Vor einigen Jahren versuchte das Berliner Team Silver Style Entertainment mit zwei eher zweifelhaften Fortsetzungen, "Simon the Sorcerer" neues Leben einzuhauchen. Der italienische Indie-Entwickler Smallthing Studios probiert es nun mit einem Prequel, das deutlich mehr dem Geist der Originale von Adventure Soft entspricht.
Er ist schon etliche Male von der Schule geflogen, vorlaut bis zum Gehtnichtmehr, und seine Aufmerksamkeitsspanne beträgt gefühlt 30 Sekunden. Ein Hochbegabter? Nicht ganz. Es geht um den rotzfrechen Schüler Simon, der in "Simon the Sorcerer Origins" erneut in eine Fantasy-Welt eindringt und sie auf seine ganz eigene Art vor dem Untergang bewahrt. Wir haben das Serienprequel zur 1993 gestarteten Reihe für euch auf PlayStation 5 gespielt. Warum Freunde klassischer Point-&-Click-Abenteuer ruhigen Gewissens zugreifen können, aber nicht die Erfüllung ihrer kühnsten Träume erwarten dürfen, erfahrt ihr in diesem Test und im oben eingebetteten Review-Video.
Ein Prequel mit Augenzwinkern
Wie der Name bereits verrät, spielt die Handlung von "Simon the Sorcerer Origins" vor den Ereignissen des ersten Teils. Obgleich Simon, dessen zwölfter Geburtstag unmittelbar bevorsteht, eigentlich erst im Rahmen seines Debüts Anfang der 1990er-Jahre erstmals in die Fantasy-Welt gelangt, landet ihr in "Origins" ebenfalls dort und trefft auf allerlei alte Bekannte wie den herzensguten Zauberer Calypso und den bösen Magier Sordid. Was nach einem Widerspruch klingt, ist tatsächlich keiner. Ohne dabei ins Detail zu gehen: Die Macher liefern eine sinnvolle Erklärung, wie das möglich ist, und nehmen sich gleichsam selbst aufs Korn. Als zum Ende des Prologs das Logo des Spiels auf dem Bildschirm erscheint, kommentiert Simon es kurzerhand mit der Frage, wer denn bitte ein Prequel für eine gute Idee gehalten hat.

Simon hat im Spiel zunächst jedenfalls nur ein Ziel, nämlich aus der Welt, in die er unfreiwillig hineingezogen wird, wieder zu entkommen. Dafür muss er sich notgedrungen dem Geheimnis des Ersten Zauberers nähern und sich unter anderem den Zugang zur Akademie der Zauberer erschleichen. In seinem Zauberhut findet, wie in der Reihe üblich, praktisch jedes noch so grosse Objekt Platz. Sogar ein Hundchen, das Serienfreunden ebenfalls vertraut sein dürfte. Den zeitweise ziemlich prall gefüllten Fundus benötigt ihr in erster Linie, um klassische Inventar- und Kombinationsrätsel zu lösen, womit die Entwickler klarmachen, dass sie Simon in kein Genre pressen wollen, das nicht zu ihm passen würde.
Klassische Adventure-Kost
Wenngleich die Konsolenversionen von "Simon the Sorcerer Origins" eine fürs Gamepad angepasste Steuerung nutzen, setzt das Prequel dennoch auf ein sehr klassisches Spielkonzept, das zumindest auf PC mit der Maus auch ein reinrassiges Point-&-Click-Adventure bleibt. Das gilt insbesondere für Simons Aufgaben im Spiel, die fast ausnahmslos aus rätsellastigen Interaktionen bestehen. Um im Sumpf mit einem kleinen Boot zum anderen Ufer überzusetzen, kombiniert ihr im Inventar etwa eine Stange mit einem grossen Tuch zu Mast mit Segel. Wie es sich für einen Magier gehört, müsst ihr auch mal einen Trank brauen, wobei ihr genau dem Rezept folgen müsst, damit er gelingt, indem ihr die Zutaten aus eurem Fundus in der richtigen Reihenfolge in den Topf werft.

Bei diesen und vielen weiteren Inventar- und Kombinationsrätseln spielen im späteren Verlauf auch gelernte Zaubersprüche eine Rolle. So eignet sich Simon unter anderem einen Feuerzauber an, mit dem er bestimmte Dinge wie etwa den Docht einer Öllampe anzünden oder auch gefrorene Objekte auftauen kann. Noch etwas später kommen zudem zwei alternative Versionen des Zauberhuts hinzu. Auf welche Art genau, erläutern wir hier nicht, aber damit könnt ihr bestimmte Inventarobjekte sozusagen modifizieren, was an mehreren Stellen notwendig ist, um die aktuelle Aufgabe zu erfüllen. Gerade das verleiht den Rätseln eine relativ hohe Komplexität, die man dem Game so zunächst gar nicht zutrauen würde. Vor allem, da es in den Umgebungen selten mal mehr als eine Handvoll Interaktionspunkte gibt und "Origins" in den ersten 60 bis 90 Minuten generell spielerisch noch seicht wirkt.
