The Chant - Test / Review

Urlaub auf der Horror-Insel

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Auch wenn Halloween bereits hinter uns liegt, gibt es jedes Jahr einige Nachzügler im Bereich der Horrorspiele, die es erst Anfang November auf die Regale schaffen. "The Chant" vom kanadischen Entwickler Brass Token ist genau so ein Titel und verspricht eine Mischung aus Rollenspiel und Grusel verpackt in einen mysteriösen Kult. Als erstes Game des Studios wirkt "The Chant" sehr ambitioniert und versucht sowohl im Erzählerischen wie auch im Spielerischen neue Wege im Survival-Horror-Genre zu gehen.

Spiritueller Rückzugsort

Hauptcharakter Jess leidet unter starken Schuldgefühlen, nachdem ihre Schwester in einem Unfall ums Leben kam. Sie versucht sich in ihre Karriere in der Biomedizin zu fliehen, bis sie eines Tages eine Nachricht von ihrer früheren Freundin Kim erhält, die ebenfalls in den Unfall in ihrer Jugend verwickelt war. Kim lädt Jess auf Glory Island ein, wo sie selbst seit einiger Zeit an einem spirituellen Seminar teilnimmt. Entgegen der eigenen Vernunft nimmt Jess die Einladung an. Sobald sie auf der entlegenen Insel ankommt, tauchen bereits erste Warnzeichen auf. Die sechs Teilnehmer des Seminars sind alle mit weissen Roben bekleidet und himmeln den Anführer Tyler geradezu an. Es stellt sich heraus, dass es sich hier um einen alten Kult handelt, der seit geraumer Zeit an der Wirkung von auf der Insel gefundenen Kristallen forscht. Sie scheinen direkt von den Emotionen der Inselbewohner beeinflusst zu sein und insbesondere durch negative Emotionen übernatürliche Kräfte zu manifestieren.

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Bereits am ersten Abend im Kult lässt sich Jess zu einer Meditationsrunde überreden, wo alle Mitglieder an einem Kehlkopfgesang (im Englischen "The Chant") teilnehmen. Prompt öffnet das Ritual einen Riss in eine andere Dimension: den Gloom. Diese Welt voller parasitärer Tentakelwesen scheint sich an den negativen Emotionen der Bewohner zu nähren und versucht sukzessiv den Verstand der Kultmitglieder zu übernehmen und ihre dunkelste Vergangenheit hervorzubringen.

Tödliches Räucherwerk

Natürlich liegt es an Jess, den Gloom und seine schaurigen Bewohner zurückzuschlagen. Während ihr euch zu Beginn noch gegen Insektenschwärme zur Wehr setzt, stellen sich euch bald grössere und gefährlichere Gegner entgegen. Um euch zu wehren, habt ihr drei verschiedene Fackeln, die ihr aus Zweigen und Kräutern selbst herstellt und die jeweils anderen Gegnertypen besonders viel Schaden zufügen. Zur Unterstützung könnt ihr auch Salz und ätherische Öle einsetzen, um Fallen zu legen und Feinde zu betäuben, denn ihr tretet immer im Nahkampf gegen die Monster an.

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Gerade beim Kampf gegen mehrere Widersacher oder gegen die kreativ gestalteten Bosse sind hier flinkes Ausweichen und eine gute Nutzung all eurer Fähigkeiten der Schlüssel zum Erfolg. Jedes Mal, wenn ihr einen anderen Inselbewohner vom Gloom rettet, erhaltet ihr dessen Prisma und damit eine weitere Fähigkeit. So könnt ihr mit einer Welle an Kristallen etwa ordentlich Schaden austeilen oder Gegner gezielt verlangsamen, um ihnen einfacher zu entkommen. Oft ist die direkte Konfrontation bereits auf mittlerem Schwierigkeitsgrad nämlich keine gute Idee. Eure Ressourcen sind knapp, und die Kontrahenten können euch sehr schnell an den letzten Kontrollpunkt zurücksetzen. In bestimmten Gebieten gibt es ausserdem Manifestationen eurer eigenen Vergangenheit, die ihr nur temporär besiegen könnt.

Das Kämpfen hat aber auch seine Vorteile, denn wie eingangs erwähnt, setzt "The Chant" auf leichte Rollenspiel-Elemente. Jess verfügt über drei grundlegende Werte: Verstand, Körper und Geist. Körper ist dabei das einfachste Attribut, denn es spiegelt eure Gesundheit wider. Ist eure Körper-Anzeige leer, sterbt ihr. Ihr sammelt jedoch nur Erfahrung im Körper-Attribut, wenn ihr euch Feinden erfolgreich stellt. Euren Verstand hingegen wertet ihr auf, indem ihr versteckte Dokumente auf der Insel findet und lest. So lernt ihr nicht nur, was es mit dem Kult und dem Gloom auf sich hat, sondern verstärkt eure Abwehr gegen Panikattacken. Widersacher greifen nämlich nicht nur euren Körper an, sondern auch euren Verstand. Ihr könnt das zwar mit einem schnellen Tastendruck kontern, im Kampf ist die Chance trotzdem hoch, dass euer Verstand abnimmt. Ist er leer, entzieht euch eine Panikattacke jegliche Kontrolle. Ihr könnt nur noch wegrennen und euch an einem sicheren Ort erholen.

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Euer Geist ist als einziges ein rein positives Attribut. Geist fungiert als eine Art Mana für eure Spezialangriffe, kann aber alternativ auch benutzt werden, um durch Meditation euren Verstand wiederherzustellen. Ihr braucht also von allen drei Werten konstanten Nachschub. Durch gesammelte Erfahrungspunkte in den drei Disziplinen und durch versteckte Kristallen könnt ihr zudem in einem Fähigkeitenbaum gezielt euren Vorrat erweitern oder passive Boni freischalten. Diese Fähigkeiten sind ganz nett, mit Ausnahme des erweiterten Balkens für Gesundheit, Geist und Verstand wirken sie sich allerdings oft nur in sehr spezifischen Situationen merkbar aus.

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