Tell Me Why - Test / Review

Drei Episoden lang pure Emotionen

Test Video larissa.baiter@games.ch getestet auf PC

"Tell Me Why" ist ein Abenteuerspiel, das zwischen August und September 2020 erschienen ist. Es ist in drei Episoden aufgeteilt, die aufeinander aufbauen. Der Titel wurde von DONTNOD Entertainment entwickelt, die bereits mit den "Life is Strange"-Teilen berühmt wurden. In "Tell Me Why" erleben wir die tragische Geschichte der Familie Ronan. Der Titel kann exklusiv auf der Xbox One oder auf dem PC gespielt werden. Dieser Artikel greift natürlich auch die psychisch heiklen Themen des Spiels auf. Bitte lies nicht weiter, wenn es dir momentan nicht gutgeht.

Detailverliebt und wunderschön

Die emotionale Geschichte von Tyler und Ally spielt in einer fiktiven Kleinstadt namens Delos Crossing im ländlichen Alaska. Die Szenerie lädt zum verträumten Innehalten ein. Die Musik untermalt die Stimmung und wechselt je nach emotionalem Standpunkt der Zwillinge. Die grandiose Aussicht, das alte Holzhaus in den Bergen und der ländliche Charme mit all seinen Vor- und Nachteilen wurden hierbei perfekt eingefangen. Stundenlang könnte man auf der Terrasse des alten Holzhauses stehen und sich die Sonnenauf- und -untergänge anschauen, dabei die verschneiten Berge betrachten und dem Knacken des Feuerholzes lauschen.

Dieser Kontrast zu den schrecklichen Dingen, die den Zwillingen widerfahren, gleicht schon fast einer gewissen Ironie. Doch die malerische Szenerie bringt auch etwas Versöhnliches mit sich. Vielleicht braucht es genau so eine Umgebung, um so viele schreckliche Themen aufzuarbeiten.

Tyler und Ally: Episode 1

Die Geschichte beginnt mit einem Rückblick in die Kindheit der Ronan-Zwillinge. Der düsterste Tag ihres Lebens. Mit einem Ereignis, das alles verändert und die Geschwister damals getrennt hatte: der Tod ihrer Mutter.

Danach schlüpfen wir in die Rolle des erwachsenen Tylers, der sich auf den Weg macht, nach dieser langen Zeit der Trennung endlich seine Zwillingsschwester wiederzusehen und mit ihr zusammen das alte Haus, in dem sie aufgewachsen sind und das voller alter Erinnerungen ist, auszuräumen. Die beiden wollen einen Neustart wagen. Wir wechseln immer wieder zwischen Tyler und Alyson hin und her - sowohl in der Zukunft als auch in den gemeinsamen Erinnerungen. Dabei offenbart sich schnell, dass die beiden Geschwister geheime Zwillingskräfte miteinander teilen. Diese offenbaren lang gehütete Geheimnisse und vergessene Erinnerungen.

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Tell Me Why

In den Erinnerungen der beiden Zwillinge taucht Tyler als Ollie auf. Er ist als Mädchen geboren worden, hat aber schon früh gespürt, dass es für ihn der falsche Körper ist. Er hat sich damals schon von seiner Schwester die Haare kurz schneiden lassen und immer wieder gegen mädchentypische Dinge wie hübsche Kleider rebelliert. Ally liebt ihren Bruder so, wie er ist, und unterstützt seine Entscheidung. Doch einige Leute im ländlichen Alaska tun sich schwer mit dieser Veränderung, und so wird im Verlauf der Geschichte ins eine oder andere Fettnäpfchen getreten. Explizite Anfeindungen oder Gewalt erlebt Tyler durch seine Transition jedoch zum Glück nicht. Ollie ist zudem nicht der Deadname von Tyler, sondern sein erster selbst gewählter Name für sich selbst, bevor er sich Tyler nannte.

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Tell Me Why

Die Erinnerungen an ihre Kindheit beinhalten viel Schönes, aber auch einiges, das erschreckt und verstörende Fragen aufwirft. So hatten die Zwillinge eine sehr naturverbundene und fantasiereiche Kindheit erlebt. Sie durften sich frei entfalten und ihre eigenen Abenteuer erleben und aufschreiben - im Buch der Kobolde, liebevoll illustriert von ihrer Mutter. Das Buch ist im Spiel einsehbar und enthält viele Kurzgeschichten, die für Rätsellösungen und Hinweise gebraucht werden. Doch die Erinnerungen zeigen auch eine Mutter, die überfordert war, die mit Depressionen zu kämpfen hatte und an der Armutsgrenze um das Überleben ihrer Familie kämpfte.

Die Zwillinge beschliessen, dem Geheimnis um den Tod ihrer Mutter auf den Grund zu gehen, um endlich mit der Vergangenheit abschliessen zu können. Dabei stellen sie sich unangenehmen Gesprächen mit alten Bekannten und werfen immer mehr Fragen auf.

Das Ende des ersten Kapitels hinterlässt auch beim Spieler mehr Fragen als Antworten. Zwar wird enthüllt, was in der besagten Nacht passierte, jedoch fehlen Teile der Erinnerung oder passen nicht ganz zusammen.

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