The Assembly VR - Special

Nur noch schnell die Welt retten!

Artikel Video Ulrich Wimmeroth

Darf man für den Fortschritt alle Moralbarrieren niederreissen? Heiligt der Zweck wirklich die Mittel? Wenn es nach den Verantwortlichen des Assembly-Kollektivs, eines Zusammenschlusses von Wissenschaftlern, die im Verborgenen experimentieren und keiner staatlichen Kontrolle unterliegen geht, lautet die Antwort ganz klar: Auf jeden Fall! Aber noch lange nicht jeder Mitarbeiter des unterirdischen Forschungslabors hat seine Menschlichkeit an der Bürotüre abgegeben und so schlüpft ihr in "The Assembly" in die virtuelle Haut von gleich zwei sehr unterschiedlichen Protagonisten und versucht den Geheimnissen auf den Grund zu gehen.

Zum einen wäre da die Neurobiologin Madeleine Stone, die von den gesichtslosen Assembly-Bossen einfach gekidnappt wurde und sich nun in den Forschungs-Katakomben tief unter der Wüste von Nevada wiederfindet. Das die Zwangsrekrutierung mit einer Verzweiflungstat in ihrer Vergangenheit zu tun hat, erfahrt ihr erst im Verlauf des Spiels. Madeleine hat sich auf gewagte medizinische Experimente eingelassen, um ihre todkranke Mutter zu retten. Ohne Erfolg. Und nun macht sie sich Vorwürfe, den Tod verursacht zu haben.

Zum anderen lernt ihr den Virologen Caleb Pearson kennen, der schon eine ganze Weile in den Labors arbeitet, aber so langsam in Zweifel gerät, ob denn seine Arbeit und seine Moralvorstellungen wirklich konform gehen. Er entschliesst sich den Whistleblower zu geben und die Aussenwelt über die merkwürdigen Forschungen zu informieren. Zu diesem Zweck macht er sich, zeitgleich mit Madeleines Ankunft, auf eine Wanderung durch die Labors, um genügend belastendes Material zu sammeln.

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Die Story, übrigens aus der Feder von Tom Jubert, der als sogenannter Narrative Designer schon die Vorlagen für "The Talos Principle" und dem genialen "The Swapper" geliefert hat, verheisst Spannung und passt perfekt zum düsteren Ton des Science-Thrillers. Ohne euch jetzt zu viel zu verraten, die Wege von Madeleine und Caleb werden sich irgendwann kreuzen. Und ja, ihr werdet eine Menge über die unheilvollen Forschungen erfahren. Aber das solltet ihr schon alles selber herausfinden.

Das Spielprinzip ist erfreulich unblutig. Euer Fortkommen wird von der Lösung von Puzzles und dem genauen Erkunden der Umgebung bestimmt. Während ihr mit Madeleine mehrheitlich farbige Blöcke verschiebt, Schalterrätsel löst und auch mal einen virtuellen Mordfall aufklären sollt, geht es in de Passagen mit Caleb um das Herumschnüffeln in Daten und persönlichen Notizen der Kollegen. Das erinnert streckenweise an das dystopische "BioShock", wenn ihr Passwörter knackt, E-Mails, Briefe und Notizen lest und Sprachnachrichten abhört, um euch langsam ein Gesamtbild der Lage zu verschaffen. Und die ist wirklich nicht rosig.

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Die Fortbewegung in der virtuellen Welt gestaltet sich magenschonend. Laufen und Schauen ist ja immer so eine Sache, wenn die VR Brille auf dem Kopf sitzt. Also wird einfach nur in die gewünschte Richtung geblickt und per Knopfdruck teleportiert. Sollte es trotzdem einmal zu einem akuten Anfall von Motion-Sickness kommen, die Entwickler der britischen nDreams-Studios haben optional auch einen 2D-Modus implementiert, in dem ihr das Adventure auch normal auf eurem Fernseher spielen könnt. Wäre aber schade, da der Mystery-Thriller gerade in der gelungenen virtuellen Umgebung aus sterilen Räumen, langen Korridoren und mit seltsamen Apparaturen vollgepfropften Labors, so richtig schön unheimlich zur Geltung kommt. Gut vier bis fünf Stunden werdet ihr brauchen um die nicht allzu komplexen Rätsel zu lösen und die versteckten Informationen zu finden. Das bedeutet aber nicht, dass ihr "The Assembly" dann zur Seite legen braucht. Die Geschichte bietet unterschiedliche Enden, was genügend Anreiz für einen weiteren Durchlauf bietet.

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