Sniper Elite 5 - Test / Review

Der Schatten ist zurück

Test Video Joel Kogler getestet auf Xbox Series X/S

Nach bescheidenen Anfängen hat sich Entwickler Rebellion inzwischen einen Namen gemacht. "Rogue Trooper" auf der originalen Xbox war zwar damals bereits einigermassen erfolgreich, blieb aber nur den wenigsten Gamern in Erinnerung. Den grossen Durchbruch erzielte Rebellion mit seinem "Sniper Elite"-Franchise. Die Prämisse dafür ist recht simpel: Als Superagent Karl Fairburne werden wir an verschiedene Fronten des Zweiten Weltkriegs geschickt, um dort die Pläne der Nazis zu durchkreuzen. Mit dem treuen Scharfschützengewehr und einer Pistole greifen wir wahlweise aus der Distanz an oder schleichen über Fabrikgelände und durch geheime Basen. Die Formel hat sich über die Spiele hinweg nicht gross verändert, dafür aber die Levels selbst. "Sniper Elite 3" öffnete die Gebiete und sorgte mit feindlichen Fahrzeugen für mehr Abwechslung. "Sniper Elite 4" wechselte gar zu einer grösstenteils komplett offenen Welt, bei der wir die Reihenfolge unserer Missionsziele selbst festlegen. Der fünfte Teil legt jetzt mit detaillierteren Umgebungen und überarbeiteten Animationen vor allem technisch noch mal nach.

Alternder Actionheld

Nach Einsätzen in Berlin, Nordafrika und Italien gehört Protagonist Karl Fairburne wohl inzwischen zu den zentralsten Figuren des Zweiten Weltkriegs im "Sniper Elite"-Universum. Ganze vier Mal hat er bereits einen Sieg der Nazis verhindert, indem er Schlüsselfiguren ausschaltet und geheime Projekte enthüllt und sabotiert. Ganz nebenbei erledigte er im Spin-off "Zombie Army" sogar untote Faschisten. Der Ruhestand ist also noch lange nicht in Sicht. So überrascht es kaum, dass Karl in "Sniper Elite 5" jetzt auch noch ins besetzte Frankreich muss, um dort nicht nur dem Widerstand unter die Arme zu greifen, sondern auch das mysteriöse Projekt Kraken zu stoppen.

Screenshot

Erzählerisch schlägt "Sniper Elite 5" keine grossen Wellen. Vor und nach den Missionen gibt es kurze Zwischensequenzen, in denen unsympathische Charaktere euch einen vagen Grund dafür liefern, mehr Nazis zu meucheln. Weder die Bösewichte noch die französischen Widerstandskämpfer hinterlassen dabei jedoch einen bleibenden Eindruck. Am meisten fällt aber Karl Fairburne selbst auf, der trotz seiner eigentlich absurden und übertriebenen Abenteuer stoisch und todernst bleibt. Hier stossen zwei Design-Entscheidungen zusammen. Einerseits sind die "Sniper Elite"-Spiele darauf ausgelegt, Schleichpassagen und spektakuläre Scharfschützen-Schüsse zu verbinden, und zelebrieren eure besten Treffer mit brutalen Röntgen-Aufnahmen eurer Opfer. Andererseits will die Geschichte euch ein historisches Drama liefern, das vor überbeanspruchten Klischees nur so trieft. Vielleicht wäre es an der Zeit, Karl als Protagonist in den Ruhestand zu schicken und sich bewusst zu machen, dass die Idee, ein einzelner Agent könne mehrere Basen an trainierten Soldaten komplett im Alleingang säubern, nicht wirklich ernst zu nehmen ist. Wer die Kampagne durchspielt, darf bereits jetzt in die Haut verschiedener Nebencharaktere schlüpfen, und der Codename "Der Schatten" zieht sich durchs ganze Spiel. Warum also nicht gleich dem Spieler ermöglichen, seine eigene Figur zu erstellen und als Superagent Teil des Widerstands zu werden?

Kommentare

Sniper Elite 5 Artikel