Referenz-Feuerwerk und Nostalgie-Bombe
Vermarktet wird "Der Super Mario Bros. Film" als Kino-Erlebnis für die ganze Familie. Das ist auch eine sehr passende Einschätzung, denn während die bunt animierten Fantasiewelten und das Action-Dauerfeuer auch kleinere Kinder ansprechen, bietet der Film für erwachsene Nintendo-Fans gerade in der ersten Hälfte ein Dauerfeuer an Easter-Eggs und Referenzen an die gesamte und teilweise obskure Videospielgeschichte von Mario. So kennen wohl nur die wenigsten den Rap-Song, der damals als Intro für die animierte Mario-Serie diente, die auch hier wieder ein Comeback feiert. Selbst Charles Martinet, die ursprüngliche Stimme von Mario und Luigi, findet hier in einer kleinen Nebenrolle seinen Auftritt.
Wir waren tatsächlich überrascht, wie weit zurück in Marios Vergangenheit gewisse Anspielungen ausgegraben wurden. Viel vorwegnehmen wollen wir hier nicht, auch wenn die Trailer bereits einen sehr grossen Teil der interessanteren Überraschungen spoilern. So wirkliche Nostalgie für die Spiele wollte sich bei uns aber nicht einstellen. Gerade der Soundtrack, der immer wieder bekannte Melodien orchestral neu aufbereitet, war stellenweise mehr Ablenkung als nette Anspielung. Im Gewitter aus Anspielungen und einer Checkliste aller einigermassen bekannten Mario-Gegner ging leider ebenfalls der Humor etwas verloren. Der Film bietet zwar alles, was man von einem Mario-Film erwarten würde, aber eben auch nicht mehr.
Zwischen Rainbow Road und Uncanny Valley
Zum grössten Teil darf Illumination wirklich stolz sein, wie liebevoll die Welt von Mario und seinen Freunden hier umgesetzt wurde. Da die Spiele sich nur selten daran versuchen, alle Elemente logisch zu verbinden, mussten hier sehr viel Arbeit und Aufmerksamkeit in das Design einer kohärenten Welt fliessen. Klar, jeder Nintendo-Fan hat eine Idee, wie das Schloss von Prinzessin Peach aussieht, aber wie die Bewohner des Pilzkönigreichs tatsächlich leben und wie andere Königreiche aussehen könnten, sehen wir in den Games nur selten.
Hier hätten wir uns abermals mehr Mut zum Neuen gewünscht, denn die Elemente, die Illumination zur Welt von Nintendo dazuerfinden musste, gefielen uns am besten. Sehr gern hätten wir mehr von der Welt gesehen und wären in den Alltag seiner putzigen Bewohner eingetaucht. Ähnlich verhält es sich mit den Charakteren selbst, die in den Spielen oft nur spärlich charakterisiert werden - insbesondere Prinzessin Peach. Diese neuen Elemente setzen nicht nur auf Nostalgie und Wiedererkennungswert, sondern erweitern das beliebte Nintendo-Franchise mit neuen, spannenden Ideen.
Visuell ist der Film dafür sehr gut gelungen, und selbst die kleinsten Details wurden erstmals in einer sinnvoll zusammenhängenden Welt zusammengefügt. Die Animation, erst recht in den actionreicheren Szenen, kann sich sehen lassen und ist zugleich chaotisch, aber übersichtlich genug. Lediglich einige der menschlichen Charaktere, allen voran Prinzessin Peach, haben immer wieder Momente, in denen die Cartoon-artigen Proportionen nicht ganz passen wollen. Vielleicht ist das Gewöhnungssache, denn in der zweiten Hälfte des Films fiel das deutlich weniger auf. Zu Anfang, in Brooklyn, das ja eigentlich in unserer Welt angesiedelt sein soll, passen Mario und Luigi nicht so ganz rein. Mal sind sie gleich gross wie die Welt um sie herum, mal wirken sie wie kleine Kinder. Das ist aber Jammern auf hohem Niveau bei einem grösstenteils visuell sehr ansprechenden Film.
Fazit
"Der Super Mario Bros. Film" ist tatsächlich ein Spass für die ganze Familie. Als Familienfilm funktioniert er gut und unterhält auch erwachsene Nintendo-Fans gut. Wirklich in Erinnerung bleiben wird der Kinobesuch allerdings nicht, denn dafür traut sich der Film zu wenig und ist zu vorhersehbar. Wenn man aber die Geschichte, die Nintendo mit Kinofilmen hat, bedenkt, ist es besser, auf der sicheren Seite zu bleiben. Immer wieder zeigen der Film und die Welt von Mario aber noch grosses Potenzial, das "Der Super Mario Bros. Film" noch nicht ausschöpfen kann. Es bleibt abzuwarten, ob die bereits geplanten Spin-offs und Fortsetzungen sich hier etwas mehr trauen werden.