Skull and Bones - Vorschau / Preview

Ubisofts Piratenschiff steuert Richtung Release. Die grossen Schlachten sind aber noch zu schlagen

Vorschau Video Steffen Haubner

Geht jetzt der Trend von "Open World" zu "Open Sea"? Ubisofts Langzeitprojekt "Skull and Bones" nähert sich tatsächlich dem Stadium der Vollendung. Auch wenn kaum noch jemand daran geglaubt haben mag: Am 8. November dieses Jahres soll es endlich so weit sein. Vor fast fünf Jahren angekündigt und sicher bereits deutlich länger in der Entwicklung, konnte man schon ernste Zweifel daran haben, ob das Piraten-Epos jemals vom Stapel laufen würde. Der ursprünglich kommunizierte Release-Termin "Herbst 2018" schlummert längst auf dem Meeresgrund.

Zuletzt mehrten sich nach geleakten Inhalten auch noch Gerüchte, das fertige Game könne den hochgesteckten Erwartungen nicht gerecht werden. Fest steht, dass die Crew von Ubisoft Singapore einige Jahre durch ziemlich raue See gesegelt ist. Das schlingernde Schiff schlug mehr als einmal leck und musste zurück ins Trockendock. Missbrauchsvorwürfe gegenüber einem ehemaligen Produzenten führten zur Meuterei und endeten schliesslich damit, dass dieser von Bord gehen musste. Am Ende sollen 120 Millionen US-Dollar versenkt worden sein, ohne dass Land in Sicht war.

Ehrlos gegen "Sea of Thieves"

"Raise your infamy", frei übersetzt "Feiere deine Ehrlosigkeit", lautet das Motto. "Naval combat" ist nach Aussage der Entwickler der Kern des Spiels. Aber kann daraus tatsächlich mehr werden als eine aufgebohrte Version der Seeschlachten aus "Assassin's Creed IV: Black Flag"? Das wäre ja nicht das Schlechteste, immerhin gilt der Karibik-Ausflug der zeitreisenden Meuchelmörder vielen Spielern als das beste Piratenspiel aller Zeiten. Wenn da nicht ein Mitbewerber wäre, an dem sich Ubisoft Singapore wohl oder übel vorbeimanövrieren muss: "Sea of Thieves". Zwar war auch die Xbox-Freibeuterei ursprünglich nicht mit vollen Segeln gestartet, doch inzwischen scheint sich das Rare-Spektakel nach einigen Updates und Erweiterungen ganz gut zu schlagen.

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Skull and Bones

Für "Skull and Bones" bedeutet das: Es gilt, einige Seemeilen gutzumachen. Wie aber will sich der Herausforderer gegenüber dem aktuellen König unter den Multiplayer-Freibeutern behaupten? Die Zielsetzung hört sich dann doch sehr ähnlich an: Fokus auf Online-Seeschlachten, frei befahrbarer Ozean, Rollenspiel-artiges Aufrüsten der Schiffe. Man verfolge einen "dunkleren, ernsteren Ansatz", sagen die Entwickler. Entsprechend weicht die Comic-Optik einer zumindest visuell eindrucksvoll realistischen Open World, Verzeihung, Open Sea, wie sie aktuell wohl nur Ubisoft hinbekommt.

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625 km² nichts als Wasser?

Doch Seelandschaften sind alles andere als Selbstläufer. Das Fehlen markanter Punkte im Terrain macht es praktisch unmöglich, von den von Natur aus extrem schwer darzustellenden Wassermassen abzulenken, um das Ganze glaubwürdiger erscheinen zu lassen. Die Schiffe müssen nicht nur authentisch rüberkommen, sondern auch Gewicht simulieren, um nicht wie Korken auf den Wellen zu tanzen, und sich zu allem Überfluss synchron mit der Wasseroberfläche bewegen. Und schliesslich muss man noch dafür sorgen, dass die letzten Endes doch recht eintönige Umgebung nicht langweilig wird. Mit grandiosen Landschaften und überzeugend nachgebildeten historischen Bauwerken à la "Assassin's Creed" kann man also nicht punkten. Aber womit dann?

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Wir fragten direkt beim Senior-Game-Director Ryan Barnard nach, der vor etwas mehr als einem Jahr an Bord kam, um die "Skull and Bones"-Fregatte sicher durch den Endspurt zu navigieren. "Das wird das zweitgrösste Open-World- oder besser gesagt Open-Sea-Spiel, das Ubisoft je gemacht hat", erklärt ein ziemlich aufgeräumt wirkender Barnard. Zum Start werden es 625 km² Wasser sein, die den Spieler umgeben. Schliesslich gehe es in dem Spiel um Piratenschiffe. "Das verändert die Grösse und den Massstab, den man erschaffen muss. Man braucht ausreichend Raum für Seeschlachten, um befriedigende Reisezeiten zu realisieren und um etwas zu haben, das gross genug ist, um es erforschen zu können - etwas, das man sich tatsächlich erobern muss."

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Entgegen der Sorge, dass es ausser Seegefechten nicht viel zu entdecken geben wird, zeigen erste Livestreams Inseln und massive Landfestungen, die von See aus unter Beschuss genommen werden, sowie quirlige Häfen mit Händlern, bei denen man sich für die nächste Fahrt eindeckt. "An Land macht man alles, was mit Handwerk und Handel zu tun hat», erklärt der Käpt'n. Man wickelt Geschäfte ab und schliesst Verträge, trifft andere Fraktionen und nimmt Aufträge an. Aber wie bereits gesagt: Es geht um Kämpfe an See, nicht an Land." Einige Dinge, die man auf festem Boden tun könne, werde man allerdings erst später enthüllen. Ziemlich sicher scheint, dass man auch Inseln ansteuern und Schätze heben kann - was dann doch wieder an "Sea of Thieves" denken lässt.

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Neue Gratis-Inhalte für viele Jahre verspricht Quest-Director Terry Han. Wenn Entwickler auf künftige DLCs verweisen, ist das allerdings selten ein gutes Zeichen. Bei Ubisoft Singapore beteuert man jedoch, dass man sehr viel Wert auf einen engen Kontakt mit der Community lege und Wünsche der Spieler berücksichtigen werde. Zu Anfang soll man auf dem PvP-Meer aber erst einmal genug damit zu tun haben, rund ein Dutzend Schiffe mit unterschiedlichen Waffen auszustatten. Es wird schwerfällige Transportschiffe geben, schnellere Reiseschiffe für die Erkundung des virtuellen Ozeans und natürlich Kriegsschiffe mit viel Feuerkraft.

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Bei der Frage, ob man sich auch als Solospieler aufs Meer wagen könne, wird Ryan Barnard etwas konkreter. Man startet in einer Multiplayer-Welt, in der Anfangsphase steuert aber jeder sein eigenes Boot. "Es gibt auch eine Erzählung, es gibt Geschichten und Charaktere, die man trifft. Aber wir sind kein 'Assassin's Creed'. Es gibt also keine Einzelspieler-Storyline, und dann, bumm, läuft der Abspann. Das Spiel ist mehr darauf ausgerichtet, dass die Spieler ihre eigenen Geschichten schreiben. Zu Beginn sind alle gesetzlose Ausgestossene, doch ob du allein oder mit anderen Piraten spielst, bleibt dir selbst überlassen."

Fast wie im richtigen Leben, könnte man sagen, und tatsächlich etwas, womit man sich von "Sea of Thieves" positiv unterscheiden könnte.

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