The Sinking City - Test / Review

Intensiv trotz Mängeln

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Umständliche Wegfindung

Was in „The Sinking City“ besonders nicht stimmt, ist der Spielkomfort. Wann immer ihr einen neuen Hinweis findet, wird dieser in der extrem kleinteilig geratenen Fallakte abgelegt. Dort findet ihr dann etwa auch mal den Hinweis drauf, wo sich der Unterschlupf eines Gesuchten befindet – in Rahmen der Recherche im Polizeirevier, bei der Zeitung oder auch in einem Krankenhaus müsst ihr Hinweise durch Eingabe von drei Suchkriterien auch mal selbst herausfinden. Das Doofe ist, dass „The Sinking City“ wirklich so gut wie keinen Ort, also eigentlich nie, für euch automatisch auf der Karte markiert. Stattdessen müsst ihr recht umständlich selbst einen Wegpunkt auf der Karte anhand der Infos markieren.

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Das allein wäre ja noch halb so wild, da ihr in der Stadt selbst nach Stunden aber kaum sämtliche Bezirke und Strassennamen auswendig kennen werdet, bedeutet die Suche nach dem richtigen Punkt für den Marker einen zusätzlichen Zeitaufwand, den Frogwares leicht hätte vermeiden können. Aber das Ziel, selbst nach einer Markierung immer wieder mal auf die Karte schauen zu müssen, um zu sehen, ob man zu Fuss oder mit dem Boot gerade auf dem richtigen Pfad ist, scheint gewollt zu sein. Da muss man gewiss nicht ausrasten, aber bewusste Spielzeitstreckung unterstellen darf man sehr wohl!

Tolle Atmo, mässige Technik

Die Atmosphäre des Spiels lebt nicht nur von den Fällen und Entscheidungen, sondern auch von der soliden deutschen Sprachausgabe. Eine etwas grössere Anzahl an Sprechern könnte es zwar geben, da sich die Stimmen relativ häufig wiederholen. Aber mit Erik Schäffler oder dem unter anderem aus verschiedenen Daedalic-Adventures bekannten Martin Sabel gibt es abseits dessen wenig zu meckern. Tragisch, aber verschmerzbar ist, dass unzählige Dialogzeilen in der deutschen Fassung mit einem deutlichen Knackslaut enden. Ein unnötiges Problem, das die Entwickler mittels Patches aber wohl noch bereinigen könnten.

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Weniger zuversichtlich sind wir hingegen in Bezug auf die Grafik, die zwar stilvoll daherkommt, aber auch allgemein grob und dennoch lange Ladezeiten und ab und zu störende Texturnachlader zeigt. So dauert nicht nur das Laden eines Spielstands locker zwei bis drei Minuten, auch bei der Schnellreise, die nicht jederzeit ausserhalb von Kämpfen, sondern ausschliesslich von entdeckten Telefonzellen in der Spielwelt möglich ist, dauert es recht lange, bis es weitergeht. All das macht das Spiel und dessen Atmosphäre nicht kaputt, genauso wie die teils holprigen Animationen oder die allenfalls durchschnittliche Mimik von Reed oder den NPCs. Ein technisch hochwertiges Spiel im Jahr 2019 sieht aber dennoch anders aus.

Fazit

Frogwares' „The Sinking City“ ist gewiss kein absolut glattgebügeltes Triple-A-Spiel. Die unzähligen kleineren und meist verschmerzbaren Mängel aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Tests sprengen. Die Story und die allgemeine Atmosphäre aber kommen sehr gut zur Geltung. Durchweg bin ich motiviert, meinen Charakter zu verbessern und vor allem zu erfahren, wie die Geschichte weitergeht.

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Am Ende ist das Spiel als Mischung aus „Sherlock Holmes“ und „Vampyr“ wohl am besten umschrieben, nur eben eins, mit deutlich mehr Ecken und Kanten. Das Ergebnis ist keineswegs schlecht, nur eben auch nicht richtig gut. Fans von H.P. Lovecraft sollten definitiv einen Blick riskieren. Wenn ihr jedoch mehr als eine gute Story und eine (mit Einschränkungen) intensive Atmosphäre, erhofft, dann sollte ihr euch eine Anschaffung zum Vollpreis gut überlegen. Ginge es allein um den Autor dieser Zeilen, dann schert euch nicht um die zahlreichen Schwächen. Objektiv betrachtet ist „The Sinking City“ aber nur ein gehobener Durchschnittstitel, den man getrost spielen kann, aber gewiss nicht muss.

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