The Callisto Protocol - Test / Review

Von den Toten auferstanden

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Wer sich Screenshots und Trailer zu "The Callisto Protocol" anschaut, hat fast unweigerlich ein Déjà-vu. Das Sci-Fi-Horrorspiel vom brandneuen Entwickler Striking Distance Studios sieht auf den ersten Blick aus wie ein Ableger der "Dead Space"-Reihe. Diese Ähnlichkeit kommt nicht von ungefähr, denn Director und Studio-Gründer Glen Schofield war auch massgeblich an der Entwicklung des originalen "Dead Space" beteiligt. Ursprünglich sollte "The Callisto Protocol" entwickelt werden, um die Welt von "PlayerUnknown's Battlegrounds" mit einem Story-lastigen Singleplayer-Spiel zu erweitern. Inzwischen wurden diese Pläne aber wieder verworfen, und "The Callisto Protocol" darf und muss auf eigenen Beinen stehen. Der geistige Vorgänger "Dead Space" gehört nicht nur zu den modernen Klassikern des Horror-Genres, sondern wird vom damaligen Publisher Electronic Arts aktuell neu aufgelegt. Für Horror-Fans ist das ein Grund zu feiern, aber "The Callisto Protocol" muss sich auch gegen seine eigene Vergangenheit beweisen.

Ein verdammt schlechter Tag

Hauptfigur Jacob hat es echt nicht leicht. Als Pilot eines Frachtraumschiffs wird er nicht nur von Weltraumpiraten angegriffen und stürzt auf dem kargen Mond Callisto ab, das vermeintliche Rettungskommando steckt ihn kurz danach auch noch ins Gefängnis. Schnell wird klar, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht, denn dass Jacob sich anscheinend nichts hat zuschulden kommen lassen, interessiert hier niemanden. Geplagt von seltsamen Albträumen, wacht Jacob erst wieder in seiner Zelle auf, als das Schwarzstahlgefängnis bereits dem Untergang geweiht ist. Was zunächst wie ein Aufstand der Insassen wirkt, entpuppt sich schnell als etwas sehr viel Düstereres.

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Insassen und Wachen sind zu scheusslichen Gestalten mutiert, die sich über den ganzen Gefängniskomplex verbreiten und alles töten, was ihnen in den Weg kommt. Hinzu kommt, dass der mysteriöse Gefängnisdirektor Cole die Apokalypse etwas zu gelassen nimmt. Immerhin seid ihr nicht allein, denn Zellennachbar Elias hat einen Plan, der euch hoffentlich heil nicht nur aus dem Gefängnis, sondern auch vom Mond Callisto bringt.

Auch wenn die Handlung von "The Callisto Protocol" keine neuen Wege geht, zeigen die Entwickler von Striking Distance Studios, dass sie eines ausgezeichnet beherrschen: Atmosphäre. Auch in den ruhigeren Momenten der Story, insbesondere wenn Hauptfigur Jacob mit anderen Überlebenden interagiert, zeigt sich das Game von seiner besten Seite. Obschon wir abseits des Hauptpfades geheime Räume und Audio-Aufzeichnungen finden, die einen Einblick in die Verschwörung hinter dem Schwarzstahlgefängnis und das titelgebende Callisto-Protokoll geben, hält uns das Spiel in seinem Bann.

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Zwischen diesen Highlights gibt es aber immer wieder lange Durststrecken, bei denen wir von anderen Charakteren, die seltsamerweise nie denselben Weg nehmen müssen wie Jacob, durch von Mutanten gefüllte Gänge und Lüftungsschächte getrieben werden. Wenn dann zum zehnten Mal ein Aufzug abstürzt oder die eine essenzielle Brücke einbricht, die uns von der Freiheit trennt, wird "The Callisto Protocol" schon fast zur unfreiwilligen Komödie. Was an der Handlung fehlt, wird aber konsequent durch eine hervorragende Atmosphäre wettgemacht. Das Gefängnis und der Rest der Callisto-Kolonie sind nicht nur schaurig schön anzusehen, sondern klingen auch hervorragend. Immer wieder hören wir entfernt Kämpfe verzweifelter Überlebender oder das Gurgeln eines hungrigen Mutanten.

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