Sniper Ghost Warrior: Contracts - Test / Review

Der Mann mit der Maske

Test Video Joel Kogler getestet auf Xbox One

Weniger ist mehr

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Diese Missionen ähneln durchaus denen, die man in den neuen "Hitman"-Teilen findet. Das heisst, ihr werdet in grosse, offene Gebiete mit verschiedenen Einsatzzielen geschickt. Wie ihr diese angeht und in welcher Reihenfolge, ist euch und eurer Ausrüstung überlassen. Einen entscheidenden Unterschied zu den grossen Einsatzgebieten in "Hitman" gibt es jedoch. In einem einzigen Spieldurchgang können wir alle Hauptziele bereits erreichen. Wer also keinen Wert auf die optionalen Herausforderungen legt, hat kaum einen Grund, einen erneuten Durchlauf zu starten. Die verschiedenen Areale sind zudem durchgängig Industrie- und Militärkomplexe im frostigen Sibirien. Die visuelle Abwechslung hält sich also in Grenzen. Abwechslungsreichtum gewährleistet eher die vielfältige Herangehensweise an die Missionen, die ihr aber zunächst durch verdiente Punkte und von Aufträgen gesammeltes Geld freischalten müsst. So könnt ihr durch Masken-Upgrades etwa Gegner durch Wände sehen oder mit einer Drohne die Schaltkreise von Überwachungskameras hacken. Den technischen Vorsprung benötigt ihr auch, denn bereits auf dem mittleren der drei Schwierigkeitsgrade seid ihr nach wenigen Treffern tot. Auch ohne dass sie euch entdeckt haben, sind Gegner erstaunlich clever und merken beispielsweise, wenn eine Patrouille fehlt. Schaltet ihr in einem Gebiet zu viele Wachen aus, werden Suchtrupps geschickt, und sogar Drohnen werden euch auf den Hals gejagt. Die grösste Schwäche der künstlichen Intelligenz sind Steine, denn egal wie misstrauisch die feindlichen Streitkräfte sind, keiner kann dem Geräusch eines nahe eingeschlagenen Kiesels widerstehen. So schafft ihr es meist dann doch ohne allzu viel Probleme, Gegner voneinander zu trennen und einzeln auszuschalten. Die titelgebenden Scharfschützengewehre bilden dabei natürlich einen festen Bestandteil eurer Ausrüstung. Damit könnt ihr zwar Gegner relativ geräuschlos auf grosse Distanz ausschalten, doch dabei müsst ihr Distanz und Wind beachten, um den tödlichen Kopfschuss zuverlässig zu landen.

Technisch kein Volltreffer

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Die Kopfschüsse stellen auch das Highlight der Inszenierung dar. Gelingt euch ein besonders anspruchsvoller Treffer über die gesamte Karte, werdet ihr mit einer Zeitlupenaufnahme der Kugel auf ihrem Weg ins Ziel belohnt. Das fällt dank fehlender Röntgenkamera aber deutlich weniger brutal aus als beim Konkurrenten "Sniper Elite". Leider ist auch die übrige Präsentation nicht in der Lage, mit den aktuellen Spielen der Konsolengeneration mitzuhalten. Zwar sieht "Sniper Ghost Warrior: Contracts" nie wirklich schlecht aus, die grau-weissen Umgebungen und der schlichte Hightech-Look der Ausrüstung schaffen es jedoch nicht wirklich, im Gedächtnis zu bleiben. Die getestete Konsolenversion hatte zudem mit allerlei technischen Macken zu kämpfen. Getötete Gegner rutschen und zucken gern mal über den Boden und weigern sich, an Ort und Stelle zu bleiben. Auch der Ton setzt immer mal aus und sorgt dafür, dass gewisse Spielelemente stumm bleiben. Das ist besonders fatal, wenn es einen gebietsweiten Alarm betrifft.

Fazit

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"Contracts" ist zweifelsohne das beste und ausgereifteste Spiel der "Sniper"-Reihe. Die fünf grossen Einsatzgebiete bieten gut und gern zehn Spielstunden beim erstmaligen Durchlauf, sind aber darauf ausgelegt, dass ihr versucht, eure Ziele noch effizienter zu erledigen. Trotz des durchaus positiven Spielerlebnisses bleibt "Sniper Ghost Warrior: Contracts" vor allem eine verpasste Gelegenheit. Mit einem oder zwei anderen Schauplätzen und einer variablen Story, in der eure Entscheidungen auch Konsequenzen haben, wäre es ohne Bedenken weiterzuempfehlen. Es gibt nicht viele Schleichspiele mit modernem Setting, und der Titel macht einiges richtig. Angesichts des mittleren Preissegments, in dem "Sniper Ghost Warrior: Contracts" angesiedelt ist, können Fans des Genres getrost zugreifen, auch wenn das eher einem Mangel an Alternativen geschuldet ist.

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