(Lass es mich einfach wissen wenn ich ein Pferd ficken muss um eine Tür zu öffnen)

Ernst nehmen kann man solcherlei Geschwafel allerhöchstens in dem Mass, wie man Filme von Rodriguez oder Tarantino für voll nehmen kann. Nämlich keineswegs. Die Macher von "Shadows Of The Damned" haben auf jeden Fall alle Streifen der beiden Kracher-Macher gesehen, das merkt man dem Spiel ganz deutlich an. Man könnte gar sagen es ist eine Hommage an das Genre der absurden Splatter-B-Movies mit Höllensetting.**

****Morden, metzgen, schlachten**

Da stehen wir nun also in den Stiefeln des Herrn Hotspur, und schlachten nicht enden wollende Herrscharen von Dämonenhorden nieder mit den Dämonengegebenen Waffen. Das Multitool in unseren Händen ist nämlich selbst ein Dämon, der sich mit Hilfe von blauen Edelsteinen in immer wieder neue Nützlichkeiten verwandeln lässt. Wie ein Schweizer Sackmesser klappen wir mal ne Fackel, und kurz darauf eine Maschinenkanone aus dem Schädelchen namens Johnson, der auch noch sprechen kann. Johnson – ja, wohl eben dieser der in The Big Lebowski um Haaresbreite abgeschnitten wird. A propos abgeschnitten: Immer wieder gibts zermanschte Leichen zu sehen, ein ganzer Krattich abgeschlagener Köpfe kommt dahergerollt, auf einem Tisch in einem Haus liegt ein abgetrenntes Bein auf einem Hackbrett – H.P. Lovecraft und The Rocky Horror Picture Show lassen grüssen, für Kinderaugen ist das Spiel auf jeden Fall nix.

Aber zurück zu unserem Johnson: Das ist längst nicht die einzige Anspielung in der Art, und man wird das Gefühl nicht los, dass Suda 51 und seine Kumpels hier ein ziemlich pubertäres Kunststück voller überbordender Gewalt und massenhaft Phallus-Anspielungen samt Vaginal-Vergleichen abgeliefert haben. Das ist in dem Sinn auch Tatsache, aber es ist gekonnt aufgebrochen durch schmissige Sprüche des Latino-Helden und seines Dämonen-Pinsel-Begleiters. Und ob man es glaubt oder nicht, man bleibt wirklich dran, vorausgesetzt man mag Spiele wie "Resident Evil" oder "Alone In The Dark" – halt einfach mit überzeichnetem Allem. Wer mit den genannten Games nicht viel anfangen kann: Finger weg!

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