Wer fleissig GAMES.CH liest oder sich für das Genre interessiert, kennt "Steredenn: Binary Stars" vielleicht schon. Denn als es vor ein paar Jahren erschienen ist, gab es bei uns einen Test der Switch-Version. Weil das aber schon eine Weile her ist und es jetzt auch noch für die PlayStation veröffentlicht wird, haben wir die Chance ergriffen, einen zweiten Blick auf "Steredenn" zu werfen.
Ballern statt labern
Statt einer Story setzt "Steredenn: Binary Stars" auf Gameplay von fast der ersten Sekunde an. Nach einem ganz kurzen Tutorial, das einen in die Grundmechaniken einführt, wird man direkt in das Kampfgeschehen geworfen. "Binary Stars" ist die aktuellste Version von "Steredenn", die alle Verbesserungen und Erweiterungen beinhaltet, die seit der ursprünglichen Veröffentlichung von Entwickler Pixelnest Studio zum Grundspiel hinzugefügt wurden.

Spielerisch ist das Game eine Mischung aus einem klassischen Sidescrolling-Shoot-'em-up und dem modernen Roguelike. Mit einem von mehreren Schiffen, die alle unterschiedliche Werte haben, von denen aber die meisten erst freigeschaltet werden müssen, fliegt man von links nach rechts auf dem Bildschirm und feuert aus allen Rohren auf alles Mögliche, was einem entgegenfliegt. Wer mit Shoot 'em ups nicht vertraut ist, wird bei seinem ersten Lauf wahrscheinlich schnell ins Gras beissen, denn "Steredenn" kennt keine Gnade. Um zuerst ein Gefühl für das Gameplay zu bekommen, empfiehlt sich daher der Einsteigermodus, in dem man selber mehr aushält und die Gegner weniger einstecken können.
Etwas Altes und etwas Modernes
Im Gegensatz zu Klassikern des Genres sind die Levels an sich zum grössten Teil zufällig gestaltet. Man weiss nie, welche der Dutzenden Waffen und Upgrades man finden wird, aber auch nicht, mit welchen Gegnern man konfrontiert wird. Dadurch bleibt jeder Durchgang bis zu einem gewissen Grad frisch, und die ersten Levels bieten auch schon ein wenig Abwechslung. Auf der anderen Seite ist es umso schwerer, wirklich besser zu werden. Shoot 'em ups der alten Schule geben einem ein gutes Gefühl, weil man sukzessiv mehr über das Spiel lernt. Welche Waffen in welchen Situationen besonders effektiv sind und wie man Bosse am besten erledigt, was hier fast komplett wegfällt.

Wie vom Roguelike-Genre gewohnt, ist man dabei der zufälligen Wahl an Power-ups erlegen, die dem eigenen Spielstil mal mehr und mal weniger liegen. Die verschiedenen Bosse könnten ausserdem durchaus ein wenig unterschiedlicher aussehen, denn viele von ihnen sind nur grosse Raumschiffe, die sich zu sehr ähneln. Wer einen ganzen Durchgang mit dem Besiegen des Endbosses abschliesst, kann im Anschluss direkt einen neuen Loop starten. Feinde werden nicht nur stärker, sondern erhalten auch ein paar neue Angriffsarten. Theoretisch kann ein Durchgang ewig dauern, doch das werden wirklich nur Profis hinkriegen.
Zeitlose Optik
Die erwähnten Bosse bleiben allerdings bei den Durchgängen gleich, wodurch man zumindest deren Manöver bis zu einem gewissen Punkt lernen kann. Neue Waffen, von denen man immer nur zwei gleichzeitig ausgerüstet haben kann, und andere Upgrades machen aber auch das nicht immer so einfach. Das System der Upgrades ist dafür an und für sich sehr toll gemacht. Waffen findet man im Kampfgeschehen selbst, wenn man bestimmte Gegner abschiesst. Diese reichen von einsetzbaren Drohnen, die selbstständig auf Feinde schiessen, über Flammenwerfer mit grossem Schaden und wenig Reichweite bis zu zu allen möglichen Plasma- und Laserwummen. Nach dem Erledigen eines Bosses kann man ausserdem immer zwischen einer Handvoll verschiedener passiver Upgrades auswählen, und hier zeigt sich doch einiges an Tiefe. Wer auf der sicheren Seite sein will, kann einfach die eigene Gesundheit oder den verursachten Schaden erhöhen. Man kann sich aber auch absolut eigene Builds zusammenstellen, indem man etwa die Abklingzeit einer bestimmten Waffenart deutlich verringert. Immer wieder neue Verbesserungen zu finden und sie gekonnt einzusetzen, ist eine der grössten Stärken von "Steredenn".

Dass "Steredenn: Binary Stars" eigentlich schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, sieht man dem Titel nicht an. Dank des zeitlosen Pixellooks kann man es eigentlich auf allen Plattformen und Varianten geniessen - sei es auf einem grossen 4K-Bildschirm oder einem portablen Handheld. Der tolle Soundtrack und die wenig auffallenden Soundeffekte kommen dafür allenfalls bei einem ordentlichen Soundsystem zur Geltung.
Fazit

Wer Shoot 'em ups liebt und mit Roguelikes etwas anfangen kann, macht mit "Steredenn: Binary Stars" sicher nichts falsch. Es kann sich zwar nicht aus der Masse der Roguelike-Konkurrenz hervorstechen, doch hat man einmal angefangen zu ballern, ist es nicht so einfach, wieder aufzuhören. Als Shoot 'em up funktioniert es allerdings nur bedingt. Weil ein grosser Teil von jedem Durchgang zufällig generiert wird, kann man das Spiel nur sehr schwer lernen. Gleichzeitig bietet es mehr Abwechslung als die gewohnten Genrevertreter der Sidescroller. Man kann definitiv viel Zeit mit dem Game verbringen, wenn man bereit ist, sich mit dieser Kombination aus Genres anzufreunden.