Sonic Frontiers - Test / Review

Ein Igel mit Identitätskrise

Test Video Joel Kogler getestet auf Xbox Series X/S

Ganze 31 Jahre ist es mittlerweile her, dass SEGAs blauer Igel zum ersten Mal über den Bildschirm flitzte. Damals galt "Sonic" als die coole neue Alternative zu Nintendos "Mario"-Spielen. Anders als der berühmteste Klempner der Welt hatte Sonic schon immer Probleme, das blitzschnelle Jump-&-Run-Gameplay in die dritte Dimension zu bringen. Es gab zwar immer wieder Titel, die bei Fans gut ankamen, gut gealtert sind aber nur die wenigsten Vertreter der langen Reihe. Ein Kernproblem dabei ist, dass Entwickler Sonic Team bei vielen Sonic-Games nicht nur konzeptuell komplett neu ansetzt, sondern auch die Engine komplett neu programmiert. Anstatt also aus den Fehlern vergangener Spiele zu lernen, startet Sonic mit jedem Game neu.

Nach einem eher mässigen Revival in "Sonic Forces" ist es jetzt wieder Zeit, den alten Igel aus dem Ruhestand zu holen. "Sonic Frontiers" erfindet abermals das Franchise neu und setzt dieses Mal auf grosse, offene Areale, die ihr nach Herzenslust erkunden könnt. In der Präsentation der von Ruinen gesäumten Hügel, untermalt von Klaviermusik, hat man sich offenbar von "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" inspirieren lassen. Ob der seltsame Genremix funktioniert, diskutieren wir in diesem Test. Eines jedoch vorab: "Sonic Frontiers" ist ein Spiel, das zwar beim ersten Eindruck ordentlich versagt, trotzdem aber für Fans des Franchises einige positive Überraschungen bereithält.

Wer, wie, was und wieso überhaupt?

Es scheint, als ob Sonic und seine Freunde es nie schaffen, für längere Zeit Ärger aus dem Weg zu gehen. Dieses Mal stürzen Sonic, Tails und Amy auf einer mysteriösen Insel ab, auf der es scheint, als ob der böse Dr. Eggman versucht hat, die Kontrolle über eine Roboter-Armee zu erlangen. Von Sonics Erzfeind selbst fehlt aber jede Spur. Dafür taucht immer wieder ein mysteriöses Mädchen auf, das in Sonic offenbar eine Bedrohung sieht. Es wirkt, als ob Sonic und seine Freunde in einer Art künstlicher Realität gefangen sind. Und nur, wenn der Igel seine Freunde rettet und fünf Titanen besiegt, kann er aus dieser seltsamen Welt wieder entkommen.

Screenshot

Sonic ist dafür bekannt, bei seinen Geschichten auch mal tief in die Ramschkiste zu greifen. So hatten wir in "Sonic Unleashed" etwa eine Kreuzung aus Werwolf und Igel, und in "Sonic and the Black Knight" hat sich der Held mit König Arthur selbst verbündet. Gerade zu Anfang gehört aber "Sonic Frontiers" zu den wirrsten Spielen der Reihe. Nicht etwa, weil die Geschichte selbst nichts hergibt, sondern weil das Mysterium, was eigentlich auf dieser Insel genau vor sich geht, nur sehr langsam enthüllt wird. Was zunächst wie komplettes Chaos wirkt und voller Logiklöcher steckt, setzt sich langsam zu einem Mosaik zusammen, das eine wirklich interessante Geschichte erzählt, die sogar überraschend tief in Sonics eigene Vergangenheit eintaucht. Klar, mit den Handlungssträngen eines "The Witcher 3" oder "Persona 5" kann "Sonic Frontiers" nicht mithalten, die Handlung gehört jedoch innerhalb der "Sonic the Hedgehog"-Reihe definitiv zu den interessanteren.

Screenshot

Leider gilt dieses Lob nur für den Inhalt der Geschichte. Die Präsentation in den Zwischensequenzen ist nämlich unterirdisch. Sonics (englischer) Synchronsprecher gehört zum Schlechtesten, was wir seit Langem gehört haben. Auch bei den anderen Figuren ist die Vertonung leider nicht besser gelungen. Die sehr statisch wirkenden Zwischensequenzen nehmen den teils überraschend emotionalen Momenten ebenfalls jegliche Wirkung. Immerhin für einige unfreiwillige Lacher sind die Dialoge noch gut, vor allem wenn sich Sonic und Knuckles mit furchtbar unpassenden Stimmen zu unpassenden Animationen gegenseitig anstacheln.

Kommentare

Sonic Frontiers Artikel