The Last Oricru - Test / Review

Seltsam, kaputt und trotzdem charmant?

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Heute werden Action-Rollenspiele oft sofort mit "Dark Souls" verglichen, denn viele Entwickler haben sich von FromSoftwares Fantasy-Epos inspirieren lassen. Elemente, die ein solches Soulslike ausmachen, sind meist ein Fokus auf durch Ausdauer begrenzte Nahkämpfe, ein hoher Schwierigkeitsgrad, der den Bildschirmtod durch den Verlust wichtiger Ressourcen bestraft, und eine (meist düstere) Geschichte, die eher durch die Umgebung als durch Dialoge erzählt wird. Auf den ersten Blick gehört auch "The Last Oricru" vom tschechischen Entwickler GoldKnights in diese Nische.

Wer etwas Zeit mit dem Spiel verbringt, merkt schnell, dass es sich hier deutlich mehr um den Versuch eines kleinen Studios handelt, ein Game im Stil eines "Gothic" oder "ELEX" zu entwickeln. Als besonderes Extra könnt ihr dieses Abenteuer aber nicht nur allein, sondern auch zu zweit und entweder online oder lokal erleben. Ob sich diese Reise für euch allerdings lohnt, ist selbst unter den besten Umständen Geschmackssache.

Stirb an einem anderen Tag

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"The Last Oricru" ist ein Spiel zweier Welten - gleich zu Beginn. Protagonist Silver scheint überhaupt nicht in die Fantasy-Welt, in der sich humanoide Riesen und mutierte Ratten bekriegen, zu passen. Das hat auch einen guten Grund: Silver und seine menschlichen Gefährten stammen nicht von diesem Planeten, sondern sind hier auf besonderer Mission. Doof nur, dass alle vier der gestrandeten Menschen so drastisch abgestürzt sind, dass sie nur noch vage wissen, was sie überhaupt hierhin gebracht hat: die Suche nach einem technologischen Artefakt. Schnell werden die Überlebenden jedoch von den Naboru für ihre Zwecke eingespannt. Die Naboru sind die herrschende Rasse auf dem Planeten, die in ständigem Konflikt mit ihren Sklaven, den Ratten-ähnlichen Ratkins, zu stehen scheinen. Sie erkennen, dass die Menschen mit Technologie ausgestattet sind, die den Tod verhindern kann, und trainieren euch fortan als Krieger für ihre Sache.

Die Handlung in "The Last Oricru" ist zweifelsohne die grösste Stärke des Spiels, denn ihr allein entscheidet, wie der Krieg zwischen den Naboru und den Ratkins ausgeht. Ihr könnt euch den Werten der Tradition und Ordnung verschreiben und Seite an Seite mit der Königin einen Widerstand der Ratkins in die Knie zwingen oder euch ebenjenem Widerstand anschliessen und die Sklaventreiber gewaltsam der Gerechtigkeit zuführen. Später ist es sogar möglich, sich der mysteriösen dritten Fraktion, den Broken, anzuschliessen, die vom Krieg der anderen profitieren und ihn am Laufen halten wollen.

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Bereits in den ersten Spielstunden haben eure Entscheidungen einen grossen Einfluss darauf, wie die nächsten Gebiete aussehen. So erkundet ihr zwar in jedem Spieldurchgang die gleichen Orte, sie werden aber je nach Weg anders aussehen. Seid ihr auf dem Befreiungszug der Ratkins, müsst ihr ihnen etwa helfen, eine Burg einzunehmen. In einem anderen Durchgang verteidigt ihr dieselbe Burg gegen die angreifenden Ratten.

Egal was ihr macht und welche Entscheidungen ihr trefft: Sie werden nicht nur die Handlung beeinflussen, sondern auch eure Beziehung zu den verschiedenen Rassen. So könnt ihr euch selbst als Anhänger der Naboru mit den Ratten anfreunden, obschon es sehr schwierig ist, eure Seite im Krieg nachträglich zu ändern.

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Hinzu kommt die Tatsache, dass ihr als unsterblicher Held eure eigene Agenda habt und die Wiege des Lebens, ein Artefakt, das womöglich für die Entstehung des ganzen Planeten verantwortlich ist, finden müsst. Um eure eigenen Ziele zu erreichen, ist es oft nötig, Kompromisse einzugehen und eventuell sogar die eigene Fraktion zu hintergehen.

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